Felix Mendelssohn – Bartholdy 

Klavierkonzert Nr. 1 g-Moll op. 25

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Werkhintergrund:

 

Das Werkverzeichnis liest sich eindrucksvoll, es umfasst über fünfzig Titel: allein zwölf Streichersinfonien, auch eine Sinfonie mit Orchester in klassischer Vollbesetzung, Instrumentalkonzerte, Klaviermusik, Orgelwerke, Sakrales für Chor und ein umjubeltes Oktett, die Ouvertüre zu Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ (die Bühnenmusik sollte erst später folgen), eigentlich bereits genug für ein Leben. Ein Nachruf auf den Komponisten ist aber noch lange nicht nötig, denn der Schöpfer dieser Musik zählt gerade einmal zwanzig Jahre. Es sei nur wieder daran erinnert, dass wir es hier mit der größten musikalischen Frühbegabung seit W.A. Mozart zu tun haben. Er stammt aus einem gebildeten, wohlhabenden, jüdischen Elternhaus, sein Großvater war der Philosoph Moses Mendelssohn, Lessings Vorbild für die Titelfigur in „Nathan der Weise“. 1816 lässt der Vater die Kinder evangelisch taufen und tritt selbst 1822 zum Christentum über, um gesellschaftliche Hürden aus dem Weg zu räumen. Die Mendelssohns fühlen sich der Aufklärung verpflichtet. „Es gibt – die Religion sei, welche sie wolle – nur ein Gott, nur eine Tugend, nur eine Wahrheit, nur ein Glück“, dieses Credo gibt der Vater seinen Kindern mit auf den Weg. Die Nazis werden später alle erdenklichen Verrenkungen unternehmen, um Felix Mendelssohn aus der deutschen Musikgeschichte wegzulügen.

Dem Teenager fehlt es an nichts, regelmäßig veranstaltet die Familie Sonntagskonzerte, damit Felix und seine Schwester Fanny ihre Kompositionen gleich aufführen und hören können.

1930 begab sich Mendelssohn auf eine längere, kombinierte Konzerttournee und Studienreise, von welcher er erst zwei Jahre später nach Berlin heimkehren sollte, mit einer Tasche voller neuer und begonnener Werke. Unter diesen findet man auch das erste Klavierkonzert, zumindest das erste, das eine Nummer und eine Opus-Zahl bekam, woran man erkennen kann, dass es das erste war, das dem Komponisten gut genug war, um es in den Werkkanon aufzunehmen. Andere gingen bereits voraus. Er hatte das Skizzieren dazu im Laufe des Herbstes in Rom begonnen. In etwa zur gleichen Zeit begannen auch die Skizzen zur dritten und vierten Sinfonie und zur Konzertouvertüre „Die Hebriden“ Gestalt anzunehmen. Mit dem Klavierkonzert geschah aber nicht so viel, bevor er auf dem Nachhauseweg nach Berlin in München Aufenthalt machte, wo er die sechzehnjährige Pianistin Delphine von Schauroth mit überwältigender Virtuosität spielen hörte. Mendelssohn ließ alles andere rechts und links liegen und vollendete das Konzert, das er Delphine widmete. Sie war in Felix heiß verliebt und versuchte sogar, den bayerischen König um Hilfe zu bitten, um den bewunderten Komponisten heiraten zu können (Quelle: Beiheft zur Einspielung von Ronald Brautigam von Stig Jacobsson). In anderen Quellen (z. B. im Beiheft zur Einspielung mit Ragna Schirmer von Jeanette Oppermann) ist von einer durchaus tiefergehenden Liaison die Rede. Mendelssohn war dann aber doch überrascht gewesen, als der König ihm persönlich nahelegt, er „solle doch das Fräulein von Schauroth heirathen, das sey eine sehr gute Partie und das müßte sehr gut passen“. Ganz entgegen diesem königlichen Plan zieht Mendelssohn weiter nach Paris, wo er vielleicht zum ersten Mal eine Phase schwerer Rückschläge erlebt. Seine „Reformations-Symphonie“ wurde vom Orchester des Conservatoire bei den ersten Proben als „zu gelehrt“ abgelehnt (mehr dazu: siehe Hintergrund Vergleich zur 5. Sinfonie). Da ihm auch die Pariser „Grand Opéra“ geradezu absurd und herzlos erscheint und er auch die hemmungslose Zuschaustellung der instrumentalen Virtuosität eines Paganini abstoßend findet, reist er alsbald in sein geliebtes London weiter. Dass ihm das musikalische Wesen eines Paganini fremd sein musste, leuchtet ein, ihm der selbst in seinen Klavierkonzerten von ausladenden Kadenzen absieht und im ersten dem Orchester allein die Schussstretta überlässt..

Die Uraufführung im Münchener Odeonsaal, bei der auch König Ludwig I. anwesend war, fand am 17. Oktober 1831 bei einem Benefizkonzert »Zum Besten der Armenpflegegesellschaft« statt, bei dem Mendelssohn neben dem Klavierkonzert auch seine 1. Sinfonie dirigierte. Die Solistin war Delphine von Schauroth. Mendelssohn schrieb über die von ihm dirigierte Uraufführung des Klavierkonzerts: „Gestern ist denn nun mein Concert gewesen, und brillanter und vergnügter ausgefallen, als ich es erwartet hatte [...] Es waren gegen 1100 Menschen drin, und so können die Armen zufrieden sein“.
Mendelssohn spielte (laut dem Eintrag in Wikipedia) das Klavierkonzert als Solist zum ersten Mal in London mit der Philharmonic Society. Das dort angegebene Datum muss allerdings falsch sein, denn am 14. Mai 1829 war das Werk noch gar nicht komponiert. Nach dem Konzert wurde Mendelssohn in die Loge des Königs gebeten.

Er sagte über sein Konzert, es sei ein „schnell dahingeworfnes Ding, das ich fast nachlässig zu Papier gebracht habe. Den Leuten scheint es am besten zu gefallen, obgleich mir selbst wenig“. Typisch für den sympathischen „Underdog“, wie man heute sagen würde. Dennoch spielte er es als Solist weiterhin auf seinen Tourneen, so unter anderem auch in Berlin und Leipzig.

Das Klavier war zwar sein Lieblingsinstrument, aber dennoch komponierte Mendelssohn dafür nur zwei Konzerte, warum es bei den beiden geblieben ist, bleibt sein Geheimnis. Allzu skrupulös und von den eigenen Fähigkeiten nicht überzeugt, hatte er vielleicht tiefe Bedenken, es noch einmal zu versuchen

Ungeachtet der virtuosen Brillanz ist dieses erste große Konzert (dem, wie bereits erwähnt, bereits einige Jugendkonzerte vorausgegangen waren) ein bemerkenswertes Zeugnis für Mendelssohns souveränen Umgang mit der musikalischen Form. Klavier- und Orchesterpart sind in dem Konzert eng miteinander verzahnt. Von Carl Maria von Webers „Konzertstück für Klavier und Orchester f-Moll op. 79“ beeinflusst, lässt auch Mendelssohn in seinem ersten Klavierkonzert die Sätze ineinander übergehen, um damit den leidigen Zwischenapplaus zu unterbinden. Das Webersche Vorbild übte ebenfalls Einfluss auf den Kopfsatz des Konzerts aus. Das Klavier erhält einen dramatischen, energiegeladenen Auftritt nach einer knappen crescendoartigen Orchester-Introduktion, ohne die sonst bei Konzerten übliche Orchestereinleitung. Weitere Vorbilder hierbei: Das Klavierkonzert Es-Dur KV 271 von Mozart und die beiden letzten Klavierkonzerte von Beethoven. Thematisch folgen im Kopfsatz eine Phantasie und ein lyrisches Seitenthema. Gegen Ende des ersten Satzes finden sich Strettomelodien.

Die Überleitung zum E-Dur-Andante im Stil eines Nocturnes (oder einer Romanze im Stil eines „Liedes ohne Worte“) findet in den Trompeten und Hörnern statt; Bratschen und Celli führen das Thema des Mittelsatzes aus. Dadurch wirkt es besonders dunkel timbriert (was für das Nocturne spricht), denn die Violinen setzen erst kurz vor Schluss ein. Das Andante scheint in seinem innigen Tonfall ein stimmungsvolles Porträt der jungen Widmungsträgerin des Konzertes, Delphine von Schauroth, zu zeichnen oder die liebevolle Beziehung der beiden.

Es sind erneut die Trompeten und Hörner, die das überschäumende Presto-Finale einleiten, dessen Klavierstil an Johann Nepomuk Hummel erinnert. Die energisch brausende Musik des Finales enthält kurze Anklänge an den Kopfsatz des Konzerts. Das furiose Ende ist gepackt mit virtuosen, beidhändigen Martellato-Oktaven-Passagen, schnell aufsteigenden beidhändigen Oktaven-Tonleitern und brillant gebrochenen Akkorden in der rechten Hand (Wikipedia).

Mendelssohns erstes Klavierkonzert genoss im 19. Jahrhundert hohe Beliebtheit und war ein „Schlager, der auf keinem Programm fehlen durfte“. Mendelssohn wollte dem hohen Virtuosentum seiner Zeit (Ignaz Moscheles) ein Konzert entgegenstellen, das technisch einfach und von hohem musikalischem Wert war. Es liegt dem Solisten in der Hand und erzeugt dennoch die beabsichtigte Konzertwirkung. Franz Liszt spielte Mendelssohn im Dezember 1831 in Paris dessen Klavierkonzert fehlerlos vom Blatt vor, also ohne es vorher geübt oder überhaupt gekannt zu haben, was die bis dahin geringe Bewunderung Mendelssohns für Liszt enorm steigerte. Lange Zeit ein bevorzugtes Bravourstück, verblasste im 20. Jahrhundert sein Glanz. Es rückte hinter späteren, anspruchsvolleren Kompositionen in den Hintergrund. Aus irgendwelchen Gründen fungierte es eine Weile als exklusives Betätigungsfeld für die geläufigen Finger höherer Töchter. Erst Rudolf Serkins kraftvoll elektrisierender und fast bedrohlich wirkender Einspielung aus den frühen sechziger Jahren gelang es, diesem Unheil ein Ende zu machen. Andererseits wurde die Musik Mendelssohns gleichsam von oben herab als glitschige, seichte Unterhaltung belächelt und abgelehnt. In Deutschland wurde ein Qualitätsbewusstsein – gerade seitens der federführenden Kritik! – gefördert, das sich nicht mit Kompositionen der angeblich zweiten Reihe identifizieren, ja beschmutzen wollte. Heute (Stand Juli 2022) spielen viele Pianisten wieder dieses Konzert öffentlich, und es gibt bereits eine Reihe von CD-Einspielungen auch großer Pianisten, die wir anschließend unter die Lupe nehmen wollen.

Der Pianist Lang Lang, einer davon, hat das Konzert im Jahr 2003 im Alter von 21 Jahren eingespielt; damals war er genauso alt wie Felix Mendelssohn Bartholdy bei der Uraufführung.

Lang Lang über Mendelssohns Klavierkonzert Nr. 1(Quelle: Das starke Stück, BR Klassik): „Mendelssohns Musik ist so positiv, strahlend, unglaublich hübsch und sehr süß: wie eine wunderbare Schokolade", erklärt der Pianist. "Dieses g-Moll Klavierkonzert ist ungeheuer farbenfroh – so, als ob jeden Augenblick der Frühling um die Ecke käme. Von der Grundeinstellung her ist es positiv. Selbst die traurigen Passagen lassen einem eine Hoffnung. Das liebe ich an diesem Werk, den positiven Blick in die Zukunft. Der junge Mendelssohn schaut mit Leidenschaft auf das, was kommen wird."

Der langsame Mittelsatz erinnert an ein Mendelssohn'sches "Lied ohne Worte"; den fehlenden Text darf sich jeder beim Hören einfallen lassen – der Magie und Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Lang Lang sagt dazu: "Der zweite Satz ist so magisch, voller Eingebung. Hier kommt der Frühling, und alles wird neu geboren. Im ersten Drittel steckt durch die Einfachheit so viel pulsierende Kraft, es prickelt unter der sanften Oberfläche wie Kohlensäure. Wenn man diesem Satz zuhört, dann fühlt man sich voller Energie." Den dritten Satz lässt Mendelssohn dann mit stolzen, verheißungsvollen Fanfaren beginnen:  Wie der Besuch eines mächtigen Herrschers wird der Auftritt des Klaviers angepriesen. Doch dieses gebärdet sich dann kein bisschen aristokratisch, mit ein paar Purzelbäumen kullert es herein, einem Gaukler gleich. Manchmal wirkt es sogar albern und überschwänglich fröhlich. "Der erste Satz und der dritte Satz sind sehr ähnlich, obwohl man das zunächst kaum glaubt", erklärt Lang Lang. "Nur im dritten Satz übertrumpft Mendelssohn alles bis dahin da Gewesene: Denn eine ungezwungene Fröhlichkeit macht sich breit. Es ist so, als ob man ein und dieselbe Person vor sich hätte, nur mit einem ganz anderen Gesichtsausdruck."

Das Klavierkonzert g-Moll war für Mendelssohn ein riesiger Erfolg, schon die Uraufführung riss das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin, Mendelssohn war das ein wenig peinlich und er hielt sich darum zurück: "Ich wurde lebhaft und lange empfangen. Sie wollten mich nachher hervorrufen und klatschten, aber ich war bescheiden und kam nicht“, vermerkte Mendelssohn am 17. Oktober des Jahres 1831 nach der Uraufführung.  Ihm kamen die Reaktionen übertrieben vor. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass er in den Musikern Clara Schumann und Franz Liszt prominente und kompetente Fans des Konzertes hatte. Nachlässig und in nur wenigen Tagen sei es geschrieben worden und auch technisch keine Herausforderung, meinte Mendelssohn.

In diesem letzten Punkt sind sich Mendelssohn und Lang Lang einig: "Es ist kein schwieriges Konzert; viele Studenten, ja sogar Kinder spielen es", führt der Pianist aus. "Aber es ist sehr schwer, dieses einfache Konzert interessant zu spielen, so, dass es prickelt und sprudelt. Aber genau das steckt drin in der Musik, das Quirlige! Schauen wir die Tonart an: g-Moll. Das heißt für mich: Da steckt viel Kraft drin. Immer, wenn ich Moll sehe, dann freue ich mich schon richtig auf das Stück, weil es brodelt und energetisch geladen ist. Man kann also sagen, die größte Herausforderung liegt im Vermitteln der verschiedenen Formen von Energie und damit jenseits aller Technik."

Als Korrektiv beim Vergleich kam eine alte Partitur der Edition Peters Nr. 613 aus Leipzig zum Einsatz. Eine Jahreszahl war darauf nicht zu finden, aber der Preis. Sie kostete damals ganze 2,50 Mark.

Wo wir es gerade erwähnen: Leipzig war beim Vergleich gleich vier Mal Schauplatz des Aufnahme-Geschehens. Drei Mal mit dem Gewandhausorchester und einmal mit dem damaligen Rundfunk-Sinfonieorchester. Diese Tradition wird in dieser Stadt gepflegt.

Noch ein Hinweis in eigener Sache. Da wir den Vergleich dieses Mal nicht in der gewohnten häuslichen Umgebung anfertigen konnten, sondern mit Laptop und Kopfhörer dazu angetreten sind, verzichten wir auf die mittlerweile üblich gewordene nähere Beschreibung der Klangqualität der einzelnen Einspielungen, da sie nur (wenn überhaupt) für Kopfhörer-Hörer dienlich wäre. Und selbst dann nur bei ähnlichen Modellen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Schwager Hans-Peter für das Zur-Verfügung-Stellen seines Equipments, das den Vergleich nicht nur überhaupt ermöglichte, sondern dann auch noch zu einem Genuss gemacht hat.

 

Zitate:

Goethe über den jungen Mendelssohn, der ihn in Weimar besuchte: „Du bist mein David, sollte ich krank und traurig werden, so banne die bösen Träume durch Dein Spiel.“

Kurt Masur über Mendelssohn: „Ein genialer Feuerkopf, der seine Ideen in der Klangsprache des Klassizismus zum Ausdruck brachte. Ebensogut konnte er aber ausbrechen und beweisen, dass er auch die Sprache der Romantik beherrschte“. (Beide Zitate aus „50 Klassiker“ von Ulrike Timm)

Die motorische Hyperaktivität des Konzertes inspirierte den französischen Komponistenkollegen Hector Berlioz, den Mendelssohn während seiner Reise in Rom kennengelernt hatte, gerade nachdem er begonnen hatte das Werk zu komponieren, zu einer literarischen Satire in seinem bizarren Buch „Abendunterhaltungen im Orchester“. Dort ist von zwei Flügeln die Rede, wovon einer in den Streik tritt, nachdem er jeden Abend dieses Konzert gespielt hat, während das Klavier im Pariser Konservatorium ganz von alleine beginnt, das Konzert zu spielen, sobald sich ein Student hinsetzt. So beliebt war es eine Zeitlang…Der stundenlang traktierte Erard-Flügel ist also schließlich nicht mehr zu bremsen. Alle sind entsetzt: Während dessen hatte das Pianoforte nach Beendigung des Concerts dasselbe wieder von vorne angefangen, und zwar ohne einen Augenblick Unterbrechung eintreten zu lassen, und mit immer heftigerem Getöse; man hätte darauf schwören mögen, vier Dutzend Pianofortes zugleich zu hören. Läufe, Tremolos, Passagen in Sexten und Terzen mit Verdopplung in den Octaven, Accorde von 10 Tönen, dreifache Triller, ein Platzregen von Tönen, das große Pedal, der Teufel und seine Großmutter.“ Das Instrument wird mit Weihrauch besprengt – vergebens. Selbst als man in Not und Graus die Klaviatur mit Beilhieben zerschlägt, spielen die Tasten weiter: Mendelssohn ad infinitum. (entnommen dem Beiheft der Einspielung von Martin Stadtfeld von Wolfgang Stähr). Der „Zauberlehrling“ lässt grüßen.

 

 

zusammengestellt bis 24.6.2022

 

 

 

Felix Mendelssohn Bartholdy 1834, ca. drei Jahre nach der Komposition des Klavierkonzertes (Gemälde von Theodor Hildebrandt, Mendelssohn-Haus Leipzig)

 

 

 

 

Vergleichende Rezensionen:

 

 

5

Saleem Abboud Ashkar

Riccardo Chailly

Gewandhausorchester Leipzig

Decca

2013

6:40  5:50 5:53  18:23

 

Mit sturmgeblähten Segeln werfen sich Saleem Aboud Ashkar und das Gewandhausorchester in den ersten Satz. Das Spiel von beiden wirkt rhythmisch flink, spritzig und bei aller nachdrücklichen Kraftentfaltung dennoch unforciert, ja locker. Was sich offensichtlich nur scheinbar ausschließt. Das Klavierspiel ist differenziert, der Klang des Klaviers farbig, sehr schön körperhaft und offen. Etwas feiner gespielt wirkt es vielleicht noch bei Lortie, Perahia oder Schiff. Dem aufmerksamen, vorantreibenden Dirigat Chaillys, der hörbar mit Herz und Seele dabei ist, entgeht nichts.

Im zweiten Satz wartet das Orchester mit klarem, ungemein nuanciertem Spiel auf, die tiefen Streicher wirken besonders sonor. Auch der Pianist beschwört eine intime Stimmung herauf. An seinem einfach wunderbaren Jeu perlé und dem klangvoll in Szene gesetzten Flügelklang dürfte kaum etwas auszusetzen sein. Auffallend ist, dass dem langsamen Satz hier weniger die obligatorische Noblesse zu eigen wird, sondern eine gewisse Frische und Direktheit im Ausdruck zukommt, die einem das Gefühl des ersten Verliebtseins mit all seinen extremen Gefühlsschwankungen wieder gegenwärtig werden lässt.

Der dritte Satz profitiert von den kurzen und kräftigen aber gleichwohl klangvollen Staccati und ganz besonders von der inspirierten, wahrlich elektrisierenden Musizierhaltung aller Beteiligen. Espressivo und Leggiero werden in die perfekte Waage gebracht. Höchste Virtuosität beim Pianisten und tiefgründig klingenden Orchester. Ein Wermutstropfen bleibt: Zum gebotenen Brio hätte eine trocken und straff klingende Pauke mit harten Schlägeln besser gepasst als die verwendeten, die einen nur mulmigen Klang hervorbringen. Stürmischer und zupackender, bei gleichzeitig bestem Klang, musiziert dieses Konzert niemand als Ashkar, Chailly und das Gewandhausorchester.

 

5

Louis Lortie

Louis Lortie in Personalunion auch Dirigent

Orchestre Symphonique de Quebec

Atma

2009

6:43  5:32  5:48  18:03

 

Diese rein kanadische Produktion überragt die zweite mit Lucille Chung deutlich. Schon beim Vergleich der Einspielungen der „Reformations-Sinfonie“ konnte der Pianist Louis Lortie als Dirigent voll und ganz überzeugen. Aus derselben Produktion stammt auch die Aufnahme des 1. Klavierkonzerts. Hier übernimmt Lortie zu seinem angestammten Job auch die Funktion des Dirigenten.

Er macht dies so gut, dass man einen Dirigenten als Solitär nicht vermisst. Ähnlich Chailly entfacht auch Lortie ein sagenhaftes Feuer. Er macht, so hat es den Eindruck, dem Werk sein ganzes musikalisches und technisches Können dienstbar. Eloquent, äußerst differenziert und sehr virtuos. Das relativ klein besetzte quirlige Orchester ist mit viel Enthusiasmus dabei und bietet bestes Zusammenspiel. Rein pianistisch gesehen wirkt er noch reifer als der noch junge Ashkar, sein Ton vielleicht noch etwas perlender und substanzreicher. Auch hier gibt es was zu mäkeln. Bei der den Applaus verhindernden Signale des Blechs in der Übergangsphase vom ersten zum zweiten Satz wird kein Unterschied zwischen ff und f gemacht.

Das Andante erklingt sehr zügig und völlig unverzärtelt, süßliche Melancholie kommt kaum auf. Die besondere Klarheit, ja Aufrichtigkeit, verbunden mit einer bewegten Expressivität verhindern das. Das Verhältnis Klavier/Orchester könnte nicht besser sein. Das Klavierspiel selbst begeistert durch äußersten Differenzierungsreichtum. Der sehr gute Klang des Flügels selbst und der schwebende Gesamtklang tun das ihrige.

Auch im dritten Satz wird vom Orchester ein gut angetriebenes Presto vorgelegt. Lortie, der Pianist übertrifft es noch an Brillanz. Loderndes Temperament, ausgeprägte Ausdrucksvielfalt, stupende Virtuosität inklusive kräftiger Bass sprechen für Lortie. Hinzu kommt noch eine wie selbstverständlich wirkendes Rubato, das den Gestus weiterhin belebt. Lortie hieft mit seiner herrlich musikalischen und technisch auf dem höchsten Level befindlichen Einspielung das Konzert fast auf ein neues Niveau. Sie wird im jugendlichen Überschwang nur von Ashkar und Chailly ein wenig überboten.

 

5

Murray Perahia

Neville Marriner

Academy of St.-Martin-in-the-Fields

CBS-Sony

1975

7:06  6:28  6:28  20:02

 

Bei Murray Perahia und Neville Marriner geht es dagegen etwas feiner, sozusagen distinguierter zu. Der Einstieg gelingt zwar auch energiegeladen, aber doch vornehm und geschmeidig. Die Academy hören wir in ihrer besten Zeit. Perahias Anschlag erfolgt ohne jede Härte doch mit guter Leuchtkraft. Musikalisch ist dies vielleicht der feinsinnigste Vortrag überhaupt, trotz der gebotenen Kraftentfaltung, die aber nie im Vordergrund steht. Bei Serkin hört sich das ganz anders an. Perahia korrespondiert bestens mit Marriners erlesener Truppe und ihrem Spiel. Hier musizieren hervorragend aufeinander abgestimmte Partner miteinander, die beide viel Eleganz in ihren Vortrag einfließen lassen. Sogar die Einwürfe vom Blech wirken mit einer gewissen Eleganz.

Im zweiten Satz intonieren Violen und Celli ihr Thema sehr stark melancholisch eingefärbt. Perahia lässt sich die Zeit seine Gedanken (d.h. in erster Linie die Gedanken Mendelssohns) zu entwickeln und fortzuspinnen. Er verfügt dazu über ein warmes Timbre, wie man es kaum noch einmal findet (evtl. noch bei Leonskaja). Ein wahrlich schwebender Vortrag mit fantastisch weichen Linien, denen sich die Academy nur anschließen kann, denn auch sie befleißigt sich eines herausragend weichen Klangs. Ein Liebes-Gedicht!

Zu Beginn des dritten Satzes könnte das Blech mehr Autorität vertragen. Der Duktus ist nicht übertrieben schnell. Perahias herausragende Eleganz wirkt spielerisch leicht, wie aus dem Ärmel geschüttelt, daher auch ungemein leicht und schwerelos, sprechend, nie gehetzt oder forciert. Auch die Academy begeistert mit einer herausragenden Leistung. Die eher pastellfarbene Alternative zu den beiden farbkräftigen Versionen zuvor.

 

5

Rudolf Serkin

Eugene Ormandy

Philadelphia Orchestra

CBS-Sony

1959

6:51  6:25  6:01  19:17

 

Das g-Moll Konzert war bereits Serkins Debut-Stück, also das erste Klavierkonzert, das es 1915 als zwölfjähriger Junge in Wien aufführte, das nahe seiner Heimat lag. Auch er, in fast jedem Vergleich wäre es zu erwähnen, musste in seinem Leben zwei Mal (in diesem Fall wieder einmal vor den Nazis) flüchten. 44 Jahre später kam es dann zu dieser Stereo-Einspielung. Man darf behaupten, es ist die historische Einspielung des Werkes überhaupt geworden, die immer noch Bestand hat. Das „con fuoco“ wird von Serkin und Ormandy vital und mit sehr viel Schwung entfacht. Zeitbedingt erscheint die Aufnahme mit starkem Rauschen unterlegt und der leicht scheppernde Klavierklang wirkt hart. Der explosive Anschlag Serkis kommt jedoch sehr gut zur Geltung. Serkins sf sind die härtesten des ganzen Vergleiches. Ormandy und das Phi Orchestra sind in jeder Beziehung kongeniale Partner, ihr Drive überschlägt sich fast. Das vorgelegte Tempo spricht Bände. Die Minikadenz zwischen erstem und zweitem Satz nimmt Serkin betont langsam und ausdrucksvoll.

Im zweiten Satz erklingt das dolce espressivo der nicht gerade klein besetzten Bratschen und Celli allerdings nicht im vorgeschriebenen p, sondern mindestens mf. Wir sind schließlich in Philadelphia und Ormandy steht am Pult, da sollte das nicht verwundern. Serkin versenkt sich in seine Soloabschnitte, nimmt das espressivo auf und vertieft es, ebenso wie die Melancholie, deutlich. Fast könnte man annehmen, er spiele bereits Brahms. Es ist nun der rechte Moment zu erwähnen, dass er bisweilen deutlich mitbrummt, übrigens in allen Sätzen. Das Klavier war ihm anscheinend nicht Stimme genug.

Der Einstieg in den dritten Satz erfolgt mit kräftigem Blech, ein Manko bei sehr vielen anderen Einspielungen, die den fürstlichen oder herrischen Gestus gerne unterspielen. Ormandy dramatisiert ihn zusätzlich, worauf Serkin ein nervös angetriebenes Molto Allegro e vivace, hoch virtuos versteht sich, folgen lässt. Die Violinen in der doch schon betagten Aufnahme klingen (entsprechend dem Flügel) ein wenig metallisch, passen so immerhin gut zueinander. Der Gestus knüpft mit seinem flammenden Feuer an den ersten Satz an. Mit fast überschäumendem Temperament werden wir zu einem jubelnden Finale geführt. Bravo! Eine zeitlose Einspielung, nur aufnahmetechnisch gesehen ein wenig in die Jahre gekommen.

 

5

Andras Schiff

Charles Dutoit

Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Decca

1982

6:53  5:24  6:22  18:39

 

Auch Andras Schiff, Charles Dutoit und die Münchner gehen das Werk mit feurigem Aplomb an. Auch hier befinden wir uns sofort auf (gefühlsmäßig) stürmischer See. Ein Eindruck, der Mendelssohn während seiner zweijährigen Reise auch buchstäblich bzw. in der Natur selbst erlebt hat und der auch in seiner „Schottischen“ Sinfonie und in der „Hebriden“-Ouvertüre ihren kompositorischen Niederschlag gefunden hat. Das Orchester wertet seinen Part mit vitalen Beiträgen auf, man hat es jedoch schon deutlich homogener gehört. Die Streicher, insbesondere die Violinen, klingen heller als noch zu Analog-Zeiten und auch später, als die Digitaltechnik ausgereifter war. Schiff spielt makellos, mitreißend und brillant mit dem damaligen, von Decca gepflegten Steinway-Sound.

Im zweiten Satz verbreitet sich, trotz des gebotenen zügigen Tempos eine warme Grundstimmung, vor allem durch den vollen, geschmeidigen, milden und weich grundierten Klavierklang, dem es bei Bedarf aber nicht an großer Nuancierungskunst und leuchtendem Ton mangelt. Das Orchester lässt sich nicht lumpen und spielt dazu mit äußerster Behutsamkeit und Akkuratesse.

Die freudige Grundstimmung im dritten Satz wird sehr gut getroffen, jedoch nicht ganz so überbordend jugendfrisch wie bei Ashkar, Lortie oder auch Lympany. Der warme pianistische Grundton bleibt auch hier sehr gut erhalten, obwohl wir uns auch an einem Höchstmaß an Virtuosität und Brillanz erfreuen dürfen.

 

5

Dame Moura Lympany

Sir Malcolm Sargent

Royal Philharmonic Orchestra London

Readers Digest, heute bei Ivory Classics

1964

7:24  5:47  6:42  19:42

 

Wie bereits beim 2. Klavierkonzert von Saint-Saens hinterlässt die Einspielung von Moura Lympany einen ganz ausgezeichneten Eindruck. Auch sie geht das Konzert mit erfrischendem, feurigem Schneid an und nicht über die Nuancen hinweg. Ihr ff ist kraftvoll und sie verfügt über einen klaren, sehr gut fokussierten Anschlag und einen brillanten Klang. Das leidenschaftliche Musizieren der Pianistin überträgt sich ohne Abstriche auf das Orchester.

Im 2. Satz entlockt Sir Malcolm der Violen- und Celli-Gruppe eine berückend feine Kantilene, es wird also nicht mit dem breiten Pinsel gemalt. Das Spiel der Pianistin hat sich gegenüber dem ersten Satz zu einem schattierungsreichen Gesang gewandelt im Vergleich mit der hier vorbildlichen Leonskaja zwar nicht ganz so fein nuanciert, aber dafür mit dem kernigeren, strahlenderen Ton und insgesamt lebendiger. Es ist einfach schön, wenn sich Hörer/in innerhalb einer breiten Palette im Angebot bedienen kann.

Wie schon in der Aufnahme mit Serkin und Ormandy ist der Klang erstaunlich präsent und klar, aber die Violinen klingen ein wenig scharf, da bieten die neueren Einspielungen einen weicheren, quasi sublimierten Ton an, der dem Satz eigentlich besser ansteht. Dafür kommt in dieser Einspielung das Holz und vor allem auch das sonst seht häufig weggedimmte Blech präsent zur Geltung.

Der dritte Satz beginnt dann auch mit einem sehr gut gelungenen Blech-Einsatz. Das energiegeladene, quirlige Spiel Lympanys begeistert. Viele männliche Kollegen dürften da vor Neid erblassen. Dame Moura scheint so etwas wie die Argerich der 40er und 50er Jahre gewesen zu sein. So darf man sich in Musik ausgedrücktes Glücksempfinden vorstellen. Lympany und Sargent liefern innerhalb dieses Vergleiches sozusagen das Vorbild dazu, denn Sir Malcolm begleitet seine Solistin ebenso kongenial wie Ormandy den seinen. Das Orchester spielt enorm lebendig. Wenn nur die „scharfen“ Geigen nicht wären….

 

5

Stephen Hough

Lawrence Foster

City of Birmingham Symphony Orchestra

Hyperion

1997

7:16  5:37  6:35  19:28

 

Hohe virtuose Ansprüche löst auch Steven Hough ein. Mit viel Schwung und Gefühl für die Details gibt sein Spiel die vom Komponisten intendierte jugendliche Erregung und Leidenschaft sehr treffend wieder. Er lässt pianistisch nichts „anbrennen“ und befindet sich gestisch im Fahrwasser Serkins, nur ohne dessen noch spontaner wirkende Nervosität bzw. Ungeduld. Das Orchester und das Aufnahmeteam bringen die Fanfare der Trompeten und Hörner vortrefflich ins akustische Bild.

Im zweiten Satz kommt der schöne Ton des Pianisten noch nachdrücklicher zu Gehör. Er verfügt über eine hervorragende Anschlagskultur mit einem schlanken Ton, dem aber stets noch genug Fleisch um den Kern bleibt um brillant zu wirken. Sein Ton perlt wunderbar und sein feines Rubato führt zu einer sehr gefühlvoll wirkenden Spielweise mit höchstem Differenzierungsvermögen. Der Satz wirkt bei allem Nuancenreichtum organisch, vital und gelöst. Einer der allerbesten zweiten Sätze des Vergleiches.

Auch zu Beginn des dritten Satzes kommen besonders die Trompeten bestens zur Geltung, während die Hörner deutlich leiser klingen. Mendelssohn hatte für beide eigentlich die gleiche Lautstärke (f) vorgesehen. Hier hätte der Dirigent korrigierend eingreifen können. Vom Tempo her, es ist immerhin ein Molto allegro e vivace, hätte sich manch ein/e Musikfreund/in eine etwas stärker befeuerte Gangart gewünscht. So wirkt der Satz nicht gerade fetzig oder von ungestümem Drive beseelt, sondern verbleibt eher im gedankenvoll-verspielten. Was ihn nicht weniger sympathisch macht, denn die Leidenschaft wird immer am Köcheln gehalten, auch wenn das Feuer nicht offen lodert. Gefühlsausbrüche werden nicht riskiert, es obsiegt das britisch-distinguierte, aber nur ein klein wenig. Der Klavierpart erfreut dennoch ganz besonders, er wirkt besonders sprechend mit Schwung und einer gewissen Grazie ausgeformt und sehr elegant, zugleich aber auch mit Bedacht ausgeführt. Überschwang wird hier glücklich mit Intellekt verbunden. Wenn im Orchester noch ein wenig mehr „Dampf“ erzeugt werden würde, man müsste die Einspielung noch höher einstufen.

Klanglich bettet sie das Klavier deutlich in das Orchesterhalbrund ein. Es fungiert in dieser Aufnahme besonders als Primus inter pares. So bekommt das Orchester ein höheres „Mitspracherecht“ als in den meisten anderen Einspielungen, in denen das Klavier an die akustische Rampe gestellt wird. Der Gesamtklang ist weich, aber gut konturiert. Der Flügel wirkt voll, klingt rund und natürlich.

 

 

5

Jean-Yves Thibaudet

Herbert Blomstedt

Gewandhausorchester Leipzig

Decca

1997

6:51  6:42  5:59  19:32

 

Mit flinken Fingern und einem schön gerundeten Ton gestaltet der Pianist seinen Part prägnant, geradlinig und transparent. Ein paar gekonnte Nuancen und einige gewagte Akzente machen seinen Vortrag noch spannender. Er verfügt für dieses Werk über eine souveräne Pianistik, die noch nicht einmal so richtig gefordert erscheint. Das Orchester spielt unter Blomstedt sehr impulsiv, erreicht aber nicht ganz den Grad an jugendlich aufbegehrenden Drang, den es mit Chailly entfacht.

Im zweiten Satz nimmt Blomstedt das Orchester weit zurück. Von den drei Einspielungen mit dem Gewandhausorchester (Masur, Blomstedt, Chailly) am weitesten. Er lässt dem Klavier galant den Vortritt, eine Geste, die Thibaudet nur allzu gerne dankend annimmt, wirken manche Passagen doch geradezu hingehaucht. Eine französische Version der Poesie dieses Satzes. Blomstedt wäre aber nicht er selbst, wenn der Orchesterpart nicht trotzdem profiliert gestaltet wäre.

Im dritten Satz erfreuen wir uns an feinstem Klavier- und Orchesterspiel. Es ist genau austariert zwischen Feinsinn und Schmackes, wobei die Waage genau in der goldenen Mitte stehen bleibt, darin der Einspielung von Andras Schiff nicht unähnlich.

 

 

5

Ronald Brautigam

Lev Markiz

Nieuw Sinfonietta Amsterdam

BIS

1994

7:00  5:52  5:48  18:40

 

Erst kürzlich hat Brautigam mit der Kölner Akademie und Michael Alexander Willens eine zweite Einspielung nachgelegt, bei der historisch korrektes Instrumentarium verwendet wurde, leider konnten wir ihr bis dato noch nicht habhaft werden. Interessant wäre der Vergleich bestimmt, denn der einzige Kritikpunkt an der vorliegenden Einspielung ist die relative monochrome Klangfarbenpalette. Da könnte die Neuaufnahme mehr Farbe ins Spiel bringen. Ansonsten fehlt es dem 94er Jahrgang bereits an Nichts.

Das Orchester spielt enorm virtuos, hoch präzise und flink, keinesfalls mit der Massivität der größer besetzten Orchester, wie z.B. das Philadelphia Orchestra oder das Gewandhausorchester unter Masur. Der Pianist spielt virtuos, vor allem mit einer rasanten Geläufigkeit, aber auch mit dem richtigen Brio und der passenden Attacke. Sein leichter und lockerer Anschlag, damals noch mit dem Konzertflügel realisiert, klingt etwas kernlos, vor allem, wenn man Serkin oder Lympany dagegen hört. Nochmal kurz zurück zum Orchester: Sogar die Pauke ist genau hörbar, also nicht nur eine undefiniert im Tutti mitschwimmender Akzent, was eine Rarität ist. Und auch das Blech kommt mit der gebührenden Autorität zum Zuge. Insgesamt fehlt es dem ersten Satz weder an frühromantischem Ausdruck, noch an der nötigen Virtuosität, an Lockerheit, Brisanz und Jugendlichkeit.

Im zweiten Satz intoniert das Orchester mit sehr wenig Vibrato, besonders gut gestimmt, intonationssicher und präzise. Herrn Brautigams Spiel mit der glasklaren und erneut hochdifferenzierten Phrasierung gefällt, auch die besonders ausgewogenen Klangverhältnisse zwischen Flügel und Orchester sind bestechend. Insgesamt jedoch gefiel uns der Vortrag von Ashkar, Lortie, Perahia, Schiff oder Lympany mit dem reichhaltigeren Angebot an Klagfarben noch besser.

Markiz lässt das Blech auch im dritten Satz sehr gut zu Wort kommen, überhaupt hat man den Eindruck, dass er enorm gewissenhaft in die Partitur geschaut hat und dem Orchester keinerlei Verfehlungen durchgehen lässt, falls es sich überhaupt welche zuschulden kommen ließe. Er legt ein echtes Presto vor, dem Brautigam mit Emphase aber doch noch mühelos folgt. Das anschließende Allegro molto e vivace kommt enorm lebendig und feurig, genau so kann sich komponierter jugendlicher Überschwang anhören. Enorm klar mit auch im aberwitzigen Tempo perfekter Artikulation und mit dem gebotenen Nuancenreichtum, erreicht Brautigam doch nicht ganz den kraftvollen Zugriff der Vorplatzierten. Das Zusammenspiel ist nicht anders als perfekt zu nennen. Es bleibt nur die, vielleicht aber nur von uns, als fehlend empfundene individuelle Klangfarbe als Kritikpunkt zu erwähnen.

 

 

 

4-5

Anton Kuerti

Paul Freeman

London Philharmonic Orchestra

Doremi, IMP

1986

6:56  6:56  5:58  19:50

 

Auch Anton Kuerti überzeugt mit feurigem Beginn. Bei seinem Spiel gewinnt man den Eindruck, dass er volles Risiko geht und sein Instrument bis an seine Grenzen fordert (sich selbst vielleicht auch?). Er entfacht jedenfalls stürmische Leidenschaft. Seinem Instrument scheint es weniger zu bekommen, denn bisweilen klingt es ein wenig scheppernd. Im Tranquillo wird der Flügel dann klangvoller, bleibt aber immer noch schlank. Echtes ff ist bei Kuerti jedenfalls kein Problem. Das Orchester zieht voll mit. Der Satz erscheint uns Hörern besonders kurzweilig und man ist überrascht, wenn man dann die Spieldauer sieht, dass sie nicht noch viel kürzer war.

Im zweiten Satz ist Anton Kuerti meist vorne an der Rampe zu hören, dem Orchester kommt eine mehr untermalende Rolle zu. Das ist nicht zu Unrecht so, denn das Klavier hat einfach mehr zu sagen. In dieser Einspielung fällt es nur besonders auf. Das genaue Gegenteil ist übrigens in der historisierenden Einspielung von Christopher Kite zu hören, davon jedoch erst ganz am Ende unserer Liste. Kuerti kann sich aber auch gut zurücknehmen, wenn das Orchester thematisch vorne zu sein hat. Insgesamt ein überzeugendes Ergebnis auch im zweiten Satz. Den Klangfarbenzauber von Lortie oder Schiff darf man jedoch nicht erwarten.

Das Presto im dritten Satz legen Orchester und Pianist wie einen olympischen Sprint hin. Und das Tempo lässt auch im Allegro molto e vivace kaum nach. Überschwängliche Freude wird also auch in dieser Einspielung garantiert, pianistisch mitreißend und ohne Rücksicht auf Verluste hingelegt. Die Violinen klingen auch hier (evtl. aufnahmetechnisch bedingt) hell und wenig sonor.

 

4-5

John Ogdon

Aldo Ceccato

London Symphony Orchestra

EMI, Klavier Records, nun Testament

1969

7:29  6:41  6:00  20:10

 

Auffallend ist der stürmisch-dramatisch-herbe Zugriff des Pianisten, der es an mächtigem Zugriff nicht fehlen lässt. Das Spiel ist aber keineswegs undifferenziert, im Gegenteil. Ogdon nimmt sich im pp auch mal bis fast zur Unhörbarkeit zurück und lässt dem Orchester den Vortritt. Das Orchester spielt in größerer Streicherbesetzung, wie bei Serkin und Ormandy, aber von scharfem Violinenklang kann nun keine Rede mehr sein. Es entspinnt sich ein sehr gutes Concertare, aber unter der akustischen Lupe betrachtet gelingt es, wie auch das Orchesterspiel für sich betrachtet nicht ganz perfekt. Das Blech in den beiden Übergangsstellen zwischen den Sätzen wird gebührend mit der rechten Lautstärke in Szene gesetzt und nicht schamhaft klein gehalten.

Im zweiten Satz finden Violen und Celli bei ihrem Thema zu einem wunderschönen Legato zusammen. Odgon belässt es nicht bei frühromantischer Schwärmerei, sondern begehrt auf, wann immer sf oder ff gefordert wird. Sein dennoch besonders kantabler Vortrag nimmt Mendelssohn nicht auf die leichte Schulter, sodass man Ogdon diesbezüglich bei aller Verschiedenartigkeit als ein Gefolgsmann Serkins bezeichnen könnte. Das LSO bettet ihn am Satzende, nun auch verstärkt und erleichtert durch den Violinen-Einsatz wie auf einen weichen Teppich.

Auch das LSO lässt sich, wie bereits erwähnt, bei den Signalhörnern und -trompeten nicht lumpen. Das fantastische Klavierspiel Ogdons wirkt männlich, ja vielleicht auch etwas herb, setzt aber durch die exzellente Technik des Pianisten die geforderte Leichtigkeit nicht aufs Spiel. Das exzellent klingende Orchester sorgt mit der guten alten Analog-Technik für ein erwärmendes Klangbild, das dem jugendlich-frischen aber letztlich auch poetischen Werk reichlich Facetten verleiht.

 

4-5

Peter Katin

Antony Collins

London Symphony Orchestra

Decca

1953

7:48  6:12  6:48  20:48

 

Mono  Peter Katins Vortrag erscheint jederzeit beherrscht und zugleich auch über das Klavier herrschend, er kann zivilisiert donnern und sich sehr gut zurücknehmen. Ein Auftrumpfen ist ihm genauso fremd wie ein dahinsäuseln. Sein Klavier klingt erstaunlich sonor und verfügt über ein Plus an Tiefe, und das trotz der fast schon 70 Jahre alten Aufnahme. Trotz Mono gelingt die klangliche Balance zwischen Klavier und Orchester sehr gut. Übrigens bemerkt man auch beim Orchester einen erstaunlich profunden Bassbereich. Auch musikalisch hören wir eine ausgezeichnete Partnerschaft. Bei den Fanfaren (bzw. Signalen) des Blechs sind Hörner und Trompeten deutlich zu unterscheiden, meist wird hier ein Schmelzklang angestrebt.

Im zweiten Satz spielen Bratschen und Celli ihr Thema sehr schön zusammen. Der Pianist verfügt über ein phantastisches p-Spiel. Er ergeht sich gemeinsam mit dem Orchester in erstaunlichen Nuancenreichtum. Besonders gesanglich und ausdrucksvoll klingt der ganze zweite Satz in dem auch nicht den Hauch von Kitsch aufkommt. Das ist Musizieren auf höchstem Niveau.

Im dritten Satz hätten wir ein zündenderes Presto erwartet, da Collins´ Einspielung von Sibelius dritter Sinfonie immer noch im Hinterkopf präsent ist. Das Orchester wirkt aber besonders impulsiv. Katins Klavier erfreut mit brillantem Diskant und noblem Ebenmaß, ohne Tempoexzesse, als ob das Herz der beiden(?) Verliebten vor Freude in der Brust hüpfen würde.

 

4-5

Matthias Kirschnereit

Frank Beermann

Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz

Arte Nova

P 2009

7:14  6:28  6:22  20:04

 

Der Pianist verfügt über einen gut fokussierten, reichhaltig klingenden Anschlag und sein Klavier über einen klaren Klang. Er spielt sehr genau, dynamisch und detailreich.  Das Orchester klingt dramatischer und zupackender als z.B. die Bamberger Symphoniker mit Claus Peter Flor 10 Jahre zuvor. Der erste Satz gelingt fordernd, energisch, entschieden und gut gesteigert.

Ein ganz anderes Bild ergibt sich bei der kleinen Kadenz zwischen den beiden Sätzen und dem zweiten Satz selbst, denn nun ist Kirschnereits Spiel zart und empfindsam, wie es auch einer Komposition Mozart bestens anstünde, wie eine zarte Liebesromanze bezeichnend und einfach sehr schön. Den Weichzeichner haben die Musiker und die Techniker glücklicherweise weggelassen.

Das flotte Presto zu Beginn des dritten Satzes wird von Kirschnereit virtuos und feinmechanisch beeindruckend gemeistert. Das Molto Allego e vivace dann richtigerweise etwas langsamer (häufig ist es aber auch genauso schnell oder sogar ein wenig schneller als das Presto). Sehr sauberes (makelloses) Jeu perlé. Kirschereit hat trotzdem die Ruhe musikalisch zu erzählen, er belässt es also nicht dabei, nur Virtuosität zu zeigen. Das Orchester wirkt inspiriert, freudig beteiligt an allen Aktionen des Solisten. Daher darf man folgern, dass der Dirigent Frank Beermann wertvolle Arbeit geleistet hat. Gutes Zusammenspiel eines harmonierenden Teams.

 

4-5

Ragna Schirmer

Günter Herbig

Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken (heute: Deutsche Radio Philharmonie)

Berlin Classics

2006

7:39  6:14  6:31  20:18

 

Es soll darauf hingewiesen werden, dass diese Einspielung der vorangegangenen ist nichts nachsteht. Auch Ragna Schirmers Tempo ist wirbelnd und wird geschmeidig umgesetzt. Sie ist weniger auf äußerliche Rasanz aus, als auf einen natürlich wirkenden Ein- und Ausatmungsprozess. Dolce und espressivo werden mit am besten überhaupt in Klang übersetzt. Die lichterloh flammende Aufbruchsstimmung eine Serkin scheint gar nicht ihr Ziel zu sein. Bei ihr klingt es vital und schöngeistig. Dirigent und Orchester sind ihr denkbar aufmerksame Partner.

Sehr schön spielen Violen und Celli ihr Thema, hier gut zu hören die Unterstützung durch Horn und Fagott. Nicht zu süß und nicht zu herb. Ragna Schirmers weicher, leuchtender Klavierton stellt sich als ideal heraus, um Mendelssohns Poesie im dann folgenden „Lied ohne Worte“ darzustellen.

Mit viel Schwung, genauer Phrasierung und schlanker Artikulation gelingt den Mitwirkenden auch im dritten Satz eine lebendige und hoch musikalische Gestaltung und sie überzeugen auch mit wärmenden Klangfarben.

 

4-5

Cyprien Katsaris

Kurt Masur

Gewandhausorchester Leipzig

Teldec

1983

7:00  4:51  5:34  17:25

 

Außer Neville Marriner (mit Perahia und Stadtfeld) kam innerhalb des Vergleiches nur Kurt Masur (Katsaris und Helen Huang) zu der Ehre Solisten gleich zwei Mal mit diesem Konzert auf Tonträger begleiten zu dürfen. Masurs ältere Einspielung mit Cyprien Katsaris zeigt das Leipziger Orchester im großen Format mit seidigeren Violinen aber auch erheblich halliger als das New Yorker. Masur ist in beiden Fällen seinen Solisten ein guter und zuverlässiger Partner. Die Hauptrolle spielt allerdings beim Mendelssohn-Konzert nicht das Orchester, sondern der Pianist. Katsaris zeigt ein hoch virtuoses, perlendes Spiel, klar, sehr transparent und nicht nur mit seinen sf sehr aussagekräftig. Er spielt auch im zweiten Satz sauberer und etwas differenzierter als Helen Huang in der New Yorker Aufnahme Masurs. Sie war allerdings bei ihrer Einspielung erst 15 Jahre jung. Das kühl timbrierte Leipziger Klangbild nimmt dem Spiel viel von seiner in Realiter sicher vorhandenen Wärme. Das besonders schnelle Tempo trägt das seinige zu dem weniger gefühlvollen Gesamteindruck bei.

Im dritten Satz scheint Katsaris in seinem ureigensten Element zu sein. Er dreht voll auf und scheint dabei keinerlei Hürden zu kennen. Das Tempo wirkt zwar hochvirtuos und noch nicht einmal überhastet, was es bei den meisten anderen sicher wäre, aber der Gestus lenkt von der Musik ab und fokussiert den Solisten ins Zentrum des Hörer-Interesses, da wo eigentlich die Musik selbst sein sollte. So geht die pianistische Entschlackungskur mit einer zirzensischer Wirkung einher und die Musik wirkt veräußerlicht. Allerdings auf höchstem Niveau. Das Orchester wirkt ein wenig nach hinten gesetzt, wenn man dem Eindruck, den der Kopfhörer vermittelt glauben darf und, wie bereits erwähnt, leicht verhallt. Das gläserne Klangbild, typisch für die eigentlich zu früh auf den Markt lancierte Digitaltechnik, wird auch durch die harten Höhen (mangelnde Auflösung des Schalls in digitale Zeichen) verursacht. Auch die Aufnahme von Andras Schiff leidet darunter, wenn auch in geringerem Maß.

 

4-5

Martin Stadtfeld

Neville Marriner

Academy of St.-Martin-in-the-Fields

Sony

2012, Live

7:49  6:06  6:50  20:45

 

37 Jahre nach seiner Aufnahme mit Murray Perahia gab Neville Marriner mit „seiner“ Academy ein Gastspiel im Kurhaus zu Wiesbaden, dabei kam es zu dieser Einspielung mit Martin Stadtfeld. Stadtfeld wird von der Technik weit nach vorne geholt und gleichsam an die Rampe gestellt, dass er sehr groß und präsent erscheint. Ganz anders war es bei Perahia der viel mehr ins Orchester integriert wurde. Stadtfeld rückt so noch mehr ins Zentrum des Interesses als ohnehin. Die ganze Gestaltung der CD stellt ihn auch ins Zentrum der Marketing-Interessen, Ein Star-Vehikel mithin. Er zeigt einen kräftigeren Zugriff als Perahia erreicht aber bei weitem nicht die pianistische Eleganz des Amerikaners. Das verwegen leise p und pp Perahias wäre im Konzert vielleicht auch nicht sinnvoll, will man doch jeden Zuhörer, auch den in der letzten Reihe noch erreichen. Jedenfalls ist Perahia diesbezüglich unerreicht. Auch sein Stadtfelds Anschlag erscheint lange nicht so weich und klangvoll.  Die Academy klingt fast noch besser als 1975, aber wenn man genau hinhört vielleicht ein wenig pauschaler im Vortrag, was aber auch der fast permanenten Dominanz des Pianisten liegen könnte. Das ist aber mehr der Aufnahmetechnik geschuldet und sollte nicht den Musikern angelastet werden.

Im zweiten Satz erscheint das Spiel des Pianisten stets energisch, nie säuselnd aber auch wenig überraschend. Die Begleitung des Orchesters wirkt immer noch frisch und unverbraucht, jedoch wie in die zweite Reihe gerückt. Das spezifisch Schwebende der Aufnahme mit Perahia erreichen weder Stadtfeld noch die Academy selbst.

Im dritten Satz, nachdem auch das Blech des Orchesters kräftig zu Wort gekommen ist, erweist sich auch die dynamische Spreizung Stadtfelds lange nicht so weit wie die Perahias, auch sein Tempo bleibt etwas zurück. Zudem wirkt Stadtfeld etwas rubatoseliger und es wird nicht mit demselben Überschwang musiziert. Dennoch eine erstklassige Live-Performance, der man sofort lebendigen Beifall zollen würde. Die Academy wirkt klanglich breitbandiger und leuchtkräftiger als 1975, kommt aber auch etwas massiver und pauschaler ins Bild.

 

4-5

Elisabetha Leonskaja

Ilan Volkov

Camerata Salzburg

MDG

2006, Live

7:30  5:55  6:30  19:55

 

SACD  Wie bei der Aufnahme von Stadtfeld handelt es sich hier ebenfalls um eine Live-Aufnahme, aufgenommen im Wiener Konzerthaus. Das ist kaum zu glauben, denn vom Publikum kört man überhaupt nichts. Elisabetha Leonskaja Klavierspiel wirkt edel und beherrscht, nie geschieht etwas aus Effekthascherei. Technisch ist es makellos und man merkt ihm an, dass in großen Bögen gedacht wird. Das Spiel vom sehr aufmerksamen Orchester und der Pianistin ist außerordentlich gut abgestimmt. Auch klanglich, denn beide wuchern mit detailreichem Spiel und schönen dunkelgetönten Klangfarben. Der Klang des Flügels ist substanzreich, körperhaft und ziemlich brillant. Der Anschlag wirkt bestimmt, noch locker. Der erste Satz wirkt so ein wenig seriöser, tiefgründiger und erwachsener als üblich, was aber auch bedeutet weniger jugendfrisch.

Das schwebende, dunkel leuchtende Streicherthema (da nur von Bratschen und Cello intoniert, die Violinen schweigen ja bis zum Teppich, den sich am Ende heller ausrollen dürfen) ist ein leichter, melancholischer Ruhepol, der schön phrasiert wird. Dieses Mal aber stückchenweise und nicht unter einem großen Legato-Dach. Das kann man so machen, ist ja auch so notiert. Und ist dem Sprechen nun ähnlicher als dem Singen. Das Klavier deklamiert mit viel Ruhe, extrem nuanciert und einmal weniger leidenschaftlich oder süßlich, sondern delikat. Es ist ein großer Genuss, Leonskaja folgen zu dürfen. Das Orchester und die Technik unterstützt den gedeckten Klangfarbenzauber vorzüglich. Einer der besten zweiten Sätze des Vergleiches. Und sehr individuell ausgeprägt.

Der dritte Satz lässt dann leider etwas nach. Schon ihre ff-Takte zum Einstig unterscheiden sich zu wenig von den folgenden Skalen. Das Molto Allegro e vivace gelingt dann besser. Bestes Jeu perlé beim leggiero. Im Verlauf unterschlägt sie jedoch auch mal das ein oder andere sf. Es hat den Eindruck, als sei die Pianistin eine kurze Phase etwas unkonzentriert gewesen. Ansonsten korrespondiert sie erneut sehr gut mit dem Orchester. Diese Einspielung erscheint sehr sorgfältig und gewissenhaft, ja meisterlich. Kleine Unkonzentriertheiten sind den Live-Bedingungen geschuldet. Insbesondere dem dritten Satz fehlt es ein wenig am jugendlichen Überschwang.

 

4-5

Derek Han

Stephan Gunzenhauser

Israel Chamber Orchestra

Brilliant Classics, Verdi Records

P 1995

7:03  5:38  6:00  18:41

 

Bei Derek Han hört sich das geschmeidige Figurenwerk an wie frisch geölt. Das vorantreibende Tempo ist gut gewählt, genau wie die dynamische Differenzierung. Sein Anschlag wirkt dagegen etwas weniger brillant. Das Orchester macht mit seinen homogenen Holzbläsern und den seidig klingenden Streichern einen guten Eindruck.

Im zweiten Satz wirkt der Anschlag passend sehr mild, das Spiel verträumt, sehr differenziert, vor allem in den leisen, verhaltenen Bereichen fein abgetönt. Das Orchester nimmt seine Aufgaben wie mit Samthandschuhen wahr. Das introvertierte Spiel wirkt sehr zart jedoch nie kitschig.

Der unbekümmert vorantreibende Gestus und das freudige, Glätte vermeidende Spiel mit einem sehr gelungenen Leggiero wissen zu überzeugen. Die Aufnahme selbst erreicht nicht ganz die Klarheit und vor allem nicht die Dynamik von z.B. Askar und Chailly.

 

4-5

Valentin Gheoghiu

Herbert Kegel

Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig

Berlin Classics

1972

7:27  6:19  6:06  19:52

 

Das Klavierspiel Valentin Gheorghius erinnert von den hier vertretenen Pianist/innen am ehesten dem Rudolf Serkins. Auch Gheorhius Klang wirkt robust, etwas hart und mit kernigem Anschlag versehen, dabei voller Saft und Kraft. Und ebenfalls mit drängendem Zugriff. Gleichgesinnt ist ihm das Orchester unter Herbert Kegels Leitung ein fast noch drängenderer Partner. Leider spielt das Orchester dieses Mal nicht mit dem vollen, runden Streicherklang, den wir von den besten „Eternas“ kennen. Es präsentiert gute Blechfanfaren. Nach dem Abhören des ersten Satzes bleibt vordringlich in Erinnerung: Die hohe Virtuosität und die „Pranke“ des Pianisten. Seltsam, dass nicht auch in der damaligen BRD bekannter geworden ist.

Im zweiten Satz begegnen wir ihm mit durchaus zurückgenommenen Ton, weniger perlend locker als expressiv. Aber nicht übermäßig, sondern immer noch leicht genug um eine, wenn auch unverzärtelte Romanze darzustellen.

Der dritte Satz ist ein kurzweiliges Vergnügen mit pointiertem Klavierspiel und einer zünftigen Schlussstretta. Klanglich etwas karger als von den besten Aufnahmen des VEB Deutsche Schallplatten zu erwarten gewesen wäre.

 

4-5

Martin Helmchen

Philippe Herrweghe

Royal Flemish Philharmonic Orchestra (Antwerpen)

Pentatone

2010

7:31  6:29  6:43  20:43

 

SACD  Wie bei der SACD mit Elisabetha Leonskaja konnten wir wegen der „Reduktion“ auf den Kopfhörer dieses Mal nur die CD-Daten der SACD hören. Eine Beschreibung des Mehrkanal-Sounds müssen wir dieses Mal schuldig bleiben.

Helmchen eröffnet ausdrucksvoll und besonders in den lyrischen Abschnitten beredt, erreicht aber nicht den Drive von Ashkar, Lortie oder auch Derek Han. Das Orchester agiert mit modernen Instrumenten in Rahmen des Erwartbaren. Auch Herreweghe lässt die Blech-Fanfaren kräftig zur Geltung kommen.

Im zweiten Satz lässt Helmchen hervorragend abgedämpftes p und pp-Spiel hören. Das scheint uns eine Domäne des Pianisten zu sein. Das Thema der Bratschen und Celle (mit Fagott und Horn) erscheint bei Herreweghe von der Cello-Gruppe dominiert. Nur bei ihr hat Mendelssohn ein „dolce“ vermerkt, vielleicht war das der Ausgangspunkt für Herreweghes Entscheidung dazu. Das perlende Spiel geht stets mit einem gedeckten Klang einher, wirkt aber etwas schwerfälliger als z.B. bei Derek Han. Insgesamt gerät der zweite Satz sehr sanftmütig.

Auch im dritten Satz wollen wir das kräftige Blech wieder erwähnen, weil es allzu oft zu schwach bleibt. Der Pianist agiert nun etwas extrovertierter, immer noch sehr differenziert phrasierend. Sein Gestus vermittelt nun mehr Vitalität, Drive und Biss als im ersten Satz. Immer hat er ein besonders waches Auge für die Ausgestaltung der lyrischen Momente. Teilweise delikates Spiel des Orchesters.

 

4-5

Howard Shelley

Howard Shelley in Personalunion auch Dirigent

London Mozart Players

Chandos

1992

7:32  6:34  6:03  20:09

 

Es könnte vermutet werden, dass das Spiel Howard Shelleys durch die Doppelbelastung (er dirigiert auch noch das Orchester, dessen erster Gastdirigent er damals war) zwar tonlich brillant und durchaus mit dynamischem Impetus, erscheint aber artikulatorisch schwerfälliger wirkt als Steven Hough. Der Anschlag wirkt auch weniger kernig und füllig. Der Gestus wirkt infolgedessen aber nur leicht gebremster und nur etwas weniger jugendfrisch. Der erste Satz wirkt im direkten Vergleich bei Hough einfach genialischer erfunden.

Im zweiten Satz können wir uns an einem differenzierten Spiel mit hoher Leuchtkraft erfreuen, der nicht ganz so klangfarbenreich abschattiert wirkt wie bei Hough, der damit allerdings ganz besonders herausragt.

Auch bei Shelley klingen die Trompeten und Hörner schön exponiert. Wobei die Hörner in dieser Einspielung den Trompeten in der Lautstärke viel weniger nachstehen als in der von Lawrence Foster geleiteten Hough-Einspielung. Das Finale wirkt bei Shelley sehr bescheingt und charmanter dargeboten als bei Jan Lisiecki oder Lang Lang.

Der Klang ist, wie oft bei Chandos zu beobachten, leicht hallig und daher ein wenig schwammig. Das wäre nicht weiter schlimm, aber die Pauke ist leider im Gesamtklang total versuppt. Die Tiefenstaffelung ist dessen ungeachtet gut und die Klangfarben überzeugen, auch mit ihrer natürlichen Anmutung.  Die Transparenz kommt jedoch nicht die die der Hough-Aufnahme heran, übertrifft aber die der Merscher-Aufnahme erheblich.

 

4-5

Yu Kosuge

Seiji Ozawa

Mito Chamber Orchestra

Sony

2009, Live

7:57  6:46  6:36  21:19

 

Die unter anderem von Karl-Heinz Kämmerling und Andras Schiff ausgebildete Pianistin unterschlägt in ihrem Vortrag einige sf, gerade wenn sie in innerhalb einer Skala zu betonen wären. Yu Kosuges Spiel ist kraftvoll und gespannt aber wenig individuell bei Anschlag und Klang. Ozawa steuert mit seinem sehr klangschön agierenden Kammerorchester einen ziemlich fülligen, expressiven und rhythmisch betonten Orchesterpart bei. Bei der Blech-Fanfare ist kein Unterschied zwischen f und ff auszumachen.

Im zweiten Satz lässt er die Violen und Celli bei ihrem Thema ziemlich vibratoreich agieren. Kosuge bleibt weiterhin sachlich und mit ausgeglichenen „Registern“. Mit dem Kammerorchester erreicht sie eine außergewöhnliche Harmonie.

Im dritten Satz erfreuen besonders das beste Miteinander und die kraftvolle Virtuosität der Pianistin.

 

 

 

4

Ida Cernecka

Oliver von Dohnanyi

Slowakische Philharmonie, Bratislava

Naxos

1985

8:18  6:04  6:29  20:51

 

Schon von der Temponahme her wirkt der Gestus deutlich schwerfälliger als u.a. bei Ashkar. Eigentlich ist es für eine Molto Allegro zu langsam. Das Klavierspiel hingegen erklingt ausgesprochen subtil, differenziert und sauber. Das Endresultat wirkt dramatisch aufgeladen, viel nachdenklicher und auch weniger sonnig als bei Askar und Chailly. Das Con brio wird nur reduziert umgesetzt.

Im zweiten Satz hören wir gekonntes Klavierspiel mit einem sehr schön perlenden Anschlag, das zum Träumen einlädt. Nur im ff wirkt es ein wenig forciert.

Das Presto erklingt wie mit angezogener Handbremse. Das Allegro molto e vivace dann angemessener aber nicht gerade exaltiert. Die Freude über das herrliche Leben erscheint eher beherrscht. Die saubere Artikulation bringt den Überschwang immerhin bodenständig zu Gehör. Das Orchester könnte etwas voller, sonorer und runder klingen, insbesondere die Violinen. Die lyrischen Partien werden beseelt ausformuliert, der Klavierklang ist auch im f klar und unverzerrt.

Der Gesamtklang wirkt transparent und luftig. Er gewährleistet eine sehr gute Übersicht. Auch der Klavierklang gibt keinen Grund zu mäkeln, nur die Streicher wirken ein wenig „seifig“. Eine gute Produktion aus dem Hause Naxos.

 

4

Helen Huang

Kurt Masur

New York Philharmonic Orchestra

Teldec

1997

7:22  5:29  6:28  19:19

 

Mit einem fast atemlosen Drive und einem ordentlich zupackenden und vorantreibenden Gestus, der sich über den ganzen Satz erstreckt, geht die damals erst 15-jährige Pianistin das Werk an. Die Ebenmäßigkeit erscheint dabei noch nicht ganz vollkommen und an den Farbenreichtum im Anschlag und den dynamischen Nuancenreichtum eines Lortie, Schiff oder Perahia kommt sie noch nicht heran. Der Orchesterpart gewinnt in dieser Einspielung ein stattlicheres Gewicht als üblich, nicht nur wegen der, wie es sich anhört größeren Streicherbesetzung. Masur lässt es nicht an Temperament aber doch an frischer Lebendigkeit mangeln, der Gestus wirkt ein wenig zu kraftvoll-auftrumpfend.

Auch Masur hebt den Celloanteil im Streicherthema hervor, wie erwähnt kann man das mit dem Zusatz „dolce“, der nur bei den Celli, nicht aber bei Bratschen, Fagott und Horn steht, rechtfertigen. Dem an und für sich brillanten Anschlag Huangs fehlt es etwas an Kern und am letzten Glanz. Der Klavierpart wirkt so etwas eintönig. Aber das ist Jammern auf höchstem Niveau.

Den dritten Satz durchläuft die junge Pianistin fast in einer Lautstärke, sie packt die Tastenlöwin aus und wirkt wider Erwarten wenig grazil. Masur hat den Orchesterpart gut durchgearbeitet, sein Orchester wirkt jubelnder als die Pianistin. Sie muss ja während ihres Vortrages auch ganz schön arbeiten.

 

4

Kristin Merscher

Leopold Hager

Mozarteum-Orchester Salzburg

Eurodisc

1978

6:54  6:33 6:02  19:29

 

LP  Dies ist die Debut-Aufnahme der damals 18jährigen Pianistin, die zum Zeitpunkt der Aufnahme ihre Ausbildung bei Karl-Heinz Kämmerling noch gar nicht beendet hatte. Zur Aufnahme kam es so: Eigentlich sollte der Erlös einer Wiederauflage einer Mozart-Platte der Pianistin Monique de la Bruchollerie zu deren Genesung nach ihrem tragischen Autounfall beitragen, jedoch verstarb die Pianistin zuvor und deren Nachlassverwalter verfügten den Wunsch der nunmehr verstorbenen, dass das Geld dem pianistischen Nachwuchstalent Kirstin Merschers zugutekommen sollte.

Auffallend ist der relativ rubatoarme, ausgesprochen kraftvolle, geradlinige und sehr dynamische Zugriff der jungen Pianistin.  Diesem versucht das Orchester zu entsprechen, es erreicht die Pianistin aber nicht auf dem gleichen Niveau und wirkt in seiner beträchtlichen Kraftentfaltung etwas monochrom und hemdsärmelig. Seitens der Pianistin wird keinerlei Anstrengung spürbar, sie meistert die technischen Anforderungen des Klavierparts mit Bravour. Allerdings kommen die möglichen Differenzierungen etwas zu kurz, darin ist sie sich mit dem Dirigenten jedoch einig, wirkt sein Zugang noch etwas burschikoser, etwas einseitig angriffslustig, um nicht zu schreiben trampelig. Die Pianistin gibt Paroli, will keinesfalls klein beigeben und scheint Spaß dabei zu haben.

Auch das Figurenwerk in der Klavierstimme des zweiten Satzes kommt klar und plastisch, die Oktaven sicher und mit Kraft. Die pianistischen Bögen könnten hingegen noch ein wenig weiter gespannt werden, der Spannungsverlauf noch überzeugender herausgearbeitet werden und die Motive noch besser aufeinander abgestimmt werden oder besser in den Gesamtverlauf integriert werden. Auch hier könnte Hager sein Orchester zu einer weniger pauschalen Gangart anleiten.

Der dritte Satz wirkt besonders temperamentvoll und ungezähmt, auch hier klingt das Orchester weniger geschliffen als er sein könnte. Insgesamt fehlen der Darstellung hier die feinen Zwischentöne, die durchweg offensive Gangart lässt dafür offensichtlich keine Zeit.

Der Klang der Platte ist offen und dynamisch, jedoch nur leidlich transparent, wobei der Zustand der Pressung einen leicht mitgenommenen Eindruck machte. Klavier und Orchester spielen auf der gleichen Ebene, sodass eine Staffelung im eigentlichen Sinn fehlt. Das Orchester droht zuweilen sogar, das Klavier zuzudecken. Leichtes Rauschen.

 

4

Christina Ortiz

Moshe Atzmon

Radio-Sinfonieorchester Stuttgart (des SWR)

FSM

1991

7:20  6:26  6:27  20:13

 

Weich fließendes, recht gut akzentuiertes, vor allem aber gefühlvolles Spiel der der Pianistin, das ein wenig zu wenig wild und extrovertiert wirkt, um an die besten heranzukommen. Das Orchester bietet eine ausgezeichnete Durchhörbarkeit und engagiertes, klangschönes und sehr sauberes Spiel. Es setzt sich damit vom hessischen Pendant, dem RSO Frankfurt ein wenig ab.

Im zweiten Satz passt die sympathisch-zurückhaltende, gleichwohl versierte Spielweise sehr gut zum introvertierten poetischen Satzcharakter. Das Orchester begleitet teilweise berückend schön.

Im dritten Satz wiederum fehlt der Einspielung der rechte Überschwang. Es bleibt ein wenig zu zurückhaltend akzentuiert, sehr hübsch anzuhören, aber im Ganzen doch ein wenig zu sanftmütig. Trotzdem wird flott und höchst kompetent musiziert. Die Aufnahme ist deshalb kein großer Wurf geworden, weil sie vom klischeehaften Bild, das lange Zeit von Mendelssohnscher Musik existierte und mitunter immer noch existiert, nicht ganz wegkommt.

 

4

Lang Lang

Daniel Barenboim

Chicago Symphony Orchestra

DG

2003

7:28  6:30  6:40  20:38

 

Lang Langs Sicht auf das Konzert konnten wir bereits in unserem kleinen Werkhintergrund kennenlernen. Im Großen und Ganzen wird er seinem eigenen Anspruch natürlich auch gerecht. Unser Vergleich relativiert dieses Gelingen dann sozusagen weltweit, wenngleich natürlich - wie immer - noch viele hörenswerte Beiträge fehlen, um wirklich global zu sein.

Lang Lang spielt seine p und pp fast durchweg zu laut und undifferenziert. Da können andere die leisen Töne zu einem besseren Kontrastreichtum und Spannungsaufbau nutzen. Auch manche Akzente könnten deutlicher kommen. Ansonsten hören wir auch in seiner Debut-Konzertaufnahme bei der DG eine sehr geläufige Virtuosität. Barenboim dirigiert leidlich temperamentvoll, ohne dass sich das CSO in der Qualität positiv von den anderen Orchestern abheben könnte. Das gewisse Etwas oder im ersten Satz, der gewisse „Kick“, wie ihn Chailly oder der Gelegenheitsdirigent Lortie erwecken, bleibt einfach aus. Wie kommt es, dass man bei diesem Orchester immer bedauernd oder auch mal sehnsüchtig an die Zeiten von Reiner oder auch Solti zurückdenkt?

Im zweiten Satz wartet der nun samtig-volle und verhalten leuchtende Klavierklang Lang Langs mit echtem p-Spiel und mehr Liebe zum Detail auf. Die Bassgrundierung im Orchester klingt gut. Es wird aber auch einmal ein crescendo eingebaut, wo gar keines wäre (laut unserer Partitur). Insgesamt wirkt der Orchesterpart nun episoden- und preziosenhaft gestaltet, aber bisweilen mit echtem dolce.

Das Presto im dritten Satz bleibt deutlich hinter dem sagenhaften Drive beispielsweise eines Kuerti zurück und auch dem Molto Allegro e vivace fehlt der überbordende jugendliche Überschwang. Die Diktion ist buchstabengetreu aber wenig charmant. Barenboim kann keine Glanzlichter setzen.

 

4

Benjamin Frith

Robert Stankovsky

Slowakische Staatsphilharmonie Kosice

Naxos

1992

7:45  6:33  6:55  21:13

 

Benjamin Frith erarbeitete in den 90er Jahren für das Label Naxos eine Gesamtaufnahme aller Klavierwerke Mendelssohns.  Dass er sich mit dem Werk des Komponisten gut auskennt und es trefflich realisieren kann, daran besteht nach Kenntnis seiner Einspielung des ersten Klavierkonzertes kein Zweifel. Er bietet einen wilden Einstieg in das Werk, der es mit dem con fuoco ernst nimmt. Sein f hat nun wirklich nichts Gesäuseltes an sich. Der weitere Fortgang klingt mit leidenschaftlichem Zugriff. Das Orchester ist teilweise empathisch bei der Sache, aber klanglich ist es nicht erste Wahl. Die Pianistik von Frith wirkt nicht gänzlich ungehemmt, der Anschlag hat nicht ganz die Klasse eines Schiff, Perahia oder Lortie. Sein Klavierklang bleibt monochromer und dem Anschlag fehlt die gewisse kraftvolle Elastizität.

Dem recht zügigen Andante geht die Vollendung im Jeu perlé der oben genannten Pianisten ein wenig ab und die monochrome Farbigkeit des Klavieres trifft sich mit einem gleichgestimmten Orchester. Da ist es wieder, der monochrome Naxos-Klang.  In der sieben Jahre älteren Einspielung mit Cernecka klang es – allerdings in der slowakischen Hauptstadt – deutlich farbiger und transparenter. Vielleicht verfügt man dort über eine stimmungsvollere Akustik?

Im dritten Satz überzeugt ein gerade vom Pianisten sehr entschlossen genommenes Molto Allegro e vivace. Das Orchester wirkt dagegen erdenschwer, aber ambitionierter als die Bamberger Sinfoniker in der weiter unten folgenden Einspielung mit Claus Peter Flor. Der Gesamtklang ist deutlich heller als bei Edelmann/Flor, wenn wie schon einmal bei der Vergleichsaufnahme bleiben wollen. Auch wirkt das Klavierspiel nuancenreicher. Klanglich befinden wir uns immer noch auf guten, wenn auch nicht auf dem höchsten Niveau.

 

 

 

3-4

Jean-Louis Steuermann

Constantine Orbelian

Moskauer Kammerorchester

Philips

P 1996

7:20  6:11  6:30  20:01

 

Steuermann bietet einen bedingungslos offensiven Einstieg in das Werk, den er ohne Modifikation und Differenzierung bis zum Tranquillo in einem durchzieht, Dabei klingt sowohl das Klavier, als auch die Holzbläser und der Raum selbst hart. Im nun angeschlagenen p und pp klingt der Flügel, als wäre er gläsern. In Verbindung mit der geringen Nuancierung ergibt sich ein suchender und gehetzter Eindruck mit viel Tastendonner. Ein schönes, ruhiges p und pp, das einen mal wieder durchatmen lässt, hört man erst in der kleinen Minikadenz zwischen dem ersten und zweiten Satz.

Das zwar perlende aber harte Klavierspiel (es gibt ja auch Glasperlen), dem die rechte innere Ruhe fehlt, macht sich im romanzenhaften zweiten Satz noch ungünstiger bemerkbar. Das wenig warm klingende Orchester verleiht dem Ganzen eine zusätzlich herbe Note. Dies Romanze hat man schon in süßeren, poetischeren Tönen „schmachten“ gehört. Vielleicht geht es aber auch gar nicht um das 16-jährige Mädchen, sondern um einen gestandenen Burschen, oder um den Komponisten selbst, dessen Gefühlszustand hier musikalisch Gestalt annimmt? Dann würde es schon besser passen.

Im dritten Satz haben alle drei im Vergleich zu hörenden Moskauer Orchester ein seltsame Lesart der Blechfanfare zu Beginn. Die Hörner setzen einfach drei Takte aus und setzen erst mit den Trompeten wieder ein. In diesen drei Takten spielen dann nur die Streicher weiter. Was für ein Loch in der Textur das hinterlässt! Aber da es alle drei machen, scheint ein anderer Stimmensatz vorgelegen zu haben. Vielleicht hat man auch den einen vorhandenen drei Mal genutzt? Das Presto klingt jedenfalls mächtig aufgeheizt. Das Molto Allegro e vivace wird dann etwas zurückgenommen. Für die hallige Akustik, die sich fast in diesem Szenario überschlägt ist das jedoch zu viel und der Klang wird mulmig. Die Akustik verträgt sich nicht mit dem in die Vollen gehenden Spiel von Pianist und Orchester, die es nicht am deftigen ff mangeln lassen. Ein Celibidache hätte unter diesen Bedingungen von sechsten in den zweiten zurückgeschaltet und der Satz hätte dann zehn Minuten gedauert. Eine trockenere und damit klarere Aufnahme wäre für diese Interpretation hilfreich gewesen. Vielleicht hat das AMSI-Verfahren, das mehr Raumklang in den Stereo-Ton bringen soll, dieses Mal auch versagt und ist über das Ziel hinausgeschossen?

 

3-4

Sergei Edelmann

Claus Peter Flor

Bamberger Symphoniker

RCA

1988

7:50  7:07  6:49  21:44

 

Sergei Edelmann Flügel klingt recht sonor und füllig, sein Anschlag ist weich, rund und trotzdem gut fokussiert. Die Staccati könnte man sich leichter und spritziger vorstellen. Das Orchester wurde (wie schon bei Flors Einspielung der „Reformations-Sinfonie“) mit wenig Glanz aufgenommen, wirkt zu philharmonisch für diese feine Musik, zu wenig kammermusikalisch orientiert, da auch artikulatorisch allzu breit ausformuliert wird. Die überleitende Bläserfanfare wirkt lasch (wo bleibt das ff?) und wird damit in seiner Bedeutung herabgesetzt.

Im zweiten Satz überzeugen die Bamberger mit dem warmen Streicherklang viel mehr. Und auch der Pianist mit seiner sanften Tongebung, bisweilen dynamisch fast bis ans Verschwinden gehend, überzeugt mit seiner eindringlichen, fast zärtlichen Gestaltung mit viel Wärme.

Mit der Fanfare zu Beginn des dritten Satzes, immer noch sehr gedeckt klingend, will Herr Flor das Publikum anscheinend bloß nicht aufschrecken, dabei soll es ja gerade aufmerksam gemacht werden, für das, was da noch alles kommt. Das vivace im Molto Allegro wird nur unvollkommen eingelöst, was in erster Linie an Flor und den vom ihm kaum geforderten, gemütlich agierenden Bambergern liegt, die dieses Mal nicht auf der vordersten Stuhlkante sitzen. Der Pianist gefällt hier noch besser als die Orchesterleitung. Dieser harmlose Schlusssatz leistet den alten Klischees von Mendelssohn und seiner Musik unfreiwillig Vorschub.

 

3-4

Jan Lisiecki

 

Orpheus Chamber Orchestra

DG

2018

7:23  6:04  6:27  19:54

 

Dem Orchester gelingt ein temperamentvoller, brillanter Einstieg ins Konzert, dem sich der Pianist mit makellosem Anschlag und kernigem Ton anschließt. Die Violinen klingen nicht so homogen, wie man sie in früheren Einspielungen des New Yorker Orchesters bereits gehört hat. Während die Bläser gewohnt gut klingen, wurde die Pauke fast zur Unhörbarkeit verdammt. Die Con fuoco-Elemente werden sehr gut herausgearbeitet, die lyrischen Passagen wirken wie überspielt. Sie dringen kaum in das Bewusstsein der Hörer/innen vor und am Ende des Satzes fragt man sich, wie war das noch einmal? Bei der Bläserfanfare am Ende weiß man es hingegen noch ganz genau: Da waren die Hörner und die Trompeten nämlich nicht richtig zusammen.

Leider gilt das auch für die Streicher im Thema des zweiten Satzes, auch sie sind nicht ganz homogen und das Thema hat man schon sinnlicher gehört (z.B. von der Camerata Salzburg oder dem Gewandhausorchester). Leider bessert sich das den ganzen Satz über nicht. Ein paar Violinen mehr hätte den Gleichklang oder zumindest den Mischklang sicher befördert. Auch seitens Lisiecki will keine rechte Stimmung aufkommen und schon gar kein Entzücken. Klischeehaft klingt es bei ihm nicht, aber so wenig empfindsam, als wolle er den Klischees bewusst und überdeutlich eine Abfuhr erteilen.

Im dritten Satz sind Pianist und Orchester wieder mehr in ihrem Element. Wir hören glasklare Kaskaden, während die dynamische Differenzierung schon stimmiger gehört wurde. Manchmal wirkt es wie runtergespielt. Der Flügel ist immer prominent vorne. Einzige Abwechslung bieten die tranquillo-Passagen. An Kraft fehlt es dieser Einspielung nicht und an technischer Brillanz herrscht kein Mangel. Vielleicht ist das kleine Konzertchen einfach zu leicht für Lisiecki? Der Auftritt wirkte auf uns etwas zu kraftmeierisch und wenig empathisch. Mit dem Kopfhörer wirkt zudem das Klavier unverhältnismäßig groß abgebildet, was ebendiesen Eindruck auch noch jenseits des musikalischen Vortrags verstärkt.

 

3-4

Lubov Timofeyeva

Veronica Dudarova

Moskauer Sinfonieorchester

Melodija

1984

7:49  6:40  6:07  20:36

 

Veronica Dudarova ist bis jetzt die einzige Frau, die sich über Jahrzehnte an der Spitze eines Moskauer Orchesters gehalten hat. Gemeinsam mit der damals 33jährigen Pianistin gelingt eine Einspielung mit hoch erfreulichem Klavier- und Orchesterspiel. Aus dem Holzbläsersatz ragt die Oboe immer ein wenig vorwitzig heraus. Insgesamt erreicht sie aber nicht das Nuancenreichtum der Besten. Die bescheidene Klangqualität der russischen LP mag ihren Anteil daran haben, dass nichts aus dem Gros der Einspielungen herausragt.

Einzig im dritten Satz verzichtet auch diese russische Einspielung bei der Blechfanfare auf den vorgeschriebenen kontinuierlichen Einsatz der Hörner. Hier werden sie plötzlich für drei Takte ganz leise. Bei den beiden anderen hören sie für diese Takte ganz auf zu spielen. Weder die Pianistin noch das Orchester können darüber hinaus Überraschungen bieten oder irgendwelche Glanzpunkte setzen.

 

3-4

Andrei Pisarev

Samuel Friedmann

Russian Philharmonic Orchestra

Arte Nova

1997

7:34  5:36  6:23  21:33

 

Das Orchester in dieser Einspielung klingt etwas entfernt, kommt klanglich aber noch ausreichend zum Zuge. Es geht seinen Part an, als ginge es um Tschaikowsky. Der Pianist verfügt über eine solide Technik, sein Flügel klingt jedoch weniger schlank, sein Vortrag weniger stürmisch und spannend und auch weniger spontan empfunden. Der zweite Satz könnte über weite Strecken noch besser dynamisch differenziert sein.

Im dritten Satz gibt es wieder die Pause in der Hörnerstimme, wo gar keine sein sollte. Das gibt uns wirklich ein kleines Rätsel auf. Geläufiges Spiel, nicht immer genau genug gibt es in dieser Einspielung zuhauf. Man gewinnt den Eindruck, der Pianist lässt es laufen. Das Orchester geht teilweise recht deftig zur Sache. Insgesamt ein wenig grob.

 

3-4

Vardar Mamikonian

David Stahl

Radio-Sinfonieorchester Frankfurt (heute: HR Sinfonieorchester)

Orfeo

2000

7:38  6:29  6:24  20:31

 

Der armenische Pianist verfügt über das technische Rüstzeug, das ihm auch geschmeidige Tonkaskaden erlaubt. Sein Anschlag wirkt weich und seine Phrasierung entspricht nicht immer dem notierten Notentext. Sein Gestus wirkt weniger impulsiv und weniger feurig als bei den besten. Das Orchester beteiligt sich mit einer zuverlässigen, wenig Aufsehen erregenden Leistung.

Im zweiten Satz überzeugt das Spiel nun viel mehr. Die zart-intensive Klavier-Lyrik scheint eher eine Domäne des Pianisten zu sein. Das Orchester bringt sich nun erheblich schattierungsreicher, vor allem mit seinem warmen Streicherklang mit ein.

Der Gestus wirkt gegenüber vielen anderen weniger quirlig, was auch am nicht gerade inspiriert wirkenden Tempo liegt. Das Orchester wird nicht durchgängig unter Spannung gehalten, summa summarum ergibt sich aber immer noch eine erfreuliche Debut-Einspielung. Herr Mamikonian hätte noch mehr aus sich herauskommen und mehr Individualität zeigen können.

 

 

 

3

Lucille Chung

Jean-Francois Rivest

Orchestre Symphonique de Laval

Fonovox, heute auf SRC Richelieu

1997

7:36  7:02  6:42  21:20

 

Dies ist die zweite durch und durch kanadische Produktion in unserem Vergleich. Es gibt zwar auch in Frankreich eine Stadt des gleichen Namens, das Orchester kommt jedoch aus dem kanadischen Laval, die übrigens auch zehn Mal so viele Einwohner hat. Die Pianistin, man wird sie in unserer Region kaum kennen, lernte das Klavierspiel u.a. am Curtis Institute, der Juilliard School of Music, bei Karl-Heinz Kämmerling (wie auch Yu Kosuge) und Joaquin Achucarro.

Sie verfügt über einen weichen runden Anschlag, aber eine nur recht geringe dynamische Palette mit schwachen sf. Die Brillanz hält sich in Grenzen. Die Läufe sind sehr geläufig und geschmeidig, Die Figurationen wirken mitunter allzu beiläufig. Der Gestus im ersten Satz letztlich wenig spritzig. Sicher beherrscht sie ihren Klavierpart aus dem FF, aber richtig Funken daraus zu schlagen, vermag sie nicht. Das Orchester begleitet solide, schließt sich, was den Funkenflug anlangt, der Pianistin an. Das „Con fuoco“ köchelt auf niedriger Flamme. Kein Vergleich zu Ashkar, ihrem Landsmann Louis Lortie oder Serkin, um nur einige zu nennen.

Auch im zweiten Satz, der ihr vielleicht mehr liegen könnte, ist ihr Spiel relativ wenig abschattiert. Insgesamt wirkt der Gestus leicht verhangen, das Spiel defensiv. Klanglich wird der Nocturne Charakter noch vor dem Romanzen-Charakter gut getroffen, es wird aber wenig eigener Charakter implementiert.

Im dritten Satz unterscheidet sich ihr ff kaum von ihrem p. Es schnurrt alles geläufig aber unauffällig dahin. Auch nun mangelt es an Feuer und nachvollziehbarer Leidenschaft. Das Orchester erreicht auch nur einen lauwarmen Impetus und bleibt jederzeit brav.  Maßstab ist hier nach wie vor das Gewandhausorchester unter Chailly. Ist das das betuliche, nicht unelegante Spiel der höheren Töchter, das jahrzehntelang das Werk in Beschlag genommen hatte?

 

 

 

Einziger Vertreter einer historisch orientierten Aufführungspraxis, mit der Verwendung von historischem Instrumentarium ist:

 

 

4-5

Christopher Kite

Roy Goodman

The Hanover Band

Nimbus

1988

7:27  6:36  6:17  20:20

 

Mittlerweile hat sie ja Gesellschaft bekommen. Seit der Neuaufnahme mit Ronald Brautigam und der Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens sind es dann schon zwei. Leider hatten wir noch keine Gelegenheit die neue zu hören.

Christopher Kite hatte leider nicht viel Zeit, um ein noch bekannterer Pianist zu werden, denn 1994 starb er bereits im Alter von 47 Jahren. Kite verfügt durch die Verwendung eines Fortepianos nur über einen recht kleinen dynamischen Umfang. Und wenn wir mal schätzen wollen: Es kommt, selbst wenn man es voll fordert, nicht über ein mf eines modernen Konzertflügels hinaus. Fp und p sind nun plötzlich flüsterleise geworden. Das hat natürlich auch seine Reize. Denn das Verhältnis zum Orchester wird so ein ganz anderes. Voranschicken muss man jedoch, dass das Orchester in einer „Prärieakustik“ spielen muss, was soviel bedeutet, dass es nur hie und da ein Grasbüschel gibt, dazwischen ist nichts. Die Grasbüschel sind die Instrumente bzw. Instrumentengruppen. Holz und Blech scheinen so weit entfernt, dass man, wenn die Übertragung auf die Optik gestattet ist, fast ein Fernglas bräuchte, um sie aufzuspüren. Nichtsdestotrotz setzt sich das Orchester ausgesprochen mühelos gegen das Fortepiano durch. Durch die neuen Lautstärkeverhältnisse wirkt es in die Rolle versetzt ganz allein gegen alle anderen antreten zu müssen, zumal es auch noch leise und klein von der Technik eingefangen wurde. Das Holz wird so, trotz der übermäßigen Entfernung, transparent wie selten einmal, während das Figurenwerk des Fortepianos gerade noch so erkennbar bleibt. Am Spiel des Solisten wie auch des Orchesters gibt es nichts auszusetzen. Ein neues Hörabenteuer ergibt sich schon alleine durch das ungewohnte Instrumentarium.

Im zweiten Satz hört man nun besonders gut, wie die Bratschen und Celli von Fagott und Horn unterstützt werden, was sonst nur selten richtig gut auffällt. Das Horn kommt nun überhaupt besser durch, diese Stimme gewinnt nun erheblich an Gewicht. Das Fortepiano stellt die Kraftverhältnisse durch seinen zerbrechlich wirkenden Klang in diesem Satz auf den Kopf. Im mp scheint der Solist geradezu zu verschwinden. Trotz der Entfernung ergibt sich ein außerordentlich klarer Stimmenverlauf. Im so geschilderten Liebeserleben möchte man der Liebe keine große Hoffnung geben. Aber schön war sie trotzdem.

Im dritten Satz hören wir die beste aller Blechfanfaren, laut, ja herrisch, aber was sie besonders macht, sind die schmetternden Hörner. Ein toller Effekt zumal da echter Enthusiasmus dahintersteckt und vielleicht auch die echte Freude, die Töne sauber getroffen zu haben, was damals bei Naturhörnern noch keinesfalls selbstverständlich war. Leider fällt hier das klangliche Leistungsvermögen des Pianofortes von allen drei Sätzen am meisten auf. Nicht umsonst gab es die Veränderungen im Klavierbau (wir wollen nicht in jedem Fall von Verbesserungen reden, das wird ja immer kontrovers diskutiert). Es ist einfach zu leise, sehr stumpf und es fehlt ihm einfach an der brillanten Stimme, um den rechten Überschwang zu artikulieren. Nach so vielen anders klingenden Einspielungen sind wir auch mittlerweile anders konditioniert oder sogar manipuliert. Der Fortepianist gibt hörbar sein bestes und holt alles aus seiner Kiste heraus, was in ihr steckt.

 

 

4.8.2022