Maurice Ravel 

Le Tombeau de Couperin

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Werkhintergrund:

 

Le Tombeau de Couperin (deutsch: Das Grabmal Couperins) ist ursprünglich eine Suite von sechs Klavierstücken. Begonnen hat sie der Komponist im Juli 1914, fertig gestellt war sie 1917. Der Titel der Suite mit ihren barocken und teilweise höfischen Tanzformen bezieht sich auf Werke des französischen Komponisten François Couperin (1668–1733).

 

Maurice Ravel hielt sich 1914, wie meist im Sommer, in Saint-Jean-de-Luz auf. Hier konzipierte er seine Musik, darunter auch ein Stück, das er zunächst Wien nannte, und das später als La Valse bekannt wurde, aber auch eine Musik für Klavier, die alte barocke französischen Tänze zum Thema haben sollte. Es war also eine kreative Phase, in der auch andere Stücke, wie das Trio für Violine, Cello und Klavier, entstanden.

 

Mit dem Wort „Tombeau“ wurde in der französischen Barockmusik vor allem eine Trauermusik für verstorbene Musiker bezeichnet, darauf bezieht sich Maurice Ravel in seinem Werk. Er betrachtete es aber nicht nur als Hommage an François Couperin allein, sondern für die gesamte französische Musik des 18. Jahrhunderts.

 

Im Ersten Weltkrieg meldete er sich 1915 freiwillig als Lastwagenfahrer und wurde 1917 aus dem Fronteinsatz entlassen. Erst in diesem Jahr konnte er das Stück vollenden. Die ersten fünf Sätze sind jeweils einem im Krieg gefallenen Kameraden Ravels gewidmet. Der letzte, eine Toccata, allerdings einem bereits am 24. August 1914 gefallenen Soldaten, dem Musikwissenschaftler und Kritiker Joseph de Marliave, einem bekannten Kenner der Streichquartette Ludwig van Beethovens und Ehemann der Pianistin Marguerite Long, die Ravel gut kannte. Projektiert hatte Ravel das Werk (wie erwähnt) bereits vor seinen Kriegserfahrungen. 1919 erstellte Ravel eine viersätzige Orchesterfassung der Suite. Eine weitere Version, aus drei Sätzen bestehend, legte er 1920 für das königliche schwedische Ballett vor.

 

Das Werk ist für Klavier zu zwei Händen entstanden und enthält sechs ursprünglich barocke Tänze. Inspirieren ließ sich Ravel durch eine Forlane aus den Concerts royaux IV von François Couperin. Mit zeitgemäßer Harmonik und impressionistischen Klangfarben schuf er eine Tanzsuite, die trotz der nachträglich eingefügten Erinnerungen an gefallene Kriegskameraden keine reine Trauermusik ist.

 

Uraufgeführt wurde die originale Klavierfassung von Marguerite Long am 11. April 1919 im Saal des Pariser Klavierbauunternehmens Gaveau. Es war ein großer Erfolg, die Pianistin musste das ganze Stück als Zugabe wiederholen.

 

Zur Erinnerung an (à la mémoire du …), wegen des tragischen Anlasses sollten die Namen nicht verschwiegen werden, auch wenn man sie heute nicht mehr kennen sollte* = in die Orchesterversion übernommen):

 

Prélude*  Lieutenant Jacques Charlot, ein Cousin von Jacques Durand, dem Musikverleger Ravels.

Fugue – (nicht in die Orchestersuite übernommen) Lieutenant Jean Cruppi, für dessen Mutter Ravel die Oper Die spanische Stunde komponiert hatte.

Forlane* – Lieutenant Gabriel Deluc, einem baskischen Kunstmaler aus Saint-Jean-de-Luz.

Rigaudon* – die Brüder Pascal und Pierre Gaudin, Jugendfreunde von Ravel, die 1914 gleichzeitig im Krieg gefallen waren.

Menuet* – Jean Dreyfus, bei dessen Familie Ravel sich nach der Entlassung aus dem Kriegsdienst erholte. Jean war der Stiefsohn von Madame Fernand Dreyfus, die sich nach dem Tod von Ravels Mutter um ihn kümmerte.

Toccata – (nicht in die Orchestersuite übernommen) Joseph de Marliave, Musikwissenschaftler, der mit der Pianistin Marguerite Long verheiratet und ein Freund Gabriel Faurés war.

 

 

1919 begann Ravel eine Orchesterfassung mit vier Sätzen der Suite zu erstellen, der wir uns im CD-Vergleich widmen wollen: 

 

1. Prélude, vif;

2. Forlane, allegretto;

3. Menuet, allegro moderatound

4. Rigaudon, assez vif.

 

Mit Fuge und Toccata ließ Ravel zwei Sätze für die Orchestrierung aus, da ihm deren Schreibweise allzu klavieristisch vorkam. (Wie bedauerlich, hätten wir doch sehr gerne auch diese beiden Sätze einmal von Ravel orchestriert gehört.) Außerdem änderte er die Reihenfolge. Mit dem Rigaudon sollte die Suite schwungvoll enden.

 

Die Instrumentation besteht in den Bläsern aus einer Piccoloflöte, zwei Querflöten, zwei Oboen, einem Englischhorn, zwei Klarinetten, zwei Fagotten, zwei Hörnern und einer Trompete. Die Streicher bestehen aus ersten und zweiten Violinen, Bratschen, Violoncelli und Kontrabässen (mindestens sechs, wie Ravel ausdrücklich vorgab). Außerdem ist eine Harfe vorgesehen. Veröffentlicht wurde diese Orchesterfassung am 28. Februar 1920.

 

Wie klingt nun ein musikalischer Grabstein? Traurig und verzweifelt möchte man antworten, doch Ravels Komposition ist auch voller Lebensfreude und Virtuosität. Aber wie oft bei Ravel von einem sanften Schleier der Sehnsucht und der Melancholie umgeben.

 

 

Der erste Satz, das Prélude, trägt die Tempobezeichnung vif (lebhaft). Die punktierte Viertelnote soll  92mal in der Minute angeschlagen werden. Die Tonart ist e-Moll, eine Tonart, die oft mit Trauer in Verbindung gebracht wird. Ein 12/16 Takt zieht sich durch den gesamten Satz. Ohne Wiederholungen besteht das Prélude aus 97 Takten. Die Dynamik bewegt sich zwischen pianissimo und forte. Der Satz ist ein kleines Sonaten-Allegro und baut auf einer Dreiklangsfigur auf. Er erinnert an das Drehen der Spindel einer Näherin. Das Anfangsmotiv wiederholt sich acht Mal in den ersten 13 Takten. Auf geschickte Art und Weise werden hier  die verschiedensten Puzzleteile aneinandergereiht und zueinander in Beziehung gebracht. Das Barock - hineinversetzt ins frühe 20. Jahrhundert -  lässt grüßen.

 

 

Der zweite Satz, eine Forlane, deren Original von Couperin Ravel zu diesem Werk inspirierte, hat einen markanten tänzerischen synkopischen Rhythmus im 6/8-Takt. Sie soll im Tempo Allegretto mit der Metronomzahl punktierte Viertel = 96 gespielt werden. Auch in diesem eigentlich eher heiteren Tanzsatz beginnt die Tonart mit e-Moll, die hier weniger Trauer vermittelt, als vielmehr Melancholie. Später wechselt sie vorübergehend zu E-Dur.

Die Forlane  erstreckt sich (ohne die Wiederholungen) über 162 Takte. In diesem Satz gelingt es Ravel, eine Verbindung des Urtümlichen mit dem Neuen und des Archaischen mit dem Modernen darzustellen. Der ornamentale Stil der Forlane geht unmittelbar auf Scarlatti zurück und Cortot hat Recht, wenn er auf ihre Raffinesse, sowohl was die Nonchalance des Rhythmus als auch die Mehrdeutigkeit der Harmonien betrifft, hinweist.

An seinen Freund und ehemaligen Schüler Roland-Manuel schrieb er am 1. Oktober 1914, dass er eine französische Suite schreiben werde: „Die ‹Marseillaise› wird darin nicht vorkommen, doch wird es eine Forlane, eine Gigue geben; allerdings keinen Tango.“ In der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg begann der Tango argentino in Europa Mode zu werden. Der damalige Papst Pius X. empfand allerdings diesen Tanz als anstößig und setzte ihn auf den Index. Und damals befolgte man noch die Anweisungen des Papstes. Statt Tango zu tanzen, sollten die Leute lieber den alten friaulischen Tanz Furlana wiederbeleben. Auch Pius X. stammte aus dem Friaul. Vorübergehend hatten demzufolge in jener Zeit triviale einfache barockisierende Tänze eine gewisse Beliebtheit. Später erschien ein wissenschaftlicher Artikel in der Zeitschrift Revue musicale von Jules Écorcheville, dem das Notenbeispiel einer solchen barocken Furlana oder Forlane von François Couperin beigelegt war. In dem Artikel wies Écorcheville nach, dass die historische Forlane vor allem von Kurtisanen getanzt wurde und durchaus erotische Elemente aufwies. Das hat der Papst wohl nicht gewusst. Ein Beweis dafür, dass im Vatikan keine Musikwissenschaftler arbeiten.

Ravel ließ sich davon inspirieren und begann noch im selben Jahr mit seiner Komposition, die unter anderem auch die Couperinsche Forlane aus dem Concerts Royaux IV zum Vorbild hatte.

 

 

Der dritte Satz, das Menuet, ist im 3/4-Takt gesetzt. Das Menuett ist ein eher ruhiger höfischer Tanz, der bei Ravel im wenig getragenen Tempo Viertel = 120 absolviert werden soll. Als Tempo ist auf dem Notenblatt auch ein  Allegro moderato vermerkt. Die anfängliche Tonart G-Dur geht nach 32 Takten, die wiederholt werden, nach g-Moll über. Das Stück ist durchgehend leise und hat insgesamt 128 Takte. Hans Heinz Stuckenschmidt schrieb dazu: „Hinter der hellen, spielerischen Bewegung dieser Tänze [...] verbirgt sich ein tief schmerzliches, ja tragisches Grundgefühl“. Olivier Messiaen zufolge klingen im Thema gregorianische  Intonationen an. Der Satz ist der Menuett-Form entsprechend dreiteilig. Er gliedert sich in achttaktige Gruppen, deren erste Phrase in der Reprise um eine Oktave hochtransponiert ist und  mit dem Thema des Mittelteiles, einer Musette, dialogisiert. Die Musette ist dabei von unerwartetem Ernst. Ravel reiht hier raffinierte Dreiklangs-Akkordfolgen aneinander,

 

 

Der vierte Satz, Rigaudon (schalkhaft, dreiteilig, grundiert von einer Spieldosenmusik, Ravel war ja verliebt in seine Spielzeuge, die er so gerne sammelte) ist ursprünglich ein heiterer, schneller südfranzösischer Volkstanz im geraden Takt. Bei Ravel ist es dies ein 2/4-Takt, der assez vif, „ziemlich lebhaft“, dargeboten werden soll. Eine Metronomangabe hat dieser Satz nicht. Nicht alles ist in diesem Tanz heiter, die impressionistische Nachdenklichkeit erscheint, wenn auch nur kurz, auch in diesem Stück, das zunächst in der Tonart C-Dur steht. Stimmungsvolle Volkstänze erfordern meist eine laute Musik, daher schreibt Ravel für den Rigaudon ein fortissimo für die Teile des Tanzes vor, die in C-Dur stehen. Doch im Mittelteil des Tanzes wird die Musik lyrischer, ein pastorales, Dudelsackmotiv mit dörflichen Charakterzügen. Die Tonart wechselt zu c-Moll, das Tempo verlangsamt sich (moins vif, „weniger lebendig“) und die Tonstärke verringert sich zu einem  pianissimo und Ravel schreibt dem Pianisten, wie auch den Streichern in der Orchesterfassung die Betätigung des Dämpferpedals  bzw. der sourdine vor. Der Rigaudon hat 128 Takte. François Couperin komponierte 1713 einen Rigaudon für sein erstes Buch der Pièces de clavecin, diesem ist das Stück von Ravel in seiner Rhythmik ähnlich.

 

Im Wissen, dass diese französische Musik unwiederbringlich der Vergangenheit angehört, aber ihre Formen („Prélude“ und „Toccata“ und „ Fugue“, die beiden letzteren nur in der Klavierfassung) und Tänze („Forlane“, „Menuet“ und „Rigaudon“) immerhin noch als Vorlagen für zeitgenössische Adaptationen dienen können, gibt sich der der tiefere Sinn des Suitentitels zu erkennen.

Während Ravel Form und Bewegungstypik (auch mit all ihren typischen Wiederholungen) aus dem 18. Jahrhundert genau übernimmt, wirken die einzelnen Sätze doch sehr fremdartig in ihrer Melodik und Harmonik.

Dabei verschränkt der Komponist Archaik und Moderne auf subtile Art. Modale, kirchentonartliche Wendungen wechseln mit alterierten, tonal mehrdeutigen Klängen. Vorzeichnung und Bassführung legen zwar eine bestimmte Tonart für jeden der Suitensätze nahe; doch scheint die Tonika, wenn überhaupt, meist nur mit fremden Nebennoten auf – lediglich der „Rigaudon“ endet mit einem klaren C-Dur-Akkord. Ravel nutzt zwar das ganze chromatische System, balanciert aber die Einzelakkorde so aus, dass sich aparte Reizklänge ergeben, die den Hörer in einen Schwebezustand zwischen klassischer und moderner Harmonik versetzen.

Auch die nach außen so klare Formgebung wird gleichsam subkutan durch irreguläre Perioden und asynchrone Rhythmen unterlaufen; namentlich in der „Forlane“ führt dies passagenweise zu starker Irritation bis hin zum Eindruck bizarrer Deformierung. So vermeint man „vergangene Musik“ zu hören, jedoch in eigentümlicher Verzerrung, die man sich zunächst kaum erklären kann.

 Er beschwört nicht die Musik der Vergangenheit in konservativer Rückschau, sondern vergegenwärtigt ihre Qualitäten, indem er sie in seiner eigenen Sprache für die Gegenwart fruchtbar macht. Die extreme Stilisierung dieser höfischen Formen und Tänze dürfte ihm, dem Meister der Maske und Maskierung, besonders entgegengekommen sein.

 

 

Pierre Lalo berichtet in Le Temps über eine Balletaufführung des Schwedischen Balletes in Paris, die allerdings das Prélude nicht mit beinhaltete und insgesamt 167 Mal aufgeführt wurde, „die Orchestrierung sei charmant, einfach und unaufwändig aber gleichsam äußerst geistreich, fein und gekonnt. Jede Klangfarbe, jede Nuance der Instrumente erzielt genau seine Wirkung. Man kann es nicht besser machen. Dieser Tombeau de Couperin, stellenweise mit Anklängen an Chabrier, aber eines spröden Chabriers ohne dessen Klangfülle, wie auch mit Anklängen an Fauré, aber eines Faurés ohne dessen Poesie, hat im Übrigen im Orchester viel mehr Charme als am Klavier: die Raffinesse der Instrumentierung kaschiert dessen Sprödigkeit und verleiht den kleinen, etwas fratzenhaften und erstarrten Grazien, die Ravels Kunst eigentlich nicht ebenbürtig sind, Leben und Beweglichkeit.“ Lalos Bericht endet mit einer bissigen Bemerkung, die bezeichnend ist für das Verhältnis des Kritikers zum Komponisten: „Le Tombeau de Couperin von Maurice Ravel, das ist hübsch. Aber wie viel hübscher wäre ein Tombeau de M. Ravel von Couperin!“ Da hatte der zeitgenössische Kritiker noch nicht alle Aspekte des Werkes durchschaut und zusammengefügt, aber immerhin – für uns interessant - schon in die Ästhetik des damaligen Musikgeschmackes eingeordnet.

 

Den Verlagsunterlagen von Durand zufolge erhielt Ravel für das Klavierheft (am 24.12.1917) 6000 Francs und für die Orchester-Suite (am 18.7.1919) 4000 Francs.

 

Man könnte versucht sein, den Tombeau mit der etwa zeitgleich entstandenen „Symphonie classique“ zu vergleichen, in der Prokofjew mit Menuett und Gavotte flirtet oder etwa mit Max Regers 1912 komponierten „Suite im alten Stil“ in Form eines Concerto grosso, das sich am Vorbild der Brandenburgischen Konzerte von Bach orientiert. Oder aber auch an Strawinskys „Pulcinella“. Oder Debussys „Hommage à Rameau“ in der ersten Serie seiner Images. Trotz aller Gemeinsamkeiten zielen Ravels Intentionen jedoch in eine etwas andere Richtung.

 

Ravel liebte es, sich selbst hintanzustellen und in andere Personen zu schlüpfen, wie gesagt ein Meister der Masken und Maskierungen. Für einen einfallsreichen Geist wie ihn war das eine Möglichkeit, auf klassische Formen zurückzugreifen und sie neu zu erfinden. Eine Gedächtnismusik wie ein „Tombeau“ bringt die nostalgische Sehnsucht nach einer fernen und verlorenen Welt zum Ausdruck, ein Gefühl, das Ravel gut kannte. Seine Vorliebe für die Welt des Archaischen spiegelt sich auch in seiner Musik wider. Er nimmt hier Bezug auf das “alte“ Frankreich, auf volkstümliche Themen, naive Lieder, Geschichten, die so traurig sind, wie verwelkte Rosen. Vergleichbares findet sich auch in „Le Menuet antique“, dem Menuett der „Sonatine“ und dem „Menuet sur le nom de Haydn“ und in einigen Liedern.

 

Was die Interpretation betrifft, sind die wertvollen Kommentare Vlado Perlemuters unverzichtbar, der noch das Privileg hatte, mit Ravel zu arbeiten. Daraus geht hervor, dass der Beginn des Prélude „äußerst deutlich und klar“ sein soll, „sehr lebhaft, aber, wie immer bei Ravel, ohne Hast“. Seine Anmerkung zur punktierten Achtelnote im ersten Takt der Forlana, die nach seiner Meinung keine Schwerfälligkeit duldet, findet leider nicht immer die nötige Beachtung; „nur eine leichtes Zögern vor der zweiten Zählzeit.“ Zur Forlana merkt Perlemuter an, Ravel habe „Wert auf alle Wiederholungen gelegt“. Das Menuet sollte „in flüssiger Bewegung“ gespielt werden, „ohne jegliche Schwere und immer mit der Vorschlagnote auf der Zählzeit...die Musette im gleichen Tempo und die folgende Episode (T. 49ff.) mit weit ausholender Bewegung.“ Die Oboenmelodie im Rigaudon müsse „ohne Nuancen“ gespielt werden, da Ravel der Ansicht gewesen sei, die Kontinuität der Melodie genüge sich selbst.

 

Wenn sich Dirigenten zum ersten Mal mit dem Tombeau de Couperin auseinandersetzen, stolpern sie häufig über die Tempobezeichnung, die zu Beginn für die Oboe vorgeschrieben ist. Dazu bemerkte Ravel ironisierend: „Selbst wenn ich überhaupt nichts hingeschrieben hätte, würde es auf das Gleiche hinauslaufen: Der Oboist kann es nicht anders spielen. Wenn er zu langsam ist, fehlt ihm der Atem, und er kommt nicht durch. Infolgedessen nimmt er das einzige Tempo, in dem er diese Sintflut an Noten überhaupt spielen kann. Es ist an ihm, die kleinen Klangnuancen hinzuzufügen, die diesen Beginn leichter spielbar machen, aber man kann ihnen nichts anderes sagen: sie müssen halt anfangen so zu spielen, wie sie können, das ist alles.“ Etienne Baudo,  ehemaliger Solooboist und Englischhornist an der Pariser Oper und im Orchestre Lamoureux, räumte ein, dass das Werk in den 30er-Jahren als „fast unspielbar galt“. Inzwischen hat die Musik von Ravel zweifellos die instrumentale Technik mit vorangebracht. Die Permanentatmung hat dem „atemraubenden“ Oboensolo schließlich den Schrecken genommen und wenn es um das Durchhaltevermögen des Oboisten geht, ist heute fast jedes Tempo möglich. Das eröffnet neue Spielräume für die Interpretation, die vor allem ein Celibidache für seine Sichtweise auf das Werk zu nutzen wusste. Alle Oboist(innen) unseres Vergleiches meistern ihr Solo aber auf ihre jeweils besondere Weise. „Kurzatmigkeit“ ist dabei weitestgehend Vergangenheit. Man kann sagen, dass man mit einer „guten Oboe“ schon einen großen Teil des Weges zum Gelingen einer guten Einspielung zurückgelegt hat.

 

Le Tombeau de Couperin erfordert vom Spieler (der Klavierversion) bzw. von den Spielern (der Orchesterversion) auch die Fähigkeit, fantasievoll mit der nur angedeuteten Gliederung umzugehen, um fade Gleichförmigkeit zu vermeiden. Es kommt darauf an, die Verzierungen zur Geltung zu bringen, den Ornamenten all ihren Reiz zu geben, ohne den Fluss zu unterbrechen.

 

Die ästhetische Auseinadersetzung mit Ravel bleibt ein immer aktuelles Thema. Die Leichtigkeit mit der er die unterschiedlichsten Strömungen und Idiome assimiliert, hat manchmal dazu geführt, ihn als akademischen oder sogar rückwärtsgewandten Musiker anzusehen. Aber das ist nicht richtig. Dieser Sichtweise ist entgegenzusetzen, dass er ein Klassiker ist, der sich einer modernen Sprache bedient.

 

(Text im Wesentlichen verfasst unter Zuhilfenahme von Wikipedia, Quellen siehe dort, dem Vorwort zur Partitur von Breitkopf und Härtel Nr. 5569 von Jean-Francois Monnard und auch dem Text im Beiheft der CD der Münchner Philharmoniker von  Peter Jost und eigenen Erfahrungen mit dem Stück)

 

 

Final zusammengestellt am 23.3.2021

 

 

 

 

Maurice Ravel um 1910, ein paar Jahre vor der Komposition von "Le Tombeau de Couperin".

 

 

 

 

Vergleich:

 

 

5

Kent Nagano

Orcheste de l´ Opera National de Lyon

Erato

1994

3:17  5:39  4:58  3:11  17:05

 

Nagano trifft den spezifischen Tonfall der Suite sehr gut. Besonders gut gelingt ihm das ausgewogene Verhältnis von treffender Charakterisierung der barocken Vorbilder in den Einzelsätzen einerseits und impressionistischem Klangfarbenspiel andererseits, das er vor allem mittels subtiler Phrasierung und liebevollem Detailreichtum erreicht. Er wird dabei von einem ausgesprochen flexiblen, präzisen und klangschönen Orchester unterstützt, das dem Ravelschen Idiom vollauf gerecht wird und zudem noch eine Prise französischer Eleganz mit einbringt

Von Beginn an überzeugt die Oboe mit einem angenehmen, recht beweglichen, vollen Ton, der nur noch von weitem, wenn überhupt, an den nasalen Ton früherer Generationen erinnert. Sie intoniert keineswegs starr sondern mit gefühlvoller Dynamik. Das gilt ohne jede Einschränkung für das ganze Orchester. Nur ganz entfernt würde man im 1. Satz, dem Prélude, an ein Spinnrad erinnert werden und auch nur dann, wenn man schon zuvor Kenntnis davon genommen hätte, es solle eines in irgendeiner Form dargestellt werden. Es fehlt ihm jeder Anflug eines mechanischen Duktus. Höchstens ein Spinnrad wie im Märchen (lautlos und verzaubert) käme hier in Frage.

Auch im 2. Satz, der Forlane, überzeugen die in diesem Werk so substanziell wichtigen Holzbläser ganz besonders. Auch das gerade früher in vielen Orchestern weniger gut besetzte und sich dadurch nur schlecht in den Holzbläserklang integrierende Englischhorn überzeugt mit schönem Klang, der sehr gut zur Oboe passt. Auffallend sind auch die vielen aparten Klangmischungen. Die Forlane wird im genau als richtig empfundenen Maß und ohne aufgesetzte frivole Mätzchen unter Spannung gesetzt und erscheint dem Hörer sehr kurzweilig.

Im 3. Satz (dem Menuett) vergisst Nagano auch die Nebenstimmen nicht, sodass er ungewöhnlich plastisch erscheint. Der inspiriert wirkenden Darbietung wird ein hohes Maß an süßer Melancholie zuteil. Die bei Zi. 6 begonnene recht ausladende Steigerung gipfelt bei Zi. 7 schmerzvoll. Immer wieder lässt der leuchtende Ton der Oboe aufhorchen.

Der 4. Satz (Rigaudon) gefällt innerhalb des ganzen Vergleiches am besten. Er klingt überaus energiegeladen und beginnt fast wie von der Tarantel gestochen. Da ist wirklich Leben drin, was ja auch das assez vif (genügend lebendig) zu bedeuten hat. Und das assez ist eben relativ zu verstehen und daher Interpretationssache. Bei Nagano heißt es quicklebendig. Die Musette (Zi. 5) hingegen erhält eine besonders gefühlvolle, man möchte sagen liebevolle Wiedergabe. Die Liebe zum Detail durchzieht übrigens die ganze Suite.

Der Klang der Aufnahme ist vor allem bei den solistischen Darbietungen recht körperhaft und offen. Im Tutti geht diese Eigenschaft leider etwas verloren. Die beweglichen Streicher könnten noch eine Idee voller und runder klingen.

 

5

Neville Marriner

Academy of St. Martin in the Fields

Hänssler

1994

3:06  5:25  5:00  3:10  16:41

 

Die Besonderheit der Einspielung Marriners ist, was nach Kenntnis der exzellenten Aufnahmen der kürzlich besprochenen Stücke („Der Schwan von Tuonela“ und „Concierto de Aranjuez“) nicht mehr verwundern konnte, die konzise Tempogestaltung, die Betonung weit geschwungener Bögen und die exzellente Qualität der Holzbläser. So wird das Prélude nun erneut gänzlich unter einen weiten Bogen gespannt. Die Oboe agiert leicht und behände mit müheloser Souveränität auch hier wieder mit einem sehr angenehmen, ausgewogenen Ton, den man vielleicht als minimal hauchig bezeichnen könnte, wenn er eine menschliche Stimme wäre. Sie klingt besonders ebenmäßig, ein Einebnen des Charakters aber dabei gänzlich vermeidend.

Dabei wird - wie auch in der folgenden Forlane - die Oboe nicht über Gebühr herausgestellt. Vielmehr steht hier die Äquilibristik der Holzbläser im Vordergrund. Die Oboe ist lediglich Prima inter pares. Sie gefällt aber durch ihren biegsamen, flexiblen Klang sehr. Der tänzerische Charakter der Forlane bleibt durch die leichten rhythmischen Betonungen immer sehr präsent, wird aber beileibe nicht aufdringlich. Besonders die kleinen Sprungfiguren verfehlen ihre Wirkung nicht. Klasse!

Das Menuett erhält außerordentliche solistische Eloquenz. Die gut ausgehörten Mischklänge erfreuen mit fein abgestimmter Farbigkeit. Dieser Satz wirkt wie aus einem Guss. Auch der 4. Satz (Rigaudon) kommt dem Ideal wohl sehr nahe. Er besticht bei allem Bewegungsimpuls vor allem durch größtmögliche Transparenz.

Marriner gelingt eine ausgewogene Mischung aus Barock und Impressionismus, aus Subtilität und Expressivität und aus Eleganz und Inspiration. Das Orchester spielt ganz ausgezeichnet und auch der Klang überzeugt. Und das Beste eigentlich ist: Marriner macht von alledem kein Aufhebens.

Der Klang ist kammermusikalisch transparent, das Orchester gut gestaffelt. Die Präsenz ist sehr gut, ebenso die Dynamik.

 

5

Stéphane Denève

Radiosinfonieorchester Stuttgart des SWR

Hänssler

2012  LIVE

3:23  5:58  4:48  3:14  17:23

 

Das Stuttgarter Orchester ist in unserem Vergleich gleich drei Mal vertreten. In der Anzahl wird es nur vom Orchestre de Paris gemeinsam mit seinem Vorgängerorchester dem Orchestre du Conservatoire de Paris mit fünf Einspielungen überboten. In allen drei Aufnahmen kann man herausragendes Stuttgarter Oboenspiel hören, was in diesem Stück schon fast die „halbe Miete“ ist. Ihr Ton kann als Musterbeispiel für einen modernen Oboenton gelten. Lebendig, geschmeidig und leuchtend, voll aber nicht füllig und vor allem extrem flexibel. Das Prélude, keineswegs überhastet dargeboten, wirkt hier besonders hellhörig, nuanciert und ausgewogen. Es kommt einer subtilen Perfektion ziemlich nahe. Und das live.

Auch in der Forlane lauscht man, wie in den beiden Aufnahmen zuvor auch, einem partiturgenauen p-Spiel, was bereits einen großen Teil des Zaubers ausmacht. Die gefühlvolle Phrasierung lässt die leise, gedämpfte Stimmung aber nicht ins Beliebige abgleiten. Der Tanz wirkt rhythmisch federnd, bisweilen sogar etwas kokett. Das Tempo ist überzeugend. Immer wieder spielt sich die weich und voll klingende, biegsam und flexibel singende Oboe ins Bewusstsein des Hörers, ohne aber dem klanglichen Geschehen im Orchester enthoben zu sein.

Das Menuett klingt geheimnisvoll und durchaus ambivalent. Das Differenzierungsvermögen der Oboe aber auch des ganzen Orchesters ist ganz erstaunlich. Auch die Lautstärke wird perfekt abschattiert. Jeder der weiß, wie schwer eine so differenzierte Gestaltung der Lausstärke bei der Oboe zu realisieren ist, muss seinen Hut ziehen. Das Menuett wirkt so lyrisch und expressiv gleichermaßen.

Der Rigaudon klingt frisch und ebenfalls auffallend gut ausgehört. Im Mittelteil begeistert die perfekte tonliche Abstimmung von Oboe und Englischhorn, aber auch die Flöte überzeugt mit ihrem fein abgestimmten, gefühlvollen Spiel. Ihr Vibrato hat Modellcharakter.

Der Klang wirkt hier außerordentlich kultiviert. Mit Vibrato wird im Jahr Eins nach Norrington sparsam umgegangen, wenn überhaupt, dann passgenau und dezent. Eine Spielweise wie auf Zehenspitzen und eine Labsal für den Hörer. Hier wird die in früheren Einspielungen öfter zu hörende cembalohafte Härte völlig vermieden. Stattdessen hören wir einen präzisen, sprechenden, klangfarbenreichen und trotzdem trennscharfen Gesamtklang, der in seiner Delikatesse dem Ideal für die Musik Ravels wohl wie der in Lyon und bei der Academy sehr nahe kommen dürfte.

Der Klang der Aufnahme ist plastisch, sehr transparent und sehr gut gestaffelt. Gegenüber der Aufnahme Celibidaches wirkt sie voller, gegenüber der Gelmettis (beide ebenfalls mit dem RSO Stuttgart) präsenter. Sie ist klanglich sozusagen das Beste aus den beiden anderen Aufnahmen. Vom Publikum geht keinerlei Einflussnahme auf das musikalische Geschehen aus.

 

5

Claudio Abbado

London Symphony Orchestra

DG

1987

2:59  5:30  4:58  3:01  16:08

 

Abbado Beitrag zur Diskographie des Stückes zeichnet sich durch besondere Partiturnähe aus. Nach unserer Messung hält er im Prélude genau die vorgegebene Metronomangabe ein, was bei uns einen passagenweise etwas hastigen Eindruck hinterließ. Dennoch vermeidet Abbado einen objektiven oder distanzierten Ausdruck, was anderen Einspielungen in diesem Tempo nicht immer gelingt. Dabei hilft ihm das geschmeidig agierende, präzise und farbkräftige Orchester. Die souverän gespielte Oboe mit ihrem offenen, minimal harten Klang kommt nicht ganz an die sonore und geschmeidige Klanglichkeit der zuvor genannten Einspielungen heran.

Dass Abbado auch die Vorlagen gebende Musik des Barock fest im Blick hat, zeigt auch die Forlane. Sie klingt tänzerisch beschwingt, munter, differenziert und lebendig, bleibt aber auch wie in einem festen rhythmischen Korsett verhaftend. Ein völlig legitimer Ansatz, den Abbado überzeugend umsetzt.

Auch im Menuett, in dem ebenfalls stets die p- und pp-Vorschriften umgesetzt werden (auch von der Oboe!) glänzen die sehr guten Bläsersolisten mit äußerst differenziertem Vortrag (auch das Englischhorn!).

Auch der Rigaudon profitiert vom profilierten concertare des Orchesters. So vereint diese Einspielung virtuose, mühelose Leichtigkeit mit großer Transparenz und Partiturtreue. Sie gelingt rhythmisch prononciert, wie mit dem Cembalo gespielt (d.h. mit höchster Präzision, wie kalligraphiert) aber trotzdem farbig und dynamisch,

Der Klang der Aufnahme vereint die Präzision einer trockenen Akustik mit lockerer Räumlichkeit. Transparenz wird groß geschrieben. Der farbige Klang ist dynamisch, das Orchester gut gestaffelt.

 

5

André Previn

Royal Philharmonic Orchestra London

EMI

1985

3:28  6:04  5:23  2:58  17:53

 

Previns Einspielung unterscheidet sich von derjenigen Abbados deutlich. Er drängt den Einfluss der barocken Vorbilder sehr weit zurück und überlässt stattdessen dem hier pastellfarbenen Impressionismus ein weites Feld. Hier klingt nichts drängend oder mechanisch. Die Einspielung macht einen uneigensinnigen Eindruck, denn es scheint, als überließe sich Previn dem Fluss der Musik, was natürlich nicht heißen soll, dass er seine Leitungsaufgaben dem Orchester gegenüber vernachlässigen würde. Sonst käme das Orchester nicht zu einem solchen, keine Nebenstimme ignorierenden natürlich fließenden, geschmeidigen und präzisen Vortrag.

Im Prélude wirkt das maßvolle Tempo gegenüber Abbado überhaupt nicht gehetzt, sondern ganz im Gegenteil besonders gefühlvoll. Previn hat einen wachen Sinn für die ravelschen Zwischentöne.

Die Forlane wirkt so fast zärtlich ausgeformt. In einem behutsamen Duktus wird sehr differenziert, gar sorgsam gespielt. Die Oboe ist hier ein Instrument unter anderen, es erfolgt keine solistische Hervorhebung. Sie fügt sich geschmeidig und klangvoll in das zerbrechliche Klanggefüge mit ein.

Das Menuett wirkt nun auch wegen des subtilen Spiels des Orchesters etwas gedankenschwer. Auch die Steigerung bis zum ff bei Zi. 7 wird nicht überdeutlich herausgestellt. Die feine melancholische Note wird auch nicht durch aufbrechenden Schmerz gestört, den andere Einspielungen hier versuchen darzustellen.

Der Rigaudon wird nicht aufgedonnert, eher delikat rhythmisiert und geschmeidig phrasiert. Im Mittelteil brilliert die Oboe mit einem schönen, geschmeidigen Ton  und auch die übrigen Holzbläser wissen zu gefallen. Überhaupt spielt das Orchester besonders sorgfältig.

Der Klang der Aufnahme ist relativ weich, recht gut gestaffelt, aber leider etwas entfernt, was der unmittelbaren Präsenz nicht gut bekommt. Die wäre aber vielleicht auch für Previns Konzept eher kontraproduktiv gewesen.

 

5

Sergiu Celibidache

Radiosinfonieorchester Stuttgart des SWR

DG

1978  Live

3:48  6:53  4:22  3:33  18:36

 

Von Celibidache sind uns zwei Aufnahmen bekannt, wobei es wohl auch noch zumindest eine weitere mit einem italienischen Rundfunkorchester der RAI aus den 60er Jahren geben soll, die uns aber nicht vorlag. Die beiden vorliegenden Einspielungen kann man durchaus als exzentrisch bezeichnen, zumindest was die Temponahme angeht. Sie liegen zeitlich mit sechs Jahren Abstand recht nah beisammen, sind aber trotzdem in ihrer Exzentrik unterschiedlich ausgeprägt. Die spätere Münchner Einspielung ist um eine weitere Minute und zehn Sekunden exzentrischer. Viele lehnen diese Exzentrik von vorne herein ab, andere waren ihr geradezu verfallen. Wie so oft sollte man die Einspielung aber zuerst vorurteilsfrei hören und sich erst dann, möglichst differenziert, ein Urteil erlauben.

Das Prélude geht Celibidache recht langsam an aber auch fernab jeder Hektik, was wir in diesem Satz als ausgesprochen wohltuend empfanden. Die Dynamik wirkt ebenso wie die Phrasierung penibel ausgehört, was den ravelschen Farbvaleurs außerordentlich zugute kommt. Trotz des relativ betagten Live-Mitschnitts des damaligen Süddeutschen Rundfunks klingt die Musik außerordentlich transparent und deutlich. Der gelassene Duktus belässt dem Stück durchaus seinen Prélude-Charakter und lässt erheblich mehr sanft schmerzende Melancholie durch als viele andere Einspielungen, die hier flott und hart intoniert werden. Die Oboe hat mit dem großzügigen Tempo keine Probleme (zumindest keine hörbaren), klingt ausgesprochen flexibel und sehr farbig. Das Gesamtniveau des Orchesters hat jedoch noch nicht ganz den Feinschliff wie bei Denève, aber die Aufnahmequalität ist auch lange nicht so gnädig, sondern rückt den Spielern ziemlich dicht auf die Pelle.

Auch die Forlane ist relativ breit angelegt, man kann hier auch durch den wiegenden Gestus durchaus einen leicht lasziven Unterton heraushören. Auch die farbige Gestaltung der Holzbläser, allen voran die Oboe, unterstützen diese Anmutung. Das gesamte Orchester spielt aber recht geschmeidig.

Im Menuett bewundert man den wunderbar erzählenden Ton, der dem Hörer ganze Geschichten mitgibt. Es ergeben sich – gerade auch mit der Sourdine – magische Klangwirkungen, die hier voll ausgekostet werden.

Im Rigaudon ist das Tempo recht flott. Es wirkt nach den anderen Sätzen geradezu aufgekratzt. Aber auch hier ist genug Raum für sorgsame Phrasierung. Besonders der Mittelteil (hier wird das moins vif sehr wörtlich genommen), bietet Oboe, aber auch der Flöte die Gelegenheit zum großen Auftritt, ihre Soli werden zu kleinen Arien.

Nach den gerade zuvor gehörten Aufnahmen von Abbado und Ansermet empfanden wir Celibidaches  Tempowahl als durchaus legitim, konnte die ganze Suite doch geradezu einmal richtig durchatmen und zur Ruhe kommen. In allen Sätzen entgeht der Dirigent einer mechanisch oder motorisch anmutenden Ausführung, wozu die Suite zum Teil geradezu einlädt, völlig. Das barocke Vorbild wird fast gänzlich in den Impressionismus überführt (sublimiert). Möglich wird dies durch die phantasievollen Solisten, allen voran eine Oboe, die in der Lage ist, die langsamen Tempi mit Inspiration auszufüllen.

Dem Klang heftet ein leichtes aber gut vernehmbares Rauschen an. Die Musiker sind gut zu orten, die Staffelung gelingt präsent. Der Gesamtklang ist jedoch nicht so fein aufgelöst und brillant wie bei Denève.

▼ eine weitere Aufnahme des Dirigenten folgt gleich im Anschluss

 

5

Sergiu Celibidache

Münchner Philharmoniker

MPHIL

1984  LIVE

3:58  7:13  4:56  3:39  19:46

 

Noch ein wenig weiter weg vom barocken Gestus des Préludes ist der Dirigent sechs Jahre später, nun bereits zum Chefdirigenten des Münchner Orchesters geworden. Das Orchester spielt nun keine barocken Affekte mehr sondern in erster Linie Charakterstücke, Ausdrucksmusik. Die Melancholie wird nun noch etwas deutlicher: Noch weicher, voller, runder und leuchtkräftiger als das Spiel des Orchesters in Stuttgart. Die Oboe spielt ebenso, fast könnte man aber meinen sie wäre aus Stuttgart importiert worden oder hätte sich nach München verirrt.

Der Forlane wird nun fast ein Zeitlupentempo zuteil. Aber, und das ist entscheidender als das bloße Tempo, sie bleibt trotzdem spannend - auch weil man jedes Detail nun neu oder doch zumindest anders, in jedem Fall aber in größter Deutlichkeit hört. Sicher könnte der eine oder andere Musikfreund dieses Tempo bereits mit gutem Grund als zerdehnt bezeichnen. Spätestens seit Einstein wissen wir aber, dass auch die Zeit relativ ist. Auch wenn der Tanz nun fast zu einem Wiegenlied geworden ist. Vielleicht stellte sich Celibidache auch einen Tanz zu sehr fortgeschrittener Stunde vor, da geht es nicht mehr so flott? Jedenfalls kann man nirgendwo das Notierte subtiler oder detailreicher hören als hier oder lässt sich die Struktur besser verfolgen. Der schwebende Klang ist ein ganz besonderer Genuss für die Klangsensualisten unter den Hörern. Der wehmütige, nun eigentlich richtig traurige Charakter, der das alles ergibt, lässt nun auch an einen Tanz denken, der nicht mehr getanzt werden kann, es ist nur noch die traurige Erinnerung daran, was einmal war. Zu einem Teil sind Ravels Masken hier gefallen. Insofern hat Celibidache vielleicht den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf getroffen?

Im Menuett scheint der Ton der Oboe eine Spur weniger modulationsfähig zu sein als der Ton der Stuttgarter, also minimal starrer, jedoch kompensiert sie das durch einen Klang wie Samt und Seide. Die Dynamik bei Zi. 6 und 7 wird hier breitbandig ausgereizt, wirkt aber trotzdem wie danach sofort wieder aufgehoben, wie entmaterialisiert, als ob sich ein Traum gerade aufgelöst hätte. An Klangkulinarik ist das Spiel der Münchner kaum zu überbieten. Er wurde seinerzeit von vielen bewundert, von einigen, auch anderen Dirigenten, sogar beneidet.

Der Rigaudon ist nun wie in Stuttgart frisch und fidel. Im Mittelteil ab Zi. 5 moins vif (weniger lebendig) bewundert man die vorbildliche Abstimmung und Phrasierung von Oboe und Englischhorn, die noch etwas über das Stuttgarter Maß hinausgeht.

Celibidache mag den Pfad der Tugend in Hinsicht auf die von Ravel gewünschte Temponahme vielleicht (vor allem in der Forlane) verlassen haben. Er formt die Musik aber liebevoll aus und bringt jedes Detail vortrefflich zu Gehör. Die Oboe macht das alles klaglos mit und weiß der Interpretation sogar noch Glanzlichter aufzusetzen.  Im Orchester fällt allenfalls die gegenüber den anderen Holzbläsern etwas schmal klingende Klarinette auf. Hier hören wir ganz viel Ravel, ganz wenig Barock und eine gehörige Portion Celibidache. Zweifellos exzentrisch, aber das war Ravel ja auch.

Die Aufnahme des Bayerischen Rundfunks verfügt über leuchtende Farben, klingt offen und transparent, weich und voll. Sie  ist großzügig gestaffelt und vermittelt sehr gut die vorzügliche Deutlichkeit des Orchesterspiels.

 

 

 

4-5

Georg Solti

Chicago Symphony Orchestra

Decca

1980

2:52  5:30  4:28  2:59  15:49

 

Eine ganz andere Welt betritt man, wenn man Soltis Einspielung hört. Solti gibt einen straff organisierten Duktus vor, der jede Gefühligkeit im Keim erstickt. Die barocken Formen erhalten einen hohen kinetischen Drive, der zudem noch mit einer Prise ungarischen Temperamentes gewürzt erscheint.

Das imaginäre Spinnrad dreht sich im Prélude energiegeladen, fast forsch. Das Orchester, mit der gewohnt hohen Präzision spielend, gestattet sich keinerlei persönliche Anmerkungen, oder vielmehr Solti scheint sie nicht zu gestatten. Vielleicht ist auch einfach das Tempo schuld daran, dass die Solisten wie an der kurzen Leine geführt wirken. Dynamisch wirkt dieser Satz etwas mechanisch, wie so oft bei einem barocken Präludium. Der Ton der Oboe ist sehr offen und etwas hart, kann aber noch als geschmeidig bezeichnet werden.

In der Forlane, rhythmisch zumeist straff, tänzerisch, südländisch temperamentvoll, stellenweise auch einmal hart, kommen die solistischen Momente viel besser zur Geltung. Solti lässt sich hier auffallend von den jeweils führenden Solisten oder Solisten-Paaren (wie sich das für einen Tanz gehört) leiten. Die Folge ist eine sehr hohe Eloquenz. Das Orchester spielt brillant. Das tänzerische Moment kommt sehr gut zur Geltung.

Im Menuett erzielt Solti schöne Wirkungen der Klangfarben. Der Ton der Oboe blüht aber bei weitem nicht so schön auf wie in den vorgenannten Einspielungen, es fehlt ihm die verführerische Süße wie in Stuttgart oder München, oder auch in Lyon. Auch die Flöte übertreibt es etwas mit ihrem Vibrato. Die Steigerung bei Zi. 7 gelingt intensiv.

Im Rigaudon ist Solti in seinem Element. Er lässt hier die spritzige Virtuosität seines Orchesters hören, vor allem die Passagen mit Horn- und Trompete lassen nun aufhorchen. Im Mittelteil wünschte man sich erneut einen weicheren und flexibleren Oboenton. Er ist aber gekonnt um nicht zu sagen perfekt mit dem Ton des Englischhorns abgestimmt. Das p-Spiel wird weitestgehend beherzigt.

Der Klang der Aufnahme ist sehr gut durchhörbar, präsent und sehr brillant. Er transportiert jedoch wenig Wärme, was aber auch eine Eigenheit des straff organisierten, absolut homogenen Orchesters sein könnte. Wenn man bedenkt, dass es sich um eine der ersten Digitalaufnahmen der Decca überhaupt handelt, ist der Klang erstaunlich plastisch und voll.

 

4-5

Charles Dutoit

Orchestre Symphonique de Montréal

Decca

1984

2:45  5:18  4:29  2:46  15:18

 

Kaum weniger virtuos präsentiert sich das Orchester aus Kanada. Hier dreht sich im Prélude eine moderne Hochleistungsspindel. Das Orchester erweist sich als besonders geeignet für die Ravelsche Musik. Transparent und leicht. Auch die Oboe klingt tonschön und virtuos. Der Duktus jedoch erschien uns jedoch aufgeregt und etwas zu hektisch. Zudem eher dramatisch als lyrisch.

Die Forlane erklingt zwar präzise und unbekümmert aber auch etwas kraftlos. Klanglich wirkt sie nicht so fein und liebevoll ausgehört und detailreich wie bei Nagano, Denève oder Celibidache. Der Gestus ist vorwärtsgerichtet, das Geheimnisvolle verschwunden.

Im Menuet klingt die Oboe mit ihrem offenen und hellen Klang teilweise etwas hart. Auch teilweise etwas hastig und weniger abgetönt wie z.B. in Stuttgart. Mit der Chicagoer Oboe kann sie aber mehr als mithalten. Eigentlich spielt sie hier auch immer zu laut. Der Tanz wirkt diesseitig und wenig melancholisch (was ja per se nichts Schlechtes bedeutet).

Der Rigaudon (Dutoits bester Satz) klingt prall und quirlig, sehr flott und brillant. Hier passt der orchestrale Zugriff sehr gut zum Satz. das gilt jedoch nur für die beiden Außenteile. Dem bäuerlich-liedhaften Mittelteil geht jedoch trotz eloquenter Soli die Poesie weitgehend ab.

Dutoit klammert die Melancholie über die verlorene Vergangenheit nahezu komplett aus. An ihre Stelle setzt er stattdessen die Lebensfreude des Hier und Jetzt.

Der Klang der Aufnahme ist transparent und auch in der Tiefe recht gut gestaffelt. Er ist zudem recht brillant aber auch etwas hell und nicht völlig frei.

 

4-5

Bobby McFerrin

Münchner Rundfunkorchester

BR Jubiläumsedition

1993 – 2001 LIVE

3:02  6:00  4:29  3:03  16:34

 

Leider konnte das 3 CDs umfassende Set mit verschiedenen Dirigenten keine genaue Auskunft über das Aufnahmejahr geben. Die angegebenen Daten sind dann doch etwas zu pauschal geraten. Die Darbietung des im Sender nur die zweite Geige nach dem Sinfonieorchester spielenden Orchesters ist aber alles andere als pauschal geraten. Sie wirkt sogar besonders spontan. Man spürt förmlich wie das Orchester im Prélude gemeinsam atmet. Der lebendige Gestus hebt sich wohltuend von den vielen barockisierenden, eher starren Versionen ab. Die Oboe phrasiert sauber mit einem sehr angenehmen Ton.

Auch in der Forlane lässt sie ihren vollen, farbigen und flexiblen Ton hören, bisweilen hört man die typischen Geräusche bei der Permanentatmung. Das Englischhorn ist nicht ganz auf dem Niveau der Oboe. Es wird auch passagenweise leicht von den Streichern verdeckt. Im Ganzen eine lebendige, tänzerische Darstellung.

Das Menuet erklingt in einem passenden, flüssigen Tempo, cantabel und ausdrucksvoll phrasiert. Der Rigaudon erklingt als feuriger Ausklang, im Mittelteil gönnt man bzw. der/die Spieler/in sich, seine herrliche Arie in einem gesunden Forte vorzutragen. Auch die anderen Holzbläser machen ihre „Sache“ ganz ausgezeichnet.

Die Aufnahme ist besonders präsent, sehr transparent und sehr gut gestaffelt. Das Publikum brilliert mit einigen gekonnten Husteneinlagen, was immerhin auf ein Konzert im Winter schließen lassen könnte. (Nur welches Jahr?) Auch beim Blättern der Noten auf dem Pult ist man bisweilen hautnah dabei.

 

4-5

Pierre Boulez

Cleveland Orchestra

DG

2001

3:15  5:48  5:13  3:13  17:29

 

Von Pierre Boulez liegen zwei Einspielungen vor. In der ersten von 1973 stand er am Pult der New Yorker Philharmoniker, deren Chefdirigent er damals war, in der zweiten dirigierte er das Cleveland Orchestra. Beide unterscheiden sich recht deutlich, dass aber die eine der anderen vorzuziehen wäre, kann man nicht behaupten. Da entscheidet vielleicht auch der persönliche Geschmack des Hörers.

Das Prélude erinnert im Gestus vielleicht  in dieser Aufnahme am ehesten an ein arbeitendes Spinnrad. Aber an ein gut geöltes, geschmeidiges und perfekt funktionierendes. Das Spiel des Orchesters besticht durch einen staunenswerten Perfektionsgrad. Gegenüber dem Orchester aus Chicago klingt es hier (allerdings auch über 20 Jahre später) erheblich geschmeidiger und nicht so vordergründig virtuos, was aber auch an der fordernden Herangehensweise Soltis liegen könnte. An die New Yorker 1973 darf man in der Beziehung gar nicht denken. Das Zusammenspiel ist traumwandlerisch sicher. Auch die Oboe besticht durch eine bei amerikanischen Orchestern selten anzutreffenden, weichen und stimmungsvollen Tongebung. Die dynamischen Kontraste waren jedoch in New York deutlich auffälliger, ohne hier in Cleveland aber bereits von einer Einebnung sprechen zu können.

Auch die Forlane hat gegenüber der Aufnahme aus New York etwas an rhythmischer Pointierung und dynamischer Akribie verloren, Dafür klingt es jedoch erheblich verführerischer, voller und insbesondere das Holz substanziell homogener.

Beim Menuet verhält es sich ganz ähnlich. Es klingt erheblich cantabler als 1973, aber auch weniger bewegt. Das Vibrato der Oboe ist aber viel dezenter und geschmackvoller als in New York. Auch der Rigaudon klingt weniger lebendig als 1973. In der Musette (Zi. 5) klingen Oboe und Englischhorn perfekt aufeinander eingespielt, auch Flöte und Klarinette klingen ausgezeichnet. Das Concertare ist beindruckend homogen. Summa summarum: Die neuere Aufnahme klingt mit einem Orchester der Sonderklasse erheblich einheitlicher und sublimierter als die ältere während die ältere natürlicher und direkter wirkt

Der Klang der Aufnahme ist sehr klar und recht weich aber weniger brillant als 1973 in New York. Das Orchester wird plastisch und gut gestaffelt abgebildet.

▼ eine weitere Aufnahme des Dirigenten folgt gleich im Anschluss

 

4-5

Pierre Boulez

New York Philharmonic Orchestra

CBS – Sony

1973

3:08  6:00  5:02  2:54  17:04

 

Was die orchestrale Qualität anlangt kann die ältere New Yorker mit der neueren Einspielung aus Cleveland nicht ganz mithalten. Auch die Oboe klingt recht leicht, offen und etwas hart, aber anders als die bei Abbados LSO nicht so geschmeidig und geläufig und im Ganzen gleichförmiger. Persönliche Zutaten sucht man bei Boulez´ Einspielung vergebens.

Die Forlane kommt ohne neckische Anspielungen aus, wird schön fließend und teilweise graziös gegeben. Boulez agiert aber lange nicht so partiturbewusst wie Abbado, zumindest was die Beherzigung des äußerst dezenten p-Spieles anlangt. Das gilt übrigens ähnlich für die Cleveländer Einspielung. Die geheimnisvolle Komponente kommt daher bei Abbado wesentlich stärker zum Tragen. Für den tänzerischen Zugriff wird hier in New York erheblich mehr rhythmische Pointierung riskiert als später in Cleveland.

Das Menuet klingt stimmig, das Orchester spielt recht subtil, vor allem auch in der Dynamisierung, die frischer wirkt als in Cleveland.

Der Rigaudon fliegt wie im Flug dahin, tänzerischer und bewegter. Die Musette ab Zi. 5 (moins vif) gelingt sehr schön, bei vielen wirkt dieses Tempo zu schnell, hier seltsamer Weise nicht.

Der Klang der leicht rauschenden Aufnahe wirkt luftig, recht weiträumig, sehr klar, aber trotzdem auch leicht hallig. Man vermisst allenfalls etwas Klangfülle.

 

4-5

Ernest Ansermet

Orchestre de la Suisse Romande

Decca

1960

3:32  5:27  4:50  2:53  16:42

 

Auch von Ernest Ansermet existieren zumindest zwei Aufnahmen. Beide mit dem OSR, die ältere entstand 1953 noch in Mono, die jüngere als Remake dann 1960 in der damals noch recht neuen Stereotechnik. Die Unterschiede sind ziemlich gravierend, zuerst wegen der technischen Entwicklung, die in diesem Fall fast einen Quantensprung darstellt und dann auch wegen der allerdings subtileren Weiterentwicklung der Spieltechnik des Orchesters. Nach Kenntnis der neueren Einspielung spricht jedoch eigentlich nichts mehr für die ältere. Die Streicher klingen 1960 viel voller und konturierter. Der Klang als Ganzes ist erheblich reizvoller, transparenter, viel räumlicher, voller mit den frischer wirkenden Klangfarben. Er wirkt aber nicht wesentlich detaillierter, denn in diesem Bereich ist die alte Mono-Aufnahme bereits nicht schlecht geraten. Aber auch der Klang der  1960er hat für heutige Ohren schon Patina angesetzt denn der Frequenzbereich wirkt leicht eingeengt und das Rauschen fällt dieses Mal für Decca – Verhältnisse ungewöhnlich hoch aus. Das Orchester wird allerdings sehr gut in den Raum hinein gestaffelt. Bei der Oboe jedoch gibt es kaum Fortschritte zu vermelden denn sie hat auch in der späteren Einspielung mit kleineren spieltechnischen und vor allem klanglichen Problemen zu kämpfen.

Die Oboe ist bei Ansermet deutlich als Solist zu hören. Der Gestus in der Forlane ist tänzerisch bewegt, fast als beschwingt zu bezeichnen. Das Orchester wirkt aufmerksam, kein Detail geht verloren, mit dem p-Spiel hat man jedoch seine liebe Not. Auch und besonders die Oboe. Beim zuvor gehörten Abbado, der die unteren Lautstärkegrade minutiös beachtet, klingt der Satz alleine schon dadurch ungleich schattenhafter und geheimnisvoller. Ansermet lässt dafür aber rhythmisch gut artikulieren wodurch sich gemeinsam mit der farbigen Gestaltung eine schöne Lebendigkeit einstellt. So gelingt ihm durch sein gut herausgearbeitetes staccato bei den Geigen einen leicht hüpfenden Gestus mit einzubringen. Das Orchester zeigt sich insgesamt gegenüber 1953 deutlich verbessert (wie erwähnt). Das Englischhorn bewegt sich jedoch wie ein Fremdköper durch den ganzen Satz, es zieht durch den ungehobelten, archaischen Klang die ganze Aufmerksamkeit auf sich und könnte so bei empfindsameren Hörern den ungetrübten Genuss an der Musik verderben.

Das Menuett gelingt Ansermet mit einer schönen atmosphärischen Gesamtwirkung. Die Oboe kann oder will aber einfach kein pp spielen, es kommt immer mindestens ein mf dabei heraus, sauber intoniert ist sie leider auch nicht immer. Die anderen Holzbläser müssen sich in der Lautstärke anpassen.

Auch in dem abschließenden Rigaudon könnten die dynamischen Kontraste größer sein. Hier ist aber das ff besonders wichtig und das klingt schön knackig. Auffallend ist hier, wie deutlich nun das Englischhorn gegenüber der Oboe akustisch zurückgesetzt wurde, das mindert das duettieren auf gleicher Höhe besonders in der Musette, ist aber angesichts der Qualität des Englischhorns nachvollziehbar. Vielleicht wollte man aber auch eine ähnliche räumliche Wirkung erzielen wie Berlioz im dritten Satz seiner Symphonie fantastique? Davon steht jedoch nichts in der Partitur.

▼ eine weitere Aufnahme des Dirigenten folgt weiter unten in der Liste

 

4-5

Gianluigi Gelmetti

Radiosinfonieorchester Stuttgart des SWR

Capriccio

1989

3:00  5:40  4:58  3:33  17:11

 

Selbst ohne zu wissen, dass es sich wieder um das RSO Stuttgart handelt, würde man es sofort erkennen. Was schon alleine am Spiel der Solooboe möglich ist. Im Prélude erscheint das Orchester und insbesondere die Oboe sehr weit entfernt zu sein, was angesichts ihrer Qualität bedauerlich ist. Das Spiel des Orchesters wirkt leicht und luftig, was dem Prélude eine aparte Wirkung verleiht.

In der Forlane klingen die Holzbläser dann wesentlich präsenter. Solisten und die instrumentalen (Tanz)paare sind hier ziemlich keck unterwegs, aber etwas weniger subtil und etwas robuster als bei Celibidache und Denève mit demselben Orchester.

Auch das Menuet klingt durchweg lauter intoniert und weniger schwebend und geheimnisvoll. Ein pp wird weitgehend außer Acht gelassen zugunsten eines tragenden (viel ungefährlicheren) Tons. Besteht hier doch ein viel geringeres Risiko, dass der Oboe einmal der Ton abbrechen könnte als bei einem richtigen pp-Spiel würde. Ihr Beitrag ist aber erneut sehr gelungen: unaufdringlich und mit leuchtendem Ton. Die Flöte und auch die Klarinette spielen noch nicht ganz mit derselben Klasse wie bei Denève.

Auch in der Forlane wird die Dynamik etwas pauschaler behandelt als in den beiden anderen Aufnahmen des Orchesters.

Der Klang der Aufnahme ist weniger präsent als bei Celibidache und bei Denève, aber durchaus transparent,  gar luftig und leicht hallig, die Klangfarben wirken besonders beim Holz und beim Blech eher pastellfarben als leuchtend.

 

4-5

Seiji Ozawa

Boston Symphony Orchestra

DG, Pentatone

1974

3:21  5:32  4:45  2:57  16:35

 

Bei dieser Einspielung hat der Musikfreund die Möglichkeit nach vielen Jahren die Aufnahme bei Pentatone auch in der damals um Marktdurchsetzung „kämpfenden“ Quadrotechnik zu hören. Die DG machte zwar die Aufnahmen in Quadrotechnik, brachte die entsprechenden LPs aber damals gar nicht erst in dieser Form auf den Markt. Wenn man nur den Stereo-CD-Layer der SACD mit der DG-CD vergleicht, wirkt das Klangbild bei Pentatone etwas entfernter, die Klangfarben etwas natürlicher, die Transparenz etwas gesteigert. Die DG-CD ist dafür jedoch präsenter und etwas dynamischer, im lauten Tutti aber etwas mulmig. Und um die Aufnahme dann auch noch mit der im Anschluss folgenden Haitink-Aufnahme zu vergleichen, die ebenfalls in Boston entstanden ist: Diese klingt nochmals präsenter, glanzvoller und etwas „knackiger“.

Die Oboe klingt aber bei Ozawa souveräner und erheblich ausgewogener, weicher und runder als bei Haitink. Das Orchester agiert ebenfalls souverän. Die Bewegung im Prélude ist fließend, ohne Hektik. Ozawa hält die Waage zwischen impressionistischen Ausdruck und klarer Diktion. Die Forlane wird in einem Tempo tänzerisch durchgezogen, sozusagen ohne besondere Vorkommnisse. Das Menuett klingt etwas verträumt und beschaulich, wird aber durchweg klangschön gespielt. In der Forlane stört der Hall in beiden Versionen (Pentatone und DG) etwas die klaren Konturen. Eine Eigenheit der leeren Symphony Hall, die die DG aufnahmetechnisch nicht immer in den Griff bekam. Die tänzerischen Elemente kommen dennoch effekt- und temperamentvoll zur Geltung.

 

4-5

Bernard Haitink

Boston Symphony Orchestra

Philips

1996

3:29  6:19  5:03  3:04  17:55

 

Nach der Stuttgarter Oboe der Gelmetti-Aufnahme gehört (das Alphabet gibt es so vor) stellt die Bostoner Oboe einen Rückschritt dar, sowohl klanglich als auch in der Art des viel weniger geschmeidigen Spiels. Aber auch die 22 Jahre ältere Einspielung Ozawas zeigt einen jüngeren, ausgewogeneren Klang des Instruments. Bei Haitink gleicht die Oboe klanglich am ehesten der New Yorker Aufnahme von Boulez. Der Ton ist leichter, offener und hat weniger Rundung und Feinschliff als bei Gelmetti (auch als die Cleveländer Oboe). Aber die Detailuntersuchung muss man nicht auf die Spitze treiben, denn auch wenn die Oboe das wichtigste Instrument der Suite ist, ist sie doch nicht alles.

Der leicht sägende Unterton des Instruments verhindert in der Forlane aber nicht, dass auch schöne Cantilenen zu hören sind. Haitink verhindert jede Beiläufigkeit, setzt zum Teil auch kräftige Akzente und behandelt den Rhythmus prononciert.

Im Menuet erfolgt die Steigerung von Zi. 6 zu Zi. 7 etwas halbherzig, die Streicher klingen mitunter auch nicht ganz homogen.

Der Rigaudon wird frisch, dynamisch und sehr vital angegangen, und auch beschwingt und virtuos umgesetzt. Das Tanzbein fühlt sich herausgefordert. Da auch der Mittelteil sehr gelungen ist, ist dies der beste Satz der Haitink-Aufnahme. Insgesamt hören wir hochklassiges Orchesterspiel, das sich aber hinter Cleveland, Chicago und Boston (1974) einreihen muss und eine sehr sorgfältige Darstellung.

Der Klang der Aufnahme wirkt kammermusikalisch intim, präsent und sehr hellhörig, offen, sehr transparent und klangfarbenstark.

 

4-5

Eduardo Mata

Dallas Symphony Orchestra

RCA

1982

3:16  6:02  4:45  3:14  17:17

 

Leider ist die Aufnahme aus der frühdigitalen Zeit besonders bei den Violinen ziemlich unnatürlich und verfärbt. Ansonsten ist sie gut gestaffelt, transparent und farbig. Wäre der Gesamtklang völlig unverfärbt gelungen, diese Einspielung müsste deutlich höher eingestuft werden.  Denn Mata legt großen Wert auf Flexibilität und vermeidet so im Prélude einen übermäßig starren und mechanisch wirkenden Duktus. Das vorherrschende pp wird liebevoll umgesetzt. Die Oboe glänzt mit einem schönen Ton und einem tragenden p.

Die Forlane wird bei aller Subtiliät der Artikulation und der besonders gelungenen Differenzierung der unteren Stärkegrade lebendig dargeboten. Es ist ein geschmeidiger Tanz mit jungen Paaren, durchaus geheimnisvoll, eher wenig melancholisch. Das Orchesterspiel gefällt sehr gut, eher besser als das der Bostoner oder New Yorker.

Im Menuett gefallen die ausgeglichen gut besetzten Holzbläser sehr gut, die Steigerung bei Zi. 7 fällt weit weniger gewaltig aus als beim zuvor gehörten Martinon. Insgesamt eine sehr ausgewogene Darstellung, die besonders vor Ohren führt, wie ärgerlich die Verfärbungen der Violinen für den Gesamteindruck ausfallen.

Der Rigaudon klingt leicht und locker, ohne Druck und lebendig. Die Musette (d.h. der Mittelteil) klingt ausdrucksvoll. Hier lässt Mata dann doch noch ein gehöriges Maß an Melancholie durchwehen. Die ganze Suite macht einen inspirierten Eindruck. Mata wird allen Facetten des Stückes gerecht, wenn da nicht die Tontechnik mit dem gläsernen, harten und verfärbten Klang der Violinen wäre, musste man von einer Spitzenaufnahme schreiben.

 

4-5

Josip Pons

Orchestre de Paris

Harmonia Mundi

2018

3:17  6:22  4:43  3:11  17:33

 

Dass die schmal und spitz klingende französische Klangkultur der Oboe der Vergangenheit angehört, konnten wir zuvor schon bei den Einspielungen Eschenbachs und Naganos hören. Bei Pons` Aufnahme handelt es sich wohl um den gleichen Instrumentalisten wie bei Eschenbach, zu ähnlich sind Spielkultur und Ton um anderes zu vermuten.  Echtes pp stellt für diese Oboe kein Problem dar. Klangschön und intensiv, stets die differenzierte Dynamik beherzigend, darf sie hier aber selten einmal zeigen, was in ihr steckt. Das Prélude wird von Pons und dem Orchester sehr dezent und transparent dargeboten. Die Ähnlichkeiten mit Eschenbachs Einspielung sind evident.

Die Forlane wird präzise, detailreich und stark abschattiert gegeben. Das tänzerische Moment wird stark zurückgefahren. Die Streicher könnten geschmeidiger klingen, man hat den Eindruck, dass es auch nicht sonderlich viele waren. Auch das Menuett wird ausgesprochen zurückhaltend angegangen, das Barock wird sozusagen melancholisch umgarnt. Pons` zurückhaltender Zugang zeigt sich auch beim Rigaudon, das man schon virtuoser und farbiger gehört hat. Das Spiel ist aber sehr geschmeidig und etwas hellhöriger als bei Eschenbach. In der Musette (Zi. 5) darf die Oboe dann endlich einmal schwelgen und zeigen, wie schön sie singen kann, was ihr die anderen hochklassigen Hölzer dann auch schön nachmachen. So kultiviert, dass man hier von einer großstädtischen und keiner dörflichen Musette mehr reden muss. Auffallend lange lässt Pons den letzten Akkord ausschwingen.

Der Klang der neuesten Einspielung im Vergleich ist insgesamt gut, recht klar, könnte aber angesichts des Aufnahmedatums durchaus brillanter sein. Zusammen mir der Interpretation bewirkt der Klang die besondere, abgedämpfte Stimmung dieser Produktion.

 

4-5

André Cluytens

Orchestre du Conservatoire de Paris (heute: Orchestre de Paris)

EMI

1962

3:00  5:26  4:51  3:15  16:32

 

Vom belgischen Dirigent liegen zwei Einspielungen vor: die ältere mit dem französischen Rundfunkorchester von 1953, die neuere mit dem wenige Jahre nach dieser Aufnahme dann Orchestre de Paris genannten Klangkörper. In dieser Aufnahme hören wir noch den „alten“ modulationsarmen französischen Oboenton: hell, hart und wenig sinnlich. Der Duktus hat sich gegenüber 1953 im Prélude erheblich geändert. Er ist nun deutlich weniger hektisch und viel gefühlvoller. Auch in der Forlane wird die Dynamik viel subtiler beherzigt, wiewohl das vorgegebene p nicht durchgängig beherzigt wird. Im Menuett klingt die helle Oboe sehr bemüht und mit der Intonation ringend. Es geht ihr so die gewünschte Leichtigkeit ab. Die Vorschlagsnoten klingen eigensinnig (von oben statt von unten bewegt man sich zur Hauptnote). Im temperamentvollen Rigaudon verweist die Flöte die Oboe, Klarinette und das Englischhorn deutlich auf die hinteren Plätze (besonders im Mittelteil). Insgesamt ist die Musette aber gelungen und deutlich atmosphärischer, konturierter und farbiger als in der alten Aufnahme.

Auch die Technik erweist sich als erheblich plastischer und differenzierter, darüber hinaus sehr farbkräftig und dynamisch. Vor allem die Streicher sind nun gleichberechtigte Partner und klingen viel wärmer.

▼ eine weitere Aufnahme des Dirigenten folgt weiter unten in der Liste

 

4-5

Christoph Eschenbach

Orchestre de Paris

Ondine

2005

3:15  :45  5:03  3:05  17:08

 

Erheblich ausgewogener und noch tonschöner (und der Pons-Aufnahme sehr ähnlich) als das „Vorgänger-Orchester“ unter Cluytens präsentiert sich das OdP unter seinem damaligen Chef Christoph Eschenbach. Wie Pons fühlte sich auch er sich dem p-Bereich besonders verpflichtet. Die Oboe wird nicht besonders herausgestellt. So wird auch die Forlane kein Konzertstück für Oboe und Orchester. Sie erklingt sehr dezent und subtil, könnte aber etwas aufreizender „getanzt“ werden. Der Duktus wirkt teilweise etwas mechanisch, teilweise aber auch graziös. Die Oboe überzeugt durch klangschönes Spiel (aber nicht so differenziert wie bei der Stuttgarter Oboe). Dieses setzt sich auch im Menuett fort. Es wirkt aber etwas beschaulich. Ausgezeichnet gespielt wirkt auch der abschließende Tanz (Rigaudon), versehen mit einem nur ganz leichten Hang zur Betulichkeit, etwas weniger lebendig als bei Denève oder Celibidache (von Nagano nicht zu reden). In der Musette kann der Hörer einem klangschönen Konzertieren der Holzbläser folgen.

In dieser Einspielung „siegt“ der Impressionismus über das Barock. Wie auch die Einspielung unter Pons kleidet diese Aufnahme die sonst oft so farbige Suite in einem modernen Grau ein. Modisch, aber für „Grabsteine“ oder sagen wir besser „Erinnerungsstücke“ doch auch treffend.

Der Klang ist recht transparent und weich, könnte aber etwas brillanter und lebendiger sein, er wirkt gar etwas belegt.

 

4-5

Herbert von Karajan

Orchestre de Paris

EMI, Warner

1969

3:28  6:20  5:08  3:28  18:24

 

Hier liegt eine der ganz wenigen modernen (nach seiner Zeit mit dem Philharmonia Orchestra) Aufnahmen vor, die Karajan mit einem anderen Orchester als den Berliner oder Wiener Philharmonikern eingespielt hat. Nach dem plötzlichen Tode Charles Munchs, der nach der Umbenennung des Orchesters aus dem Conservatoire-Orchester ein Orchester von weltstädtischem Flair und Glanz aufbauen sollte, wurde Karajan als musikalischer Berater bestellt. Karajan selbst beklagte aber die Faulheit („Faiblesse“) der Musiker und war mit dem Orchester unzufrieden. Er beschloss nach ein paar Jahren, trotz der damals erstmals aufkeimenden Querelen mit den Berlinern von seinem Amt in Paris zurückzutreten und seinem Berliner Orchester weiterhin die Treue zu halten und sich auf sie noch mehr zu konzentrieren.

In dieser Einspielung macht das Orchester jedoch einen guten Eindruck. Im leichten und luftigen Gesamtklang hört man orchestrale Präzision und Kultiviertheit (anders als bei mancher nachfolgenden Barenboim-Produktion aus Paris). Die Aufschwünge im Prélude werden voll ausgekostet, was dann mitunter etwas massiv wirkt.

In der Forlane spielen die Streicher teilweise willkürlich (d.h. eine entsprechende Anmerkung in der Partitur negierend) zu laut. Sie kommt aber weitgehend wie auf „Samtpfötchen“ daher, sehr behutsam im Bewegungsablauf. Sehr wohl tänzerisch und zu keiner Sekunde langweilig.

Im Menuett stört die hier noch nasal eingefärbte Oboe. Bei Zi. 7 bietet Karajan den zu erwarteten großen Aufschwung. Er lässt aber dabei „die Kirche im Dorf“, anders als Martinon ein paar Jahre später, ebenfalls mit dem Pariser Vorzeigeorchester.

Der 4. Satz klingt klangmächtig, ein wenig repräsentativ aufgedonnert und im Tempo etwas gebremst und breit wirkend. In der Musette ufert das Vibrato der Oboe etwas aus, es sollte wohl innere Bewegtheit ausdrücken, ansonsten ist sie aber klangschön ausgeformt und wirkt sogar wie eine intime ländliche Oase der Ruhe und der Einkehr. Der Schlussakkord verrutscht ein wenig, erstaunlich, dass man ihn so stehenließ.

Die Einspielung lag sowohl in einer alten EMI- als auch einer neuen Warner-Pressung vor. Die Empfehlung geht eindeutig an die Version von Warner. Sie ist deutlich weniger hallig, viel transparenter und präsenter. Dynamisch, tief gestaffelt und luftig sind sie beide.

 

4-5

Eugene Ormandy

Philadelphia Orchestra

CBS

1958

3:06  6:06  5:00  2:53  17:05

 

Ormandys Einspielung des Werkes wirkt durchgehend straff durchorganisiert und stützt sich auf ein brillantes Orchesterspiel. Er stellt jedoch manches Mal den Effekt in den Vordergrund. Sie krankt etwas an dem durchweg zu lauten Spiel der Solisten. Allen voran der Oboe. Sie meidet ein echtes pp wie der „Teufel das Weihwasser“, sie klingt starr, einförmig und monochrom. Wie das ganze Orchester agiert sie jedoch technisch makellos.

Auch in der Forlane klingt sie strahlkräftig aber mit unflexiblem Ton, was in noch höherem Maß für das Englischhorn gilt. Sie scheint den Ton einer Trompete als Idealziel anzuvisieren. Der Satz klingt durchweg zu laut und dynamisch nur zwischen mf und ff differenziert. Solistische Brillanz und voller „Sound“ stehen hier in der Agenda weit vor subtiler Melancholie.

Auch das Menuet klingt etwas vordergründig und dynamisch wenig differenziert. Es fällt nun auf, dass sich die Oboe auf die Solistenposition gestellt hat, sie bläst also direkt links neben dem Dirigenten, statt sich mit ihrem angestammten Platz mittig und etwas nach hinten versetzt zu bescheiden. Entsprechend aufdringlich klingt es dann auch. Aber es gibt ja nichts, das nur Nachteile hat. Diese überaus präsente Brillanz hinterlässt schon Eindruck. Zwiespältig aber auf amerikanische Art doch eindrucksvoll.

Der Rigaudon bekommt einen virtuosen, dynamisch prall ausgefüllten Rahmen, in dem der Mittelteil (die Musette) genügend Raum für die hier ins Elegische gesteigerten Elemente zulässt (sanfte Melancholie ist Ormandys Sache nicht). Hier sind Oboe und Englischhorn auch besser aufeinander abgestimmt als noch zuvor.

Trotz des teils vordergründigen und dynamisch wenig sensiblen, eher robusten aber brillanten und virtuosen Spiels verfehlt Ormandy den Gestus der Suite nicht und gefällt immer noch viel besser als die vielen weichgespülten Einspielungen ohne feste Konturen. Eine gewisse Ähnlichkeit mit Soltis Einspielung ist zu bemerken, nur ist hier die Würze weniger ungarisch geschärft als vielmehr deftig – amerikanisch mit etwas zu viel Geschmacksverstärkern.

 

 

 

4

André Cluytens

Orchestre National de l´ORTF (heute: Orchestre National de France)

Documents

1953 MONO

2:57  5:42  4:40  3:01 16:20

 

Das Orchester macht einen sehr gut einstudierten Eindruck. Es spielt sauber, technisch eigentlich makellos. Dennoch wirkt das Prélude etwas hektisch und steril. Der barocke Anteil steht so im Vordergrund.

Die Forlane mit einem schön fließenden Grundtempo wird nahezu rubatolos durchgezogen. Der Rhythmus muss hier für sich alleine stehen. Ohne Finessen.

Im Menuet vermisst man ein richtiges p-Spiel (was eigentlich für die ganze Suite gilt), generell wirken die Kontraste und dynamischen Abstufungen nur halbherzig.

Der beste Satz ist auch hier der abschließende Rigaudon, der beschwingt, pointiert und luftig vorgetragen wird. Im Mittelteil spielt die Oboe recht flexibel, obgleich immer noch zu laut.

Der Klang ist trotz Mono-Klanges recht transparent, ein Bassbereich fehlt jedoch fast völlig. Er ist ziemlich ausgewogen weder schrill, noch topfig. Die Holzbläser kommen äußerst präsent ins Bild, die Streicher spielen hier noch lediglich eine Nebenrolle. Das ändert und bessert sich dann in Cluytens zweiter Einspielung.

 

4

Paul Paray

Detroit Symphony Orchestra

Mercury

1959

2:51  5:00  4:02  2:44  14:37

 

In Parays Einspielung scheint das imaginierte Spinnrad auf Rekordjagd zu sein. So schnell dreht es sich in keiner anderen Vergleichsaufnahme (außer Dutoit), jedenfalls hat man den Eindruck unbedingter Geschwindigkeit. Details werden, so gut es das rasante Tempo eben zulässt, nicht vernachlässigt. Die Oboe klingt schalmeienhaft, sehr nasal und ohne klangliche Substanz.

Auch in der Forlane geht es besonders rhythmisch zu, die Streicher werden teilweise percussiv, also wie Rhythmusinstrumente eingesetzt. Da die Spielweise auch die pp-Bereiche vorbildlich mit einschließt, ergibt sich ein seltsam unwirkliches, obskures Bild. Eine „Klasse für sich“ bildet das Englischhorn, es klingt erbärmlich wie eine kaputte Oldtimerhupe. Der Satz wirkt als Ganzes fast mechanisch und wie abgespult. Die Tänzer erscheinen wie Figuren in oder auf einer Spieldose. Dieser Ansatz steht demjenigen Celibidaches diametral entgegen, hier wird überhaupt kein Wert auf Klangsensualismus gelegt. Dazu fügt sich, dass das Orchester dünn und die Akustik ziemlich trocken wirkt.

Im Menuett kommt keinerlei Melancholie auf, denn bei der Oboe blüht kein Ton wirklich auf. Zudem gesellen sich ein karger Orchesterklang, die fast flüchtige Spielweise und das hohe, wenig gefühlvoll wirkende Tempo. Der Mittelteil wird stark, fast gewaltsam gesteigert (Zi. 6 und 7). So oder so ähnlich könnte das Menuet zu Ravels Zeiten geklungen haben.

Der Rigaudon wird mit einem gewissen militärischen Drill durchgepeitscht. Zur Musette passt der schalmeienhaft Ton der Oboe recht gut, dieser Teil ist dann auch tatsächlich der traurigste Teil der Suite, aber sogar er wirkt ein wenig flüchtig.

Paray treibt das Orchester mit barocker Rasanz durch die Suite. Dabei wird jeder Anflug von balsamischem Schönklang außer acht gelassen. Hier siegt ganz deutlich das barocke Tempo über die impressionistische Gefühlswelt. Immerhin ein interessanter Zugang, fast mit einer Alleinstellung.

Der Klang ist zwar präsent, wirkt dieses Mal aber karg und enthaltsam. Zudem rauscht es deutlich.

 

4

Armin Jordan

Orchestre de la Suisse Romande

Erato

1986

3:18  5:25  4:56  2:59  16:38

 

Das Prélude klingt ganz anders als in der Aufnahme Ansermets mit demselben Orchester (nach 26 Jahren dürften allerdings die meisten Musiker von damals nicht mehr dabei sein). Die Abläufe wirken viel glatter, auch gleichförmiger, teilweise auch undeutlich, wie genuschelt. Viel sanfter aber doch noch nicht oberflächlich.

In der Forlane klingt das Orchester besser als das Orchestre National de France mit Inbal, das gerade zuvor gehört wurde, voller, brillanter und präziser. Der Tanz läuft wie selbstverständlich, unaufgeregt und glatt durch. Wie auch im Menuet kommt nicht viel Spannung auf. So wie es sich eigentlich für ein barockes Menuett gehört. Der Rigaudon klingt recht brillant und forsch. Die Musette recht flott.

Der Klang der Einspielung ist weit weniger farbig als bei Ansermet, also blasser, aber weiträumiger und weniger präsent. Die hohe Transparenz gewährleistet aber eine sehr gute Durchhörbarkeit des kompletten Instrumentariums.

 

4

Gerard Schwarz

Seattle Symphony Orchestra

Koch

1995

3:13  6:14  4:46  3:17  17:30

 

Die Besonderheit dieser Produktion ist der damals neu instrumentierte originale zweite Satz aus der Klavierversion, der Fugue (zu deutsch ebenfalls Fuge). Dankbar ist man, ihn einmal im orchestralen Gewand (von David Diamont) zu hören, jedoch versteht man auch sofort, warum ihn Ravel nicht mit in die Suite aufnahm.

Im Prélude hört man einen soliden Oboenton, recht geschmeidig, intonationssicher und im Ton mit einem leicht heiseren Unterton, der aber nicht weiter stört.

Die Forlane wirkt etwas plump und schwer. Das hierzulande weniger bekannte Orchester von der amerikanischen Westküste macht seine Sache gut, lässt aber nirgends aufhorchen. Das Menuett bleibt etwas bedächtig, der bei Zi. 7 gipfelnde, schmerzliche Anstieg wirkt nicht zwingend, das plötzliche Zerinnen (wie ein Auflösen) danach ist übrigens bei allen Einspielungen ganz ähnlich hörbar. In der Forlane erreicht das Orchester nicht ganz die Virtuosität und Perfektion der Besten, sie wirkt vordringlich klar und gut geordnet. In der Musette messen sich die Holzbläser wieder miteinander, wobei die Flöte das Rennen macht. Die Holzbläser sich also nicht ganz ebenbürtig.

Generell fehlt der leidlich inspirierten Einspielung etwas das Hintergründige. Melancholie sucht man fast vergeblich.

Der Klang der Aufnahme ist insgesamt gut, ganz gut gestaffelt, transparent und ausgewogen. Die Klangfarben könnten etwas wärmer sein, vor allem bei den Violinen.

 

4

Richard Hickox

City of London Sinfonia

Virgin

1988

3:08  5:48  4:39  3:01  16:36

 

In dieser Aufnahme leitet Hickox das von ihm selbst gegründete Orchester wenig spektakulär aber grundsolide. Der seine Laufbahn als Barockspezialist beginnende Dirigent bringt die barocken und impressionistischen Elemente zu einer guten Synthese bei der keines der Elemente zu kurz kommt. Klangfarben und ihre Mischungen werden dabei wenig ausgekostet. Dem wahrscheinlich relativ klein besetzten Orchester fehlt es generell etwas an Fülle und Glanz. Es tut sich mit einem echten pp schwer und klingt am den entsprechenden Stellen wenig geheimnisvoll. Der Rigaudon gelingt  - wie so oft – am besten, beschwingt, sogar ein wenig rasant und feurig erregt. Die Musette wird recht leicht genommen.

Der Klang der Aufnahme des damals noch recht neuen Labels ist eher kompakt und unauffällig, ausreichend transparent, weniger brillant, etwas hart und nicht ganz frei.

 

4

Eliahu Inbal

Orchestre National de France

Denon

1986

3:33  6:14  5:03  3:03  17:53

 

Inbals Orchester klingt in allen Gruppen etwas dünn. Den Geigen fehlt die rechte Substanz, sie klingen auch durchweg hell. Die Oboe bewältigt ihren Part nicht ganz mühelos. Immer wieder bemerkt der aufmerksame Hörer kleine Atempausen. Sie klingt ebenfalls recht hell, aber nicht schrill wie früher und durchaus mit modulationsfähigem Ton. Eine durchschnittliche Einspielung bei der sich gegenüber den Besten der spezifisch ravelsche Ton nicht uneingeschränkt einstellen will, der es etwas an Ausdruckstiefe fehlt und der es etwas an gallischem Esprit mangelt.

 

 

 

3-4

Leonard Slatkin

Orchestre National de Lyon

Naxos

2012

3:08  5:18  4:24  3:06  15:56

 

Wie bei Inbal zuvor will der Funke auch bei Slatkin nicht richtig überspringen. Schon das Prélude klingt trotz objektiv geschwinden Tempos wie mit einer gezogenen emotionalen Handbremse. Neutral und arg gedämpft hört es sich an. Es fehlt an Frische in Gestus und in den Farben. Ohne Esprit wird hier über weite Strecken dahin „gesponnen“ oder sollte man besser schreiben geleiert? Dabei hat man nicht das Gefühl, dass es das Orchester nicht anders könnte. Sollte ein geheimer Plan dahinter stecken?

Auch bei der Forlane fehlt es an Enthusiasmus oder an der Freude am Detail. Seltsam hastig und oberflächlich mutet dieser Tanz an und man fragt sich insgeheim, wer da wohl Lust hätte mitzumachen. Plötzlich fällt es dem Hörer ein, dass es hier ja eigentlich um Grabsteine geht. Aus der Forlane aber einen Totentanz zu machen, geht dann doch zu weit.

Auch das Menuett wirkt flüchtig artikuliert. Vielleicht war eine leicht wirkende Gangart geplant? Aber so wirkt es eigentlich nicht. Auch der schmerzliche Anstieg bei Zi. 7 wirkt lustlos. Der Satz zieht sich dahin. Der Hörer vermisst den Glanz der Violinen und ein delikateres, finessenreicheres Spiel. 

Dem Rigaudon fehlt es in den Außenteilen an der letzten rhythmischen Präzision. Im Mittelteil (Zi. 5) darf die Oboe endlich einmal aus sich herauskommen und ihren schönen, geschmeidigen Ton präsentieren. Auch das Englischhorn und die Flöte brauchen sich nicht zu verstecken.

Warum aber erst jetzt und nicht schon in den drei Sätzen zuvor?

Slatkin weiß die flotten Tempi nicht recht mit Inspiration zu füllen. Es wird zumeist ohne Liebe zum Detail und den letzen Feinschliff

musiziert. Man hat aber beim Hören das Gefühl, dass das Orchester mehr Potential gehabt hätte.

Die Aufnahmequalität ist nicht schlecht. Trotz High-Res-Downloads wirkt sie aber nicht brillant.

 

3-4

Jean Martinon

Orchestre de Paris

EMI

1974

3:20  5:56  5:32  3:05  17:53

 

Technik und Dirigent scheinen in dieser Produktion den Mischklang zu bevorzugen, was eine reduzierte Transparenz für die einzelnen Gruppen des Orchesters bedeutet. Auch die Differenzierung bzw. deren Beobachtung leidet darunter. Hinzu kommt auch noch der hallige Gesamtklang der ursprünglich in Quadrotechnik eingespielten Aufnahme, der ansatzweise auch schon bei der Karajan-Aufnahme fünf Jahre zuvor zu beobachten war. Nach der Einspielung Marriners gehört fällt das erheblich pauschalere Spiel des Orchesters besonders auf. Die relativ hart intonierte Oboe ist schon von der Karajan-Aufnahme bekannt. In der Forlane fällt die unsaubere Phrasierung der Streicher besonders auf. Das war bei Karajan noch viel besser. Der Gesamtklang wirkt leicht scharf. Das Tempo macht einen jugendlich-frischen Eindruck. Es ergibt sich so ein wenig melancholischer Unterton. Ein Tanz im Hier und Jetzt ohne von Hintergedanken an eine längst vergangene Zeit belastet zu sein. Anders verhält es sich im Menuet. Das hier deutlich langsamere Tempo, es bekommt hier fast die Bedeutung eines langsamen Satzes in einer Sinfonie, bewirkt ein tief melancholische Grundstimmung. Die Steigerung bei Zi.6 und 7 ist hier gewaltig ausgeprägt, dabei wird der Klang aber der dicht und massiv, kaum noch differenziert. Die Präzision des Orchesters könnte auch hier besser sein. Die Oboe überzeugt mit wenig geschmeidigen, starren Ton mit wenig Dynamik wenig. Bei Karajan scheint sie sich mehr Mühe gegeben zu haben. Der Rigaudon mit dem vorherrschenden ff leidet am meisten unter der halligen Akustik der Aufnahme. Die Konturen verwischen hier am meisten. In der Musette (dem Mittelteil des Rigaudon) phrasiert die Oboe besser und dynamisch differenzierter). In den fünf Jahren seit der Karajan-Aufnahme hat sich das Orchester zu seinem Nachteil entwickelt. Der Klang der mit einem leichten Rauschen belegten Aufnahme weist nur eine geringe Transparenz auf ist großräumig und hallig. Vor allem im f und ff ist der Gesamtklang undifferenziert und vergröbernd.

 

3-4

Ernest Ansermet

Orchestre de la Suisse Romande

Decca

1953

3:19  4:44  4:40  3:55  16:38

 

Aufnahmetechnische Mängel und ein gröberes Spiel des Orchesters sollten den Musikfreund unbedingt zur Einspielung Ansermets von 1960 greifen lassen.

 

3-4

Dmitri Mitropoulos

Minneapolis Symphony Orchestra (heute: Minnesota Orchestra)

Artone

1941

2:59  3:10  3:17 2:19  11:45

 

Mitropoulos nähert sich der Suite als Einziger vorbehaltlos mit vollem dramatischem Impetus und romantisierender Rasanz. Erkennbare Spuren davon hört man noch bei Ormandy und bei Solti. Bei Paray erkennt man zumindest noch das Tempo wieder. Leider lässt Mitropoulos, wahrscheinlich um die komplette Suite auf den damals verfügbaren Tonträger zu bekommen, fast alle Wiederholungen weg. Wir kennen dieses Prozedere schon von den ältesten Einspielungen der „Rhapsody in Blue“. Das bringt jedoch die von der Barockmusik entliehene Form nicht nur ins Wanken sondern zum Umkippen. Eigentlich wäre das schon ein Grund für eine 2 oder eine 3 als Bewertung, aber dazu ist die Sichtweise Mitropoulos´ einfach viel zu interessant, wenn auch unidiomatisch.

Das Prélude wird außerordentlich klar phrasiert. Der Gestus wirkt nicht barockisierend sondern dramatisch und zugespitzt. Straff und vorandrängend geht es hier zu, generell aber auch wenig einfühlsam. Der Klang der Oboe ist hart und spröde, der des Englischhorns noch ärger.

Die Forlane erklingt in stark ausgeprägtem Rubato, einem nicht stilisierten, sondern einem echten Tanzboden sehr nahe. Rhythmus ist Trumpf, geschmeidige Phrasierung unnütz. Man hört viel staccato, wo bei den anderen Einspielungen keines war (und auch in der Partitur keines mehr steht, 1941 war das vielleicht noch anders?). Kontraste werden geschärft. Der Hörer weiß nie so recht, wie es denn nun weitergeht im Text, alles wirkt wie neu gehört und überraschend ausgeformt. Für unsere Ohren wirkt der Duktus passagenweise jedoch viel zu trocken.

Im Menuet klingt die Oboe etwas besser und differenzierter, sie phrasiert aber nur in kleinen Bögen, wahrscheinlich um zwischendurch Atem zu schöpfen. Dieses Menuett ist ganz weit weg vom Barock, es steckt voller Dramatik.

Der Rigaudon beinhaltet wohl die „keckste“ Musette aller Aufnahmen. Die Oboe wird (über)deutlich hervorgehoben.

Der Klang der ältesten Aufnahme im Vergleich ist wie erwartet ziemlich stumpf und topfig. Die erreichte Transparenz und die gebotene Dynamik überrascht hingegen positiv. Diese Version ist, obwohl sie in unserer Liste zuletzt steht, eine „Sünde“ wert, man sollte sie einmal gehört haben um zu erfahren, was ein nachschöpfender Genius aus einer Partitur zaubern kann, wenn er sich nicht von ihr eingeengt fühlt. Jedenfalls lässt er aus ihr ausgesprochen lebendige Musik entstehen.

 

 

Vergleich beendet am 14.3.2021