George Enescu
(verschiedentlich auch Georges Enesco geschrieben)
Rumänische Rhapsodie Nr. 1 A-Dur op. 11
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Werkhintergrund:
George Enescu ist der bedeutendste Komponist Rumäniens. Geboren am 19. August 1881 in Liveni, also wenige Monate nach der Proklamation des Königreiches Rumänien als Nationalstaat, gehörte er der Generation Schönbergs, Bartóks, Strawinskys, Ravels und de Fallas an. Er besuchte bereits, nachdem er lediglich zwei Jahre lang im Alter von fünf bis sieben darauf vorbereitet wurde, als Siebenjähriger das Konservatorium in Wien. Dort nahm sich Joseph Hellmesberger seiner an. Mit 13 examinierte er dort. Im gleichen Jahr, also 1894 lernte er Johannes Brahms kennen, erlebte Aufführungen von dessen Werken (zum Teil als Mitwirkender) in Anwesenheit des Komponisten. Dieser Kontakt war ausschlaggebend für die gleichermaßen hervorragende Brahms-Interpretation des Geigers wie des Dirigenten Enescu in späteren Jahren. Mit dem in Wien Erreichten noch nicht zufrieden, siedelte der 14jährige, um sich noch weiter zu vervollkommnen, nach Paris um, um seine Violinstudien bei Marsick fortzusetzen und um bei Ambroise Thomas, Jules Massenet und vor allem bei Gabriel Fauré Komposition zu studieren. Prominente Mitschüler waren Maurice Ravel, Florent Schmitt und Charles Koechlin. Ähnlich wie im Fall von de Falla und Martinu war auch für den Rumänen die Pariser Atmosphäre das geeignete Umfeld, um seinem eigenen Personalstil zum Durchbruch zu verhelfen.
Danach reiste er zunächst als Violinvirtuose durch Europa und gab Unterricht in Violine. Zunächst in Paris, dann auch in Siena und New York. Sein bekanntester Schüler war Yehudi Menuhin, aber auch Christian Ferras, Ivry Gitlis, Arthur Grumiaux und Leroy Anderson gehörten dazu.
1902 gründete er mit Louis Fournier und Alfredo Casella ein Klaviertrio, 1904 das Enescu-Quartett. 1912 stiftete er einen Preis für rumänische Komponisten, 1914 leitete er die erste vollständige Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie in Rumänien, 1917 gründete er das George-Enescu-Sinfonieorchester in Iași und ab 1920 veranstaltete er Konzerte mit Werken rumänischer Komponisten. 1921 eröffnete er als Dirigent mit Lohengrin die Opera Națională București. 1932 fand er durch seine musikwissenschaftlichen Studien Aufnahme in die Rumänische Akademie. 1937 heiratete Enescu die große Liebe seines Lebens, Maria Cantacuzino (1878–1969), genannt Maruca (eine geborene Tescanu Rosetti). Das prachtvolle Jugendstilpalais des Politikers Gheorghe Grigore Cantacuzino in der Bukarester Calea Victoriei wurde so zum Heim (und ist heute Museum) Enescus. Nach einer Konzertreise in die Vereinigten Staaten im Herbst 1946 kehrte Enescu allerdings aus Protest gegen die kommunistische Regierung nicht mehr nach Rumänien zurück. Er starb am 5. Mai 1955 in Paris und ist ebendort auf dem Friedhof Père Lachaise beerdigt.
Reproduktive künstlerische Aktivitäten betrachtete Enescu indessen - ähnlich Sergej Rachmaninow - beinahe als notwendiges Übel zur Finanzierung seines Lebensunterhalts, das ihm die so dringend benötigte Zeit zum Komponieren teilweise raubte. Nach Bartóks Vorbild erforschte Enescu die rumänische Folklore, die sein kompositorisches Schaffen sehr stark prägte. Er selbst schrieb drei Sinfonien, zwei Rumänische Rhapsodien für Orchester, die Oper „Oedipe“ sowie Kammermusik, Klavierwerke, Lieder und Chöre.
Nur wenige Musiker in der Musikgeschichte wurden so einstimmig gefeiert wie George Enescu. Für Pablo Casals war er „das größte musikalische Phänomen seit Mozart“; Yehudi Menuhin sah ihn als „eines der wahren Wunder der Welt“, während David Oistrach nur zwei Worte brauchte, um ihn zu beschreiben: „Ein Gott“. Enescu war einer jener Musiker, die sich einfach in allem, was sie taten, hervorgetan haben: Geiger, Pianist, Dirigent, Lehrer, Komponist.... Einige seiner Heldentaten lassen uns sprachlos zurück: Er trat einmal an einem einzigen Abend auf allen Stühlen eines Streichquartetts auf (d.h. er spielte die Violine 1, die Violine 2, Viola und Cellopartien). Es wird gesagt, dass er 48 Violinsonaten aus dem Gedächtnis für eine Reihe von 16 Konzertabenden gespielt hat und dass er nach dem einfachen Durchlesen durch die Partitur komplexe moderne Werke aus dem Gedächtnis spielen konnte. Es wurde auch gesagt, dass er in der Lage gewesen wäre, alle Werke Beethovens in dem Fall, dass sie verschwunden wären, wiederherstellen könne. Kaum zu glauben, oder?
Während seines Studiums an den Konservatorien Wiens (wo er im Alter von 7 Jahren eintrat) und Paris (wo er Schüler von Gabriel Fauré war) war sein Hauptinteresse die Komposition trotz seines offensichtlichen Talents sowohl als Geiger als auch als Pianist. Für den Rest seines Lebens teilte er seine Zeit zwischen Performance und Komposition, zwischen Paris und Bukarest. Bereits in seinen ersten Kompositionen, die er noch in seiner Jugend geschrieben hat, wurde Enescus musikalische Sprache vor allem von der rumänischen Folklore seines Heimatlandes inspiriert, die er entweder zitiert oder neu erfindet, ohne die französischen und germanischen Traditionen aufzuweichen, die er sehr gut kannte. Zeitweise modern, aber nicht unzugänglich und klassisch, ohne antiquiert zu sein, wirkt seine Musik wie eine Verbindung zwischen dem Osten und dem Westen Europas. Allerdings oft aus einem Spannungsfeld heraus erwachsen, nicht nur zwischen Interpret und Komponist, sondern auch zwischen dem Rumänen, dem Kosmopoliten, dem Traditionalisten und Impressionisten. Ein Epigone des Impressionismus oder der französischen Schule wurde er nie, denn dazu wies ihm der an Brahms und der deutschen Romantik geschulte Sinn für klassische Architektonik in eine andere Richtung. Obwohl sein offizieller Katalog nur dreiunddreißig Opus-Nummern enthält, beschäftigte sich Enescu in allen Genres: Solo-Klavier, Kammermusik (ein Lieblingsfeld), Sinfonien, Kunstlieder (vor allem in seiner Jugend) und Oper, sein Ödipus, der als Meisterwerk gefeiert wurde und als die Zusammenfassung seiner Kunst (Premiere 1936) gilt.
Beide Rhapsodien teilen sich eine Opus-Zahl, gehören also eigentlich zusammen, können aber in verschiedener Hinsicht als gegensätzlich bezeichnet werden: Während die erste Rhapsodie fröhlicher, schneller und in gewisser Hinsicht auch leichter fasslich scheint, ist die zweite getragener, polyphoner und anspruchsvoller. Die erste Rhapsodie stellt den rumänischen Volkstanz in den Vordergrund, so dass auch sentimentalere Liedthemen tanzbar erscheinen. Umgekehrt wird die zweite Rhapsodie von einer gewissen Liedhaftigkeit dominiert, so dass auch Tanzthemen lyrisch erscheinen. Für Pascal Bentoiu (ein rumänischer Musikwissenschaftler und Komponist, der sich intensiv mit Enescus Werken beschäftigt hat) liegt die Qualität beider Rhapsodien unter anderem in seiner Orchestrierung begründet, die er insbesondere bei der ersten als „teuflisch geschickt“ bezeichnet. Sie sei zudem lebhaft, unaggressiv exotisch und besitze eine betäubende, rhythmische Kontinuität. Vor allem der Schlussteil sei ein unwiderstehlicher Reigen und wirke wie ein endloses Fest.
Wir konzentrieren uns in dem nachfolgenden Vergleich auf die erste Rhapsodie, ganz einfach deshalb, weil es von der zweiten kaum Einspielungen gibt, die man vergleichen könnte.
Geschrieben 1901, als Ensecu noch nicht 20 Jahre alt war, wurde die erste rumänische Rhapsodie sein Markenzeichen. Sie brachte ihm einen Platz im musikalischen Olymp seiner Heimat ein, aber ihre immense Popularität führte auch dazu, seine späteren Kompositionen zu überschatten, und er sah sie schließlich sowohl als Fluch als auch als Segen an. Ähnliches kennen wir von Max Bruchs Violinkonzert Nr. 1 g-Moll, „Espana“ von Emanuel Chabrier oder der „Symphonie Espagnole“ von Edouard Lalo.
Das Werk folgt eindeutig dem Modell von Franz Liszts Ungarischen Rhapsodien, einer Reihe von (teilweise auch orchestrierten) Klavierstücken, die auf ungarischen Volksthemen basieren (oder was man als solche gehalten hatte). Das Wort „Rhapsodie“ kommt vom griechischen Rhapsodos, bestehend aus den Worten „rhaptein“ (zunähen, flicken) und „odein“ (zum Singen). So war eine „Rhapsode“ eine Erzählung, die verschiedene Lieder und die verschiedensten epischen Erzählungen „zusammengenäht“ und unterschiedliche Dinge „zusammenklagte“. Um es einmal weniger wohlmeinend auszudrücken ist eine Rhapsodie also ein musikalischer Flickenteppich. Allerdings ein sehr reizvoller.
Im 19. Jahrhundert, nach Liszt, wurde die Rhapsodie zu einem Vehikel aus Volks- und traditionellen Melodien und Tänzen, die als Abfolge musikalischer Ideen zusammengestellt wurden und eine Momentaufnahme einer Stadt, einer Region oder eines Landes heraufbeschwören sollte. In einer Zeit, in der die hochwertige Tonaufnahme noch eine Fantasie war, klangen musikalische Rhapsodien wie akustische Reiseeindrücke, die die Sehnsucht nach fernen Orten, nach exotischem Flair und für eine neue, bisher ungehörte Musik ausdrückten. Während der Ungar Béla Bartok (geb. im selben Jahr wie Enescu) eine systematische Erforschung traditioneller Musik begann, führte Enescu nie wissenschaftliche Forschung auf diesem Gebiet durch und suchte nie absolute Authentizität, aber dank seiner außergewöhnlichen Erinnerung konnte er sich an die beliebten Melodien erinnern, die er als Kind hörte, und sie in seinem Orchester verwenden. In Enescus Händen wird die Rhapsodie zu einer Verschmelzung von Elementen der deutschen Romantik, des französischen Impressionismus und des traditionellen L'utari (der Klasse professioneller rumänischer und moldawischer Musiker, die Instrumente wie Violine, Klarinette, Cobza, eine Kurzhalslaute, Taubal bzw. Cimbalom, Akkordeon und Kontrabass bei Hochzeiten spielen).
Die Besetzung der Rumänischen Rhapsodie Nr. 1 ruft nach 3 Flöten (3. auch Piccolo), 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 2 Kornette, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug (Triangel, Zimbeln, Rührtrommel), 2 Harfen und Streicher (Violinen, Violen, Celli, Kontrabässe). Die Dauer beträgt etwa 12 Minuten.
Verträumt, wie ein entfernt zu hörender Schäfer, öffnet die Soloklarinette die erste rumänische Rhapsodie mit einem traditionellen Trinklied, „Am un leu'i vreu s'l beu“ („Ich habe einen Leu und ich möchte ihn vertrinken“), der von der Oboe fortgesetzt wird und dann wieder zwei Mal wiederholt wird. Das zweite Volksmusik-Zitat wird in der Hora „lui Dobrico“ („aus Dobrica“) aufgeführt, einem beliebten Kreistanz, der bei Hochzeiten und anderen Festen aufgeführt wird und mit einem temperamentvollen Aufwärtsschäumen der Geigen beginnt, die von zwei Harfen begleitet werden, die hier die Rolle des traditionellen Hackbretts übernehmen. Eine Sârba, die dem Charakter nach zur Hora umfunktioniert wird, erklingt in den Violinen, bevor die Viola Dobricăs Hora nochmals aufgreift. Auch das Sârba-Thema wird wiederverwendet. Fast abrupt wird ein trauriges Timbre angeschlagen, wenn das Volkslied Mugur-mugurel (Knospe, kleine Knospe) vorgestellt wird. Nun wird zur Beschleunigung angesetzt: Als Übergangsmotive dienen ein Ciobănaş, eine Hora morii, bis mit einem neuen Sârba-Motiv schließlich das schnelle Tempo erreicht wird, welches fast die komplette zweite Hälfte der Partitur beherrscht. Bentoiu weist darauf hin, dass das Auftreten der Sârba die erste Rhapsodie zeitlich etwa im Goldenen Schnitt teilt. Es entwickelt sich ein virtuoses und mitreißendes Vogelkonzert der Holzbläser, das auf der Melodie Ciocârlia (Lerche) basiert. Das Stück scheint in einem polyphonen Schlussabschnitt auf das Ende zuzusteuern. Zuletzt folgt ein deutlich langsamerer Jumătate de joc (Halbtanz), der zum fulminanten Schlusstutti führt, in dem noch einmal die Lerche zu hören ist. Die Runde der Volkslieder und Tänze dreht sich immer schneller und mitreißender bis sie endlich ein Tempo erreicht, das die Zuhörer buchstäblich aus ihren Sitzen reißt.
Die erste rumänische Rhapsodie ist dem Pariser Mitschüler von Enescu, dem Komponisten und Lehrer Bernard-Louis Crocé-Spinelli, gewidmet, wurde am 8. März 1903 im rumänischen Athenaeum-Konzertsaal in Bukarest unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt (gemeinsam mit der zweiten). Das Werk war von der Zeit ihrer Premiere an ein großer Erfolg, und ihre Popularität hat seitdem kaum nachgelassen, bis zu dem Punkt, an dem sie den Rest von Enescus Produktion überschattet hat. Es ist unmöglich, dem Überschwang, der Virtuosität und ansteckenden guten Geistern zu widerstehen. In diesem Werk gelang es Enescu, den volkstümlichen Geist durch die Linse der Spätromantik zu vermitteln, was letztlich seinen Ruf als Gründer einer rumänischen Nationalschule zementierte.
(Folgende Artikel wurden hochgradig miteinander vermengt und zur Erstellung des Textes verwendet: 1. „Die rumänische Rhapsodie Nr. 1 von George Enescu“ erstellt von Jean-Pascal Vachon für das Werkverzeichnis des Boston Symphony Orchestra. Der in Wien geborene Musikwissenschaftler Jean-Pascal Vachon ist sonst Booklet-Redakteur bei BIS Records. Er ist auch Direktor der Musikabteilung am Institut für Europastudien in Wien und lehrt an der Webster-Universität (Wien) und an der Donau-Universität (Krems). 2. Der einschlägige Artikel in Wikipedia, der sich seinerseits auf Pascal Bentoiu: „George Enescu: Meisterwerke“ bezieht. 3. Einen Artikel in Klassik-Heute über die Biographie von George Enescu und 4. „George Enescu“, einem Artikel in „Der Konzertführer“ herausgegeben von Attila Csampai und Dietmar Holland, verfasst von Hartmut Becker.)
Fertig zusammengestellt 22.9.2023

George Enescu mit seiner Geige. Fotografie unbekannten Datums.
Vergleichende Rezensionen:
5
Antal Dorati
London Symphony Orchestra
Mercury
1960
11:53
Die nach unserer Einschätzung besten Aufnahmen des Stücks sind alle innerhalb weniger Jahre von 1956 bis 1962 aufgenommen worden und auch erschienen. Ob das ein Zufall ist?
Dass der aus Ungarn (einem Nachbarland Rumäniens) stammende Dirigent Antal Dorati zur Zeit der Aufnahme dieser Einspielung bereits 54 Jahre alt war, mag angesichts ihrer jugendlich-frischen, temperamentgesättigten Ausstrahlung verblüffen.
Der weiteren kurzen Besprechung vorausschicken müssen wir dieses Mal die klangliche Einschätzung der Aufnahme, die in der besten Zeit der allzu kurzen Living-Presence-Ära von Mercury stattgefunden hat. Es lagen uns nämlich eine normale CD (aus einem der drei Mercury-Würfel, jeder prall mit über 50 CDs gefüllt, die vor einigen Jahren erschienen sind) und eine SACD zum Vergleich vor. Die Unterschiede der beiden Ausgaben sind größer als gewöhnlich und nehmen Einfluss auf den Charakter der Musik.
Fangen wir zunächst mit der CD aus dem Würfel an: Das Orchester klingt ausgesprochen plastisch, extrem offen und mit hautnaher Präsenz. Die Staffelung ist sehr gut. Der Gesamtklang ist super-knackig. Weich oder gar balsamisch ist er kaum zu nennen. Etwa wie ein Rennwagen ohne jeden Federungskomfort, was für hartgesottene Fahrer also, die das Pure erfahren wollen, so könnte man es bildhaft ausdrücken. Besonders das Schlagwerk kommt hart, explosiv und ungemein dynamisch. Aber auch das Blech und sogar die geballt auftretenden Violinen haben eine sagenhafte Durchschlagskraft. Das Orchester spielt als Ganzes schlank und beweglich aber nicht dünn oder gar dürr wie in mach einer älteren Mercury. Kein Gramm Fett zu viel, nur Muskeln würde man meinen, wenn man sich den Klang als einen Athleten denken würde.
Ganz anders allerdings die SACD, die auf die originale 3-Spur-Aufnahme zurückgreift und alle drei Kanäle genauso diskret wiedergibt, wie sie aufgenommen wurden. Man braucht dann allerdings u.a. auch drei gleiche Lautsprecher vor sich, alle im gleichen Abstand. Man glaubt so eine andere Aufnahme vor sich zu haben. Die Violinen klingen nun seidig, das ganze Orchester viel weicher, runder, sonorer, kurzum „edler“. Man meint, es spiele nun sogar noch feiner. Vor allem die Tiefenstaffelung und die Ortungsschärfe der einzelnen Instrumente und Instrumentengruppen hat noch dazugewonnen, ist nun jeweils staunenswert plastisch. An der Dynamik ändert sich nicht so viel, die war sowieso kaum noch zu toppen. Die ursprüngliche und naturbelassene Aufnahme eines LSO, das vor Kraft nur so strotzt (CD), wird zu einem luxuriösen Edelprodukt, dem es nun auch an Glanz und magischer Klangsinnlichkeit nicht fehlt (SACD). Da kommt nur noch das unmittelbare Konkurrenzprodukt von RCA mit. Die Living-Stereo mit Leopold Stokowski. Davon gleich im Anschluss mehr. Den ersten audiophilen Überflieger, den vom Team Wilma Cozart und Robert C. Fine haben wir nun schon einmal aktenkundig gemacht. Und sowohl mit der CD als auch der SACD ist der klanggewordene Traum erfahrbar, allerdings auf ziemlich unterschiedliche Weise.
Nun schnell wieder zurück zur Musik, denn der Klang ist ja doch nur ein (allerdings ziemlich wichtiger) Teil von ihr. Die Interpretation durch Antal Dorati wirkt sehr energisch, mit besonders knackigen, ursprünglich-harzig klingenden Violinen (besonders von der CD). Während des sehr gut gespielten Viola-Solos (nach Zi. 7) geht das zurückgesetzte und zudem leiser zu spielende Solo des Fagotts, das einen Takt später beginnt, ziemlich unter. Das gelingt einigen wenigen Dirigenten und Aufnahme-Teams besser. Die Viola kommt in der Musik meist mit einem Solo zu Wort, wenn es elegisch, melancholisch oder sogar traurig werden soll. Das gelingt Enescu (und dem Solisten) hier ganz ausgezeichnet.
Dorati könnte die p leiser spielen lassen, besonders bei den führenden Violinen (z.B. bei Zi. 9). Die sowieso schon sehr spannende Darstellung hätte dadurch vielleicht noch mehr knistern können. Das Temperament und der unmittelbare Vorwärtsdrang standen dem jedoch vielleicht entgegen. Der Dirigent hat die Bässe immer im Blick, man sollte ihre Bedeutung, gerade wenn es um rhythmisches Feuer geht, nicht unterschätzen. Noch wichtiger sind aber die kompositionsimmanenten Beschleunigungen, die bei Dorati sehr feurig gelingen. Sowohl die langsame Beschleunigung über sehr viele Takte hinweg, als auch der kurze Antritt (z.B. „précipitez“, was so viel heißt wie „überstürzen Sie“ oder „übereilen Sie“ z.B. vor Zi. 13) erzeugen eine mitreißende Sogkraft. Beim Rubato hält er sich hingegen eher zurück, da ist ihm die klare Linie wichtiger. Es werden rasante Rhythmen bei einem sehr temperamentvollen Tempo erreicht, das Spiel des LSO bleibt dabei immer hervorragend präzise und transparent. Das Blech muss man wieder einmal als hervorragend knackig loben. Aber das ganze Orchester nimmt förmlich „seine Beine in die Hand“, stürmt los, lässt die tanzenden Paare nur so fliegen. Bis zur Ekstase.
Dies ist eine ungemein urtümlich, folkloristisch geprägte Interpretation von überschäumender Virtuosität, der das romantische Schwelgen eines Stokowski ziemlich fremd ist. Im direkten Vergleich zur zweiten audiophilen Einspielung, der 1960er von Leopold Stokowski, wirkt sie weniger „theatralisch“ und geradlinig-volkstümlicher. Ungemein farbenprächtig sind sie beide.
Übrigens: Eine zum Vergleich herangezogene LP aus den Niederlanden aus der Reihe „Mercury Golden Imports“ klingt gegenüber CD und SACD vergleichsweise fade und blass. Aber: auf dieser LP findet man auch die selten zu hörende 2. Rumänische Rhapsodie op. 11.
5
Leopold Stokowski
RCA Victor Symphony Orchestra
RCA
1960
11:33
Leopold Stokowski hat die erste Rhapsodie, wie wir annehmen drei Mal eingespielt, wobei die beiden Mono-Aufnahmen der Stereo-Einspielung in keiner Weise das Wasser reichen können. Es existiert darüber hinaus noch eine Live-Aufnahme mit dem Philadelphia Orchestra von 1963, die uns leider bisher nicht auf Tonträger vorliegt. Man kann sie sich jedoch auf YouTube anhören. Der 1960er Jahrgang schien unter einem glückbringenden Stern zu stehen. Sie gelang auch dem Technik-Team ganz hervorragend, denn man kann ohne jede Übertreibung von einer der allerbesten Aufnahmen der Living-Stereo-Ära der RCA sprechen. Das Orchester war ein New Yorker Adhoc-Orchester, eigens für Plattenaufnahmen von RCA zusammengetrommelt. Seine Spieler wurden von den New Yorker Philharmonikern, der Metropolitan Opera, dem NBC Symphony Orchestra, das zwar bereits aufgelöst war, aber immer noch als „Symphony of the Air“, also als „an die Luft gesetzte Symphoniker“ Aufnahmen machte und anderen großen New Yorker Ensembles rekrutiert. Dieses Mal war anscheinend tatsächlich die Crème de la Crème der New Yorker Orchestermusiker zusammengekommen.
Leopold Stokowski hat Zeit seines Lebens an der Intensivierung des Musikerlebnisses gearbeitet. Mitunter mit aus dem heutigen Blickwinkel betrachtet durchaus zweifelhaften Ergebnissen. Um nachschöpferische Einfälle nicht verlegen, hat er sich dieses Mal offenkundig zurückgehalten und z.B. auf ein spektakuläres Umsetzen der Orchestermusiker während eines Stückes, um Soloinstrumenten einen „Spotlight“-Effekt zu verleihen, verzichtet. Zu hören ist aber „sein“ spezielles Legatospiel, das jedem Streicher eine individuelle Bogenführung erlaubt, sodass An- und Abstrich gar nicht mehr direkt zu hören sind. Ein besonders fließendes, enorm homogenes Legato ist die Folge. Ansonsten erschien uns die Aufstellung des Orchesters nicht individuell dem Werk angepasst. Ein unmäßiges Herumschneiden ist auch nicht zu bemerken, es hätte dem Living Stereo Gedanken nicht gerade entsprochen.
Das Musizieren erscheint ausgesprochen ausdrucksvoll und artikulatorisch auf den Punkt gebracht. Das herausragend besetzte Orchester (man höre sich die Oboe einmal an und man weiß gar nicht, aus welchem Orchester New Yorks die stammen könnte, denn so gut klingen die eigentlich alle nicht, jedenfalls nicht die, die wir aus Einspielungen dieser Zeit kennen) zeigt eine tolle Spiellaune. Ein Höhepunkt jagt den anderen, zugespitzt und mit viel Rubato versehen. Dem Viola-Solo gesellt sich hier ein besser als üblich zu hörendes Fagott-Solo hinzu. Mister Stokowski hat also auch an die Kleinigkeiten gedacht. Es klingt durchweg ein wenig theatralischer als beim geradlinigeren Dorati, aber trotzdem sehr spannend und mit viel Biss. Wo hört man das große Flötensolo (nach Zi. 14 und während Zi. 15) einmal mit dieser mit Händen zu greifenden Präsenz und Plastizität? Auch hier gibt es wunderbar tänzerische Beschleunigungen, vielleicht nicht ganz so feurig wie bei den Dirigenten aus dem Südosten Europas (Dorati, Silvestri und Danon). Die Musik wird zu einem mitreißenden Spektakel und das meinen wir keineswegs despektierlich. Hinzu kommt ein Klang wie aus Samt und Seide.
Wie bereits bei der Mercury Doratis gibt es auch von dieser RCA eine SACD mit der originalen 3-Spur-Bandtechnik von 1960. Darauf ist also auch der mittlere der drei Kanäle zu hören. Von dieser Technik ist man leider schnell wieder abgerückt, denn anscheinend waren die Kriterien bei der Aufstellung damals zu anspruchsvoll um sie erfolgversprechend auf breiter Basis durchsetzen zu können. Die Wiedergabe hätte wohl damals auch nur mit Bandgeräten Erfolg gehabt, nicht mit den gerade erst für das zweikanalige Stereo-Format weiterentwickelten LPs. Und Tonbänder waren noch teuerer als die gerade etwas billiger werdenden LPs.
Der Klang ist wunderbar großräumig aber in keiner Weise hallig oder großspurig. Er wirkt natürlich, sagenhaft räumlich, körperhaft, schwerelos, enorm präsent und transparent. Der Bass ist profund, aber nicht aufgemotzt, einfach genau richtig. Das Orchester klingt weich, strahlend mit brillanten Farben versehen. Die Dynamik ist absolut mitreißend. Es gibt auch heute noch immer wieder neue Pressungen auf LP, die übrigens den Titel „Rhapsodies“ bekommen hat, die ebenfalls fantastisch klingen. Ein audiophiles Meisterstück von zeitlosem Rang.
5
Oskar Danon
Royal Philharmonic Orchestra London
Chesky
1962
11:58
Der, heute würde man sagen bosnische Dirigent (obwohl sein Heimatort damals noch zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte), wurde 1913 in Sarajewo geboren und verstarb 2009 mit 96 Jahren in Belgrad. Er war über viele Jahre Leiter der Belgrader Oper und hatte in den 60er Jahren Gelegenheit einige Aufnahmen für EMI, Supraphon aber auch für den amerikanischen Readers Digest Buchclub zu machen. Der vergab Aufnahme-Aufträge an RCA, die ihrerseits als Subunternehmer für Aufnahmen in Europa, die damals dort günstiger zu machen waren, die Decca in London beauftragte. Nur selten kamen diese Aufnahmen schnell in den gewöhnlichen Schallplattenhandel. Erst in den 80ern fertigte man bei Chesky neue Überspielungen mit Röhrentechnik von den alten Aufnahmen an, um so ihren originalen Klang bestmöglich zu erhalten. So fand auch diese Einspielung den Weg – seltsam genug – auf eine CD mit Musik von Gershwin, die dann „A Gershwin Concert“ genannt wurde. Wie Enescus Werk auf diese CD kommt? Es müssen jedenfalls verschlungener Pfade gewesen sein, auf die ein Programmgestalter nicht ohne Weiteres kommen würde. Auch für uns wurde die Rumänische Rhapsodie auf dieser CD zu einem Zufallsfund.
Musikalisch ist diese Einspielung herausragend und aufnahmetechnisch sozusagen das Pendant der Decca zu den beiden audiophilen Klassikern von Mercury und RCA, nur dass von diesem Pendant nur wenige Enthusiasten und Sammler Kenntnis genommen haben dürften. Das Orchester wird zu Höchstleistungen animiert, es klingt saftig, sehr präzise und hochgradig dynamisch. Auffallend gut kommt die Harfe durch. Sie ersetzt für Enescu sozusagen das „Hackbrett“, für das es in einem Sinfonieorchester nicht ohne weiteres ein Instrument und/oder eine(n) Spieler(in) zu finden wären. Der Trinklust zu Beginn wird besonderer Nachdruck verliehen, obwohl bereits ein gewisses Schunkeln oder Straucheln im musikalischen „Bewegungsablauf“ unüberhörbar ist. Man weiß aber nicht so recht, ob sich der Durstige (der anscheinend nicht mehr ganz „nüchtern“ ist, über seinen „Leu“ freut, den er ausgeben möchte, oder ob er ihm als zu wenig erscheint. Er also zur Besänftigung seines „Durstes“ noch ein paar mehr davon bräuchte und ihn diese Tatsache traurig macht.
Die Aufschwünge und Beschleunigungsverläufe sind absolut mitreißend gestaltet. Leider ist das Fagott beim Solo der Viola nur ein unbedeutender Statist, dem man keine Aufmerksamkeit schenkt. Das macht jedoch nicht viel aus, denn der beherzte Schwung dieser Einspielung fegt sogleich jedes Bedenken hinweg. Diese Einspielung bietet viel „Rhapsodie“, das will heißen, besonders deutliche Tempogegensätze, viel Rubato, besonders emotionale, meisterlich ausgekostete Übergänge und eine deftige Portion Dynamik. Man fiebert mit. Wenn Enescu „Plus vite“ (viel schneller) in seine Partitur schreibt, dann geht auch wirklich die „Post“ ab. Richtig rasant. Und dann wird noch weiter beschleunigt. Bei „accelerez toujours“ („beschleunigen Sie immer“) beherzigt Danon diese Anweisung nur allzu gerne wie es uns scheint. Das Orchester, damals am Ende der Ära Beecham eines der besten überhaupt, sitzt auf der vordersten Stuhlkante. Auch das Holz lässt sich nicht „lumpen“ und spielt sein „Vogelkonzert“ sehr brillant. „Précipitez“ („überstürzen Sie“): Voilà, so geht’s. Nebenbei bemerken wir, dass Enescu schon damals seine Anweisungen in französischer Sprache schreibt und auch, dass sie sowohl eine höfliche Form darstellen, als auch die Befehlsform. Wir nehmen an, dass es bei Danon eher die Befehlsform war (bei Dorati übrigens auch), während man bei Stokowski eleganter zu Ekstase geleitet wird, da vermuten wir die Höflichkeitsform. Geschwindigkeit ist beim RPO keine Hexerei. Und deftige Akzente gibt es obendrein. Die Tänze sind enorm lebendig, dann heißblütig und schließlich wie besessen dargestellt. Das Blech ist in Geberlaune, spielt sagenhaft heißspornig, die Trompeten und Hörner bekommt man so ein zweites Mal nur selten zu hören. Dabei bleibt man immer noch präzise und impulsiv, ach was, explosiv. Dies ist eine besonders emotionale und herzhafte Darstellung der Rhapsodie.
Der Klang erreicht nicht ganz die räumliche Großzügigkeit der beiden zuvor gelisteten. Die Aufnahme liegt ja auch nicht als SACD vor. Sie ist aber glasklar und sehr farbig. Der Bassbereich wird sehr gut wiedergegeben, die Dynamik ist ausgezeichnet und gewährleistet natürlich gemeinsam mit der mitreißenden Musikalität der Musiker eine gewisse „Anmachgarantie“. Man wird sich ihr kaum entziehen können. Sie rauscht etwas mehr als die zwei Jahre jüngere RCA mit Arthur Fiedler. Aber das Rauschen ist immer noch leise und man nimmt es sehr gerne in Kauf. Der audiophile Hörer wird sehr zufrieden sein, dass es das Decca-Pendant zu den Meilensteinen von Mercury und RCA überhaupt noch gibt, muss es aber doch bedauern, dass es von der Aufnahme kein akuelleres Mastering in Gestalt einer SACD oder eines High-Res-Files gibt. Die ultrahocherhitzten königlichen Philharmoniker aus London hätten sonst durchaus das Zeug zur Referenz. Was man aber auch denkt, wenn man die anderen Einspielungen der 5er-Gruppe hört. Sie begeistern musikalisch alle fünf.
5
Constantin Silvestri
Wiener Philharmoniker
EMI
1959
11:33
Dass viele Veranstalter Enescus Rhapsodie beim rumänischen Dirigenten Constantin Silvestri anfragten, liegt auf der Hand. Er ist (mit Stokowski) der einzige Dirigent, vom dem uns drei Einspielungen zum Vergleich vorliegen. Musikalisch sind sie sich ziemlich ähnlich, weshalb sie eigentlich alle drei sehr zu empfehlen wären. Die erste entstand 1956 mit der Tschechischen Philharmonie noch monaural aufgenommen aber dermaßen dynamisch und temperamentvoll, dass man das Aufnahmeverfahren schnell vergisst. Die letzte dokumentiert ein Gastspiel des Bournemouth Symphony Orchestra, dem er von 1961 bis zu seinem frühen Tod als Chefdirigent vorstand, in London. Obwohl 1966 von der BBC (also eigentlich die jüngste Aufnahme der dreien, jedoch immer noch monaural) aufgezeichnet wurde, markiert sie aufnahmetechnisch abgeschlagen das untere Ende.
Zu seiner mittleren Einspielung im Jahr 1959 standen Herrn Silvestri die Wiener Philharmoniker zur Verfügung, die er, wie so oft, zu Höchstleistungen animieren konnte. Er lässt mit viel Rubato sehr ausdrucksvoll und rhetorisch orientiert spielen. Das Orchester artikuliert zugespitzt und spielt generell ausgesprochen tänzerisch. Es muss also nicht immer ein Walzer sein, um die Philharmoniker richtig aufblühen zu lassen. Sie sitzen, denken wir nur an die Einspielung der 5. Sinfonie von Schostakowitsch zurück, auch für das Stück von Enescu auf der vordersten Stuhlkante. Richtig gut aufgelegt spielt man sehr virtuos und die Violinen, eine der „Glanzabteilungen“ des Orchesters, spielen richtig saftig. Auch die Holzbläser spielen charaktervoll und sehr eloquent. Das schrille Piccolo hört man in keiner anderen Aufnahme so schön frech heraus. Der schnelle Teil der Rhapsodie ist sehr dynamisch und feurig. Das Holz steht dabei besonders im Fokus aber auch die beiden Harfen werden nicht vergessen. Ihren folkloristischen Beitrag hören wir selten so plastisch. Generell ist die Diktion sehr transparent gehalten, was die Farbigkeit des Stückes sehr reichhaltig wirken lässt. Der Gestus ist vorantreibend, der Verlauf ekstatisch, das Finale zugespitzt. Man belässt dem Werk viel von seiner urwüchsig-folkloristischen Kraft. Wobei wir aber sogleich an dieser Stelle ergänzen wollen, dass die Aufnahme von 1956 aus Prag, gerade wenn es um urwüchsige Kraft geht, noch darüber hinausgeht. Davon gleich im Anschluss mehr.
Klanglich wirkt die EMI-Aufnahme aus Wien plastisch und transparent, viel räumlicher und feiner gezeichnet als die drei Jahre ältere aus Prag. Die Staffelung (Stereo) in Wien ist angesichts des Aufnahmejahres gut. Der Klang wirkt warm und perkussiv zugleich. Eine gute Leistung des EMI-Teams Victor Olof und Neville Boyling. Insgesamt wirkt das Klangbild jedoch nicht völlig frei und ein wenig blechern. Sie kommt trotz ihrer beträchtlichen Meriten nicht an die Konkurrenz von Mercury, RCA und Decca (d.h. Chesky) heran. Auch von dieser Aufnahme wäre eine High-Res Version sehr zu begrüßen.
5
Constantin Silvestri
Tschechische Philharmonie, Prag
Supraphon
1956
11:47
MONO Die Tschechische Philharmonie zeigt sich unter der Anleitung Silvestris ebenfalls von ihrer allerbesten Seite. Gerade was den urwüchsig-folkloristischen Aspekt der Komposition anlangt wird in dieser Einspielung die Messlatte gelegt. Die Tempogegensätze werden voll ausgespielt, besonders in den schnellen Abschnitten wird das Tempo unwiderstehlich angezogen. Es ergibt sich so ein ungemein kontrastreiches Bild. Ein gutes Beispiel ist das „trés vite“ (sehr schnell) bei Zi. 2, das bei den allermeisten Einspielungen nur träge befolgt wird, wenn überhaupt, und dann auch nur kaum schneller als das vorherige Tempo wirkt. Wie eine angriffslustige Raubkatze schnellt die Tschechische Philharmonie hier wie hinter einem Busch hervor, um sich ihr Opfer zu schnappen. Dabei gilt es nur der Beschreibung des Zustands eines ungeduldig Durstenden. Seine Eile und sein unbändiger Drang an das erfrischende oder aber alkoholhaltige Nass zu kommen wird besonders sinnfällig. Der Vortrag ist trotz der eigentlich nachteiligen Mono-Klangtechnik besonders reich an Nebenstimmen. Die Hörnersekunden bei Zi. 6 und dann wieder bei Zi. 10 klingen super. Das Viola-Solo und das zeitgleiche Fagott-Solo werden hier zum Duo. Beides wird bestechend klar hörbar. Das ganze Orchester zeigt eine scharf umrissene Artikulation, die nicht zuletzt ein besonders klares Klangbild zur Folge hat. Das damals noch tschechoslowakische Vorzeige-Orchester war an diesem Tag „super drauf“. Das Holz wirkt regelrecht beflügelt und zeigt eine ungemein deftig-dramatische Vortragsweise (z.B. das grelle Englischhorn ab Zi. 13 oder das erstklassige Flötensolo ab Zi. 14). Nahezu alle Artikulationsvorschriften werden beachtet und was noch wichtiger ist, in Sinn übersetzt. Gerade das Holz wirkt teilweise schon unheimlich präsent. Aber man muss das Lob auf das ganze Orchester ausdehnen, so virtuos und knallig-farbenfroh wie es da zugeht. Hatten wir die Wahnsinns-Beschleunigungen schon angesprochen? „Precipitez“ (überstürzen Sie) das könnte hier die Devise für das ganze Stück sein. Am Ende hebt es einen fast aus den Schuhen oder Pantoffeln, oder es zieht einem die Socken aus je nachdem, was noch vorhanden ist. Das Orchester ist außerordentlich gut aufgelegt und hoch motiviert, dabei hoch präzise und supertransparent. Auch aufnahmetechnisch werden in Punkto Dynamik, „Schmackes“ und Präsenz die allermeisten Stereos in verblüffender Manier übertroffen.
Vorsicht! An diese Aufnahme kann man sein Herz verlieren, danach gefällt einem keine andere mehr. Ein Orchester mit lauter Besessenen, noch bissiger als die Wiener und mindestens genauso temperamentvoll. Wann kann man sowas schon einmal hören? Bravo, Herr Silvestri!
Wenn man das liest fragt man sich berechtigterweise, warum diese Einspielung nicht ganz an der Spitze steht. Das liegt eigentlich nur an der Gewohnheit, dass eine Mono schlechter als eine Stereo sein muss. Wenn man dann in die zuvor genannten Stereos nochmals reinhört, belässt man es dann aber doch bei der zuvor erdachten Rangfolge. Aber wenn es um die Begeisterung an der Musik geht, die die Interpretation vermittelt, dann müssten alle fünf Aufnahmen nebeneinander und nicht hintereinanderstehen. Die Aufnahme aus Prag sollte man in jedem Fall einmal gehört haben, wenn man sich von dem Stück „umhauen“ lassen möchte.
Der Klang der Mono-Aufnahme ist erstaunlich plastisch. Die Präsenz würde auch einer Mercury „Living Presence“ sehr gut anstehen. Man mag es kaum glauben, dass die hörbare Plastizität letztlich nur aus einem Kanal hervorgezaubert wird. Ein absolutes Meisterstück der Aufnahmetechnik, die zeigt, was mit einem Kanal möglich ist. Es existieren allerlei Ausgaben der Aufnahme, aber nur im Gewand des neuesten Supraphon-Remasterings wird diese umwerfende Qualität in dieser Offenheit und mit einer brachialen Dynamik serviert. Einfach fulminant.
4-5
Charles Dutoit
Orchestre Symphonique de Montréal
Decca
1996
12:18
Charles Dutoit kann in seiner Darstellung der Rhapsodie ebenfalls auf ein sehr gutes Orchester zurückgreifen. Seine Domäne ist der schnelle Teil, weniger der langsame. Da sind die Akzente (sf oder ff) eher schwach ausgeprägt, die Hörner bei Zi. 6 könnten sehsüchtiger klingen. Das Viola-Solo ein Takt nach Zi. 7 verbindet sich mit dem Fagott-Solo zu einem gleichberechtigten Duo. Das hat Enesco ebenso nicht gewollte, wie dass man das Fagott gar nicht mehr hört vor lauter Viola. Das Lautstärkegefüge Viola im f und Fagott im mp wurde bei Dutoit zu deutlich zugunsten des Fagotts verschoben. Das Solo selbst wird allerdings exzellent geblasen, was für alle Holzbläser und das ganze Stück gilt. Das Holz wird im Übrigen bemerkenswert transparent gehalten, auch wenn keine Soli anstehen, sodass man von der Faktur des Stückes sehr viel zu hören bekommt, ohne dass man sich anstrengen muss. An einer Entwicklung von Hochspannung ist der Dirigent weniger interessiert. Aus der, wie wir in den ersten fünf Einspielungen gehört haben, sehr spannungsreichen Passage zwischen Zi. 12 und 13, wird kein Kapital geschlagen. Und sie geht fast bruchlos in das „plus vite“ (viel schneller) über. Dutoit setzt bruchlose Geschmeidigkeit an die Stelle wo bei den älteren Kollegen bereits der „Karpaten-Bär steppt“. So wirkt seine Darstellung wenig folkloristisch und sozusagen urban-elegant dagegen. Ab dem großen Solo der Flöte vor und nach Zi. 15, mit dem das große „Vogelkonzert“ mit den anderen Holzbläsern gemeinsam beginnt wird es aber schon agil und kraftvoll. Eine tolle Beschleunigung bis Zi. 19 setzt ein. Na also, geht doch! Die Harfenaufschwünge sind dann wieder nicht so gut hörbar, dabei hätte man sie auch elegant darstellen können, was ins Konzept Dutoits eher gepasst hätte, als sie wie Hackbretter klingen zu lassen. Da war die Aufnahmetechnik nicht hellhörig genug. Seine Wiedergabe ist sehr deutlich im Rhythmischen und eher beherrscht im Temperament, sehr bildhaft in den tänzerischen Bewegungsabläufen und besonders gegen Ende immer lauter werdend. Sehr laut werdend. Bestechend ist die Virtuosität des Orchesters, glanzvoll sein Klang.
Der Klang der Aufnahme ist brillant, sehr transparent, mit einer sehr guten Dynamik versehen bei besonders deutlicher Perkussion. Auch das Blech zeigt eine respektgebietende Strahlkraft.
4-5
Leonard Bernstein
New York Philharmonic Orchestra
CBS-Sony
1969
12:48
Leonard Bernsteins Interpretation des Stücks zeigt eine kontrastreiche Tempogestaltung und eine spannende Diktion. Seine Partitur-Treue ist hoch. Die Violinen haben Schmelz, die deutlichen Hörner (bei 10) differenzieren die Lautstärke besser als es in anderen Einspielungen zu hören ist. Ein Beispiel für das ungemein gespannte Spiel sei das „plus vite“ ab Zi. 13 genannt, wo Bernstein das Tempo zuerst gefühlvoll, dann immer unwiderstehlicher anzieht. Bei ihm erhalten die Harfen ein offenes Ohr. Ein weiteres Beispiel für seine Partitur-Treue und die Flexibilität seines Dirigats: Zi. 22 „arraché“ (angerissen), diese Artikulation hört man bei ihm in den Bratschen, Celli und Bässen sehr gut heraus. Das Spiel der New Yorker ist temperamentvoll und auch das „cassant“ (schroff) bei fff wird bestens herausgestellt. Auch Bernstein kocht auf hoher Hitzestufe, höher als Dutoit, aber an den höchsten Erhitzungsgrad von Dorati, Danon oder Silvestri kommt er nicht heran.
Der Klang der Einspielung macht einen sehr guten Eindruck. Sie klingt räumlich, transparent und sehr ortungsscharf. Die von Enescu geforderten sehr großen Unterschiede in der Dynamik werden von der Aufnahmetechnik leicht nivelliert.
4-5
Hiroyuki Iwaki
NHK Symphony Orchestra, Tokio
Naxos
1966, live
11:15
Der hervorragende japanische Dirigent war in den siebziger und achtziger Jahren auch häufiger in Deutschland zu erleben, stand aber immer im Schatten seinen Landsmannes Seiji Ozawa. Wer glaubt, dass sich die japanischen Orchestermusiker erst in späteren Jahren an ein internationales Niveau herangearbeitet hätten, sieht sich durch diesen Rundfunkmitschnitt belehrt. Das japanische Rundfunkorchester hatte bereits 1966 eine Qualität, die sich nicht zu verstecken brauchte. Die präsenten Holzbläser machen den Eindruck, als säßen sie sehr weit voneinander entfernt. Dies mag nur ein aufnahmetechnisches Detail sein. Beim Viola-Solo mangelt es etwas an Ausdruck. Das „douloureux“ (traurig) kommt nicht so recht durch. Das zeitgleiche Solo des Fagotts (leiser zu spielen) hört man auch nur ganz leise mit. Beim tänzerischen Spiel des Orchesters kann man keinerlei Schwierigkeiten mit dem osteuropäischen Idiom ausmachen. Die Beschleunigungen haben Biss und das Orchester agiert präzise. Das fff zeigt eine nachdrückliche dynamische Fähigkeit, die man asiatischen Orchestern früher abgesprochen hatte. Man geht bis an das damals (wahrscheinlich) aufnahmetechnisch Mögliche. Im schnellen Teil wird nicht an nachdrücklicher Verve gespart, das Tempo begeistert nicht zuletzt mit einem ekstatischen Verlauf. Lediglich das „allègrement“ (munter, ungeniert, fröhlich) wirkt etwas betulich, bevor der Abschluss dann wieder mit „très vif“ (sehr lebendig) begeistert.
Der Klang der Aufnahme von 1966 schlägt rein technisch die beiden anderen Live-Mitschnitte der BBC ebenfalls von 1966 und vom Moskauer Rundfunk von 1968 deutlich aus dem Rennen. Es klingt bereits sehr plastisch, transparent und präsent für einen Live-Mitschnitt des Rundfunks und geht weit über das von anderen europäischen Rundfunkanstalten aus jener Zeit bekannte hinaus. Immer vorausgesetzt, man hat sich bei Naxos bei der Jahreszahl nicht vertippt, ist dies eine veritable Überraschung.
4-5
Mariss Jansons
Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks (neuerdings BRSO abgekürzt)
BR Klassik
2015, live
12:17
Selten, dass man bei Jansons und dem BRSO einmal was zu beanstanden hat, aber dieses Mal geht man bei der Spielanweisung „à volonté“ (nach Belieben) ein wenig zu weit, denn man macht die Portato-Striche der Klarinette zu Beginn einfach zu Staccato-Punkten. Das unterscheidet die Spielweise von der in fast allen anderen Aufnahmen zu hörenden und natürlich auch vom vorliegenden Notenbild. Man bleibt übrigens den ganzen Beginn über bei dieser Spielweise. Ein Wiederholungsfehler, der dann nur einmal zählt. Es wirkt so jedoch kecker und weniger getragen-melancholisch. Man hat sich also durchaus was dabei gedacht. Dieser durstende Mitmensch ist mobil und keck dabei, sich sein Getränk zu besorgen. Er freut sich, dass ihm dazu ein „Leu“ zur Verfügung steht. Da hatte der Klarinettist wohl bereits ein frisch gezapftes Weißbier vor Augen und Mariss Jansons hatte nichts dagegen. Wir sind live dabei in München. Der Beginn ist ansonsten rubatoreich und rhapsodisch gehalten, was das Orchester nicht daran hindert meisterlich zusammenzubleiben. Die Streicher klingen wieder „erste Sahne“. Beim Solo der Viola geht das „konkurrierende“ Fagott-Solo leider weitgehend unter. Das Musizieren ist wohl spannungsreich, aber bei Zi. 13 geht es statt „plus vite“ erstmal langsam weiter. Erst ab Zi. 14 legt sich Jansons ins Zeug. Er übereilt jedoch nichts. Entsprechend ist auch bei „precipitèz“ (überstürzen Sie) keine Änderung des Gestus zu spüren. Stattdessen lassen uns die Musiker an vielen instrumentalen und musikalischen Feinheiten teilhaben, die sie teils genüsslich ausspielen. Die Solovioline 5 T. nach Zi. 29 wird ausnehmend gut hörbar. Sie hat sich vom Corps der anderen Violinen herauszuschälen, was lange nicht immer so vorbildlich gelingt.
Diese Darbietung ist so perfekt wie eine im Studio aufgenommene, sie ist durchaus impulsiv und sehr genau, vom Temperament her wirkt sie eher gedankenvoll und zurückhaltend denn stürmisch losbrausend.
Die Klangqualität hat ein sehr gutes Niveau und wirkt als Live-Aufnahme sehr transparent, farbig und dynamisch.
4-5
Artur Rodzinski
Philharmonic Symphony Orchestra of New York (so nannten sich die New Yorker Philharmoniker damals)
Columbia-Sony
1946
10:56
MONO Diese Aufnahme entstand 1946 in der Carnegie Hall vor ihrer für die Akustik so nachteiligen Renovierung in New York. Dieser wirklich schon sehr betagten Aufnahme nach zu urteilen muss sie eine tolle Akustik gehabt haben. Was diese Einspielung zu bieten hat, das gefällt auch noch verwöhnteren Ohren von heute.
Man erkennt schon an der Spielzeit, dass in dieser Einspielung ein anderer Wind weht als in München. Die Klarinette macht aus ihrem Portato kein Staccato. Das Musizieren wirkt wie kurz angebunden, rhythmisch betont und prall. Die Musizierlust muss enorm gewesen sein, wenn man dem hier zu Hörenden glauben darf. Das nach heutigen Kriterien „mies“ klingende Englischhorn raut hier den Bläsersatz folkloristisch auf, hat also in diesem Stück seinen Platz gefunden. Die Unterschiede zwischen pp und ff könnten größer sein, aber wenn man das Aufnahmedatum betrachtet, darf man mehr als zufrieden sein. Das Orchester befindet sich so kurz nach dem Krieg bereits in einer ausgezeichneten Verfassung und präsentiert sich mit einer anspringenden Spiellaune. Blech und Perkussion klingen hart, unnachgiebig und rau, aber nicht ungeschlacht. Das „allègrement“ wirkt besonders gelungen, fröhlicher und ausgelassener ist es kaum je zu hören. Eine temperamentvolle Einspielung mit Biss.
Zu Beginn klingt die Aufnahme sehr präsent und plastisch und man meint, das angegebene AD kann wohl nur ein Fehler sein. Eine so transparente Aufnahme von 1946 ist uns noch nicht untergekommen. Die Dynamik ist ganz enorm und lässt fast schon an Silvestris Prager Einspielung denken. An die Körperhaftigkeit derselben kommt sie jedoch nicht heran. Es muss ein außerordentlich gelungenes Remastering vorliegen, so frisch und lebendig es auch noch für heutige Ohren noch klingt.
4-5
Sergiu Comissiona
Vancouver Symphony Orchestra
CBC Records (Canadian Broadcasting Corporatinon)
2000
12:57
Mit Sergiu Comissiona nimmt sich ein weiterer Landsmann Enescus der Rhapsodie an. Sergiu Comissiona war Student von Constantin Silvestri und von 1991 bis 2000 Chefdirigent des kanadischen Orchesters. Unter seiner Leitung erklingt der langsame Teil der Rhapsodie ruhevoll und sehr gefühlvoll. Ein schmerzlicher Teil, bei dem man meint, eine Depression wäre nicht mehr weit. Das Orchester fällt mit seinen zart, etwas fragil und zudem hellklingenden Violinen auf. Sie klingen jedoch zugleich homogen, sodass das keine Kritik sein soll. Die Artikulation wirkt äußerst differenziert. Das lange, aber in allen Darbietungen sehr schön anzuhörende Flötensolo erklingt hier einmal tatsächlich im p. Das ist eine Rarität. Im schnellen Abschnitt wird dann ordentlich Fahrt aufgenommen, das Tempo wirkt aber stets kontrolliert, jedoch schwungvoll. Die Transparenz im Tutti ist ganz ausgezeichnet. Auch in Vancouver wirkt die absteigende Skala der Solovioline vor dem Hintergrund der gesamten Violinen-Gruppe wie in München wunderbar plastisch. Die Präzision des Orchesters nötigt großen Respekt ab. Obwohl nicht schwunglos wirkt der Gestus dieses von großer Sorgfalt geprägten Spiels ein wenig betulich, wenn man die Aufnahmen der 5er-Gruppe mit ihrem lodernden Feuer noch im Ohr hat.
Wenn man anhand einer Aufnahme die Partitur notieren müsste, wäre man mit dieser Einspielung mit am besten bedient. Sie ist extrem partiturgenau und besonders transparent und sauber. Das Instrumentarium wirkt bei ausgezeichneter Tiefenstaffelung wie durchleuchtet. Auch das Schlagwerk ist in jeder Lautstärke genauestens herauszuhören. Allerdings wirkt das Orchester ganz leicht distanziert. Die Dynamik gehört hingegen nicht unbedingt zu den Stärken der Einspielung. Man muss die Lautstärke schon etwas erhöhen, wenn der Klang lebendig werden soll.
4-5
Antal Dorati
Detroit Symphony Orchestra
Decca
1978
12:21
Nach seinem Wechsel von Mercury zu Decca nahm der ungarische Dirigent Enescus Rhapsodie erneut auf, dieses Mal mit dem Orchester aus Detroit, dem er damals als Chef vorstand. Nun bereits 72jährig lässt es Dorati etwas bedächtiger angehen als 18 Jahre zuvor in London. Er richtet seine Aufmerksamkeit nunmehr vor allem auf die Plastizität aller Stimmen. Das Solo des Fagotts ist aber neben dem Bratschensolo im Vordergrund immer noch nur eine Nebensache. Die Harfenglissandi sind jetzt deutlich z.B. im spannenden Übergang zum „plus vite“ bei Zi. 13. Das „Vogelkonzert“ der Holzbläser erklingt klangschön und plastisch. Das „très vif“ (sehr lebendig) bei Zi. 19 hat lange nicht mehr die feurige Hitze wie 1960. Bei Zi. 25 wird das pp überspielt. Das „allègrement“ (munter, ungeniert, fröhlich) klingt jetzt genauso wie von Enescu gewünscht, vor allem fröhlich. Obwohl nun weniger ultimativ in der tänzerischen Ekstase, „Hut ab“, Antal Dorati. Für das fff des letzten Akkords hat sich das Orchester noch eine ordentliche Reserve gelassen und „haut“ sie spendabel raus.
Die Aufnahme, wiewohl von Tonmeister Kenneth Wilkinson betreut hat nicht mehr die Präsenz der Mercury oder die der eigenen Aufnahmen aus den 60ern. Die Farben sind wärmer geworden, die Staffelung ist gut. Der Gesamtklang soll jetzt mehr als Ganzes wirken. Der Platz des Zuhörers ist von ganz vorne (Dirigentenperspektive) weiter nach hinten zu den „besten Plätzen“ gerückt (gehört aus dem Decca-CD-Würfel: The Analogue Years).
4-5
Heinz Rögner
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Lunar, Eterna
1977
13:09
Heinz Rögner war von 1973 bis 1993 Chefdirigent des RSB. Die Einspielung leitete er als 48jähriger im Studio Christuskirche im damaligen Ost-Berlin. Das Orchester präsentiert sich schon damals sehr klangschön in allen Bereichen, besonders der homogene Holzbläsersatz gefällt (wie auch heute noch). In Ost-Berlin erscheint das Durstverhalten poetisch-sehnsüchtig. Aufgrund der anscheinend sommerlichen Mattigkeit, die sich im gedrückten Tempo zeigt, fühlen wir uns jedoch eher in den Süden versetzt, obwohl es auch in Berlin heiß werden kann und man daher ausnehmend durstig werden kann. Heinz Rögner hat es gewiss nicht eilig. Ihm ist ein gefühlvolles, minuziöses Spiel wichtig, was mit allen Ingredienzien zusammen zu einem fast schon erhaben und ernst wirkenden langsamen Teil führt.
Auch Herr Rögner bleibt trotz der Anweisung „plus vite“ (schneller) immer noch sehr langsam, zieht das Tempo erst ab Zi 14 „accélérez“ (beschleunigen Sie) langsam an. Vor dem Einsatz der Flöte, die das „Vogelkonzert“ eröffnet, macht Rögner eine auffallende Generalpause, die nicht in der Partitur steht (zumindest nicht in unserer). Damit steht er (mit Clemens Krauss) ziemlich alleine da. Dieses Extra „Verschnaufen“ bringt aber durchaus ein zusätzliches Spannungsmoment mit ein. Anschließend setzt eine bis zur Vehemenz sich steigernde Beschleunigung ein, die jedoch bereits vor der sonst häufig angestrebten und mitunter auch erreichten Rasanz endet. Dieses Mal bleibt Präzision und Übersichtlichkeit erstes Gebot. Was hingegen ausbleibt ist die tänzerische Ekstase.
Der VEB Deutsche Schallplatten hat gute Arbeit geleistet. Die räumlichen Proportionen sind präzise, wir hören eine sehr tiefe Staffelung des Orchesters. Das Orchester wird weich, fein und durchaus farbig wiedergegeben. Der Raum hallt nicht unangenehm nach, ist aber auch nicht studiomäßig trocken. Der gesamte Klang schwingt gut und gleichmäßig aus. Er bleibt jedoch weniger brillant und etwas gedämpfter als wir es von den besten VEB-Aufnahmen kennen. Auch der Bass und die Dynamik stimmen, Transparenz ist auch im ff ein Trumpf der Aufnahme, nur vereinzelt macht sich die Akustik der Kirche da negativ bemerkbar. Was uns fehlt ist eine bessere Präsenz, d.h. weniger Distanz zwischen Zuhörer/innen und Orchester
4-5
Arthur Fiedler
Boston Pops
RCA
1964
11:39
Sicher wissen es die meisten Leser längst, dass sich hinter dem kurzen und prägnanten Namen des Orchesters das vielleicht aristokratischste Orchester der USA verbirgt, das Boston Symphony Orchestra. Es unterhielt bzw. unterhält immer noch eine eigne Konzertreihe eigens mit populären Werken des Klassikbereichs und anderer besonders leicht verdaulicher Musik (z.B. Musicals oder Filmmusik). Arthur Fiedler war in diesem Bereich sein Leiter von 1930 bis zu seinem Tod 1979.
Da schlägt ein schnellerer Grundpuls als z.B. bei Mariss Jansons, Sergiu Comissiona oder Heinz Rögner. Die Impulsivität geht eher in die Richtung, die die Dirigenten aus Südosteuropa vorgegeben haben. Dass wir ein hervorragendes Orchester hören, zeigt uns allein schon der wunderbar aufblühende Klang der Violinen. Die Viola in ihrem Solo klingt deutlich lauter als das Fagott, das aber leider undeutlich bleibt. Das Flötensolo klingt hervorragend sonor und anders als beim ebenfalls hervorgehobenen Solo in Maurice Ravels Ballett „Daphnis et Chloé“, an das wir uns noch gut aus dem Vergleich des Stückes erinnern (damals in der 1955er Einspielung mit Charles Munch), verzichtet man auf ein Wabervibrato. Das brillante Vogelkonzert der Bostoner Holzbläser erkennt man an der obligaten Flöte, die immer wieder mal den Holzbläsersatz (auch in anderen Einspielungen aus dieser Zeit) anführt. In Boston geht dieses Mal die Rasanz vor der Detailgenauigkeit (obwohl diese nicht schlecht ist). Die Harfen sind leider oft zu leise zu hören, trotz ihres ff. Das „allègrement“ gefällt besonders, denn es klingt hier nicht unnötig gebremst, sondern wunderbar ausgelassen und ungeniert. Anders als in Detroit (Dorati) wird das fff des Schlussakkords nicht gebührend gegenüber dem „normalen“ ff hervorgehoben.
Der Beginn des Stückes klingt noch sehr transparent und luftig. Im Tutti macht sich später die akustisch bei Aufnahmen oft tückische leere Bostoner Symphony Hall durch ein Zuviel an Hall unangenehm bemerkbar. Das klingt dann weniger deutlich und transparent. Die „Living Stereo“- Ära war bei RCA leider bereits zu Ende gegangen.
4-5
Gennadi Roshdestwensky
BBC Philharmonic, Manchester
Chandos
1997
12:52
Dies ist nach der 1990er Einspielung mit Neeme Järvi immerhin schon die zweite Einspielung der Rhapsodie von Chandos, während es die Deutsche Grammophon auf bisher keine einzige gebracht hat, jedenfalls keine, die uns bekannt geworden wäre. Im Fall Roshdestwenskys hat man sogar auch die Sinfonien und weitere Orchesterwerke mit eingespielt, sodass das Orchester mit dem kompositorischen Tonfall Enescus vertraut gewesen sein sollte. Die Aufnahmetechnik hat sich gegenüber 1990 weiterentwickelt, man hört es bereits am ersten Einsatz der Violinen, die nun weicher klingen. Das traurige Viola-Solo ist erstaunlich weit ins Orchester zurückgenommen, aber man hat das Problem mit dem gleichzeitigen Fagott-Solo erkannt und bestens gelöst, denn das Fagott ist leiser wie es sein soll und zugleich deutlich hörbar. Überhaupt erfreut das in Deutschland gegenüber den Londoner Orchestern immer noch wenig bekannte Orchester aus Manchester mit ausgezeichneter Spielkultur und lupenreinem, warmem Klang. Roshestwensky animiert es zu einem eher introvertierten, denn veräußerlichten Spiel, wenngleich er es nicht an Pointen fehlen lässt. Flöte und das Holz als Gruppe spielen ganz ausgezeichnet und steht den Londoner Orchestern in nichts nach. Auch nach dem souveränen Anziehen des Tempos erweist sich die Spielkultur als bestechend. Die ff klingen schön deftig, die pp wunderbar leise. Im rasanten Furioso und in der tänzerischen Ekstase bleibt die Einspielung jedoch nach unserem Empfinden zu kultiviert und kontrolliert. Das „allègrement“ wirkt vielmehr stolzierend als ausgelassen-fröhlich.
Der Klang dieser Chandos wirkt weniger hallig als die 90er mit Neeme Järvi. Der Raum wirkt nun nicht mehr so stark geweitet aber sehr gut ausgeleuchtet sodass man einen hervorragenden Über- bzw. Durchblick genießen kann. Die Farbgebung wirkt wärmer, was auf die volleren Mitten zurückzuführen sein dürfte. Transparenz ist nun auch im Tutti und im ff gewährleistet. Dynamisch wirkt die Aufnahme ziemlich aber nicht völlig ausgereizt. Auch hier würden wir uns eine etwas nähere Präsenz wünschen, wie wir sie in den ersten fünf Einspielungen unserer Liste verwirklicht finden. Diese Einspielung macht sehr viel von der Faktur des Werkes hörbar.
4-5
Neeme Järvi
Royal Scottish National Orchestra
Chandos
1990
13:16
Järvi sen. schlägt ein auffallend langsames Tempo an. Sohn Kirstjan wird in seiner Einspielung 22 Jahre später flotter unterwegs sein. Bei Neeme werden die einzelnen Soli sehr gefühlvoll ausgekostet bis zum Rand der Schwerfälligkeit. Als ob der Durst die Lebenskräfte schon fast zum erliegen gebracht hätte. Vielleicht hat man auch schon einiges gebechert und der eine „Leu“, den man noch zum Vertrinken übrighat, ist der letzte von vielen? Das würde zumindest das langsame Tempo erklären. Am schottischen Orchester liegt es jedenfalls nicht, denn es spielt sehr klangvoll und dynamisch sehr differenziert und das funktioniert mit einigen Sliwowitz oder wie man den Pflaumenbrandwein in Rumänien nennt, nicht mehr so gut. Das Viola-Solo lässt das Fagott-Solo gut durchklingen. Auch die Übergänge von den langsamen zu den schnellen Tänzen werden spannend inszeniert. Allerdings kommen sie nur langsam ins Rollen. Im schnellen Teil wirkt die hallige Akustik kontraproduktiv. Wegen des sauberen Spiels sind die Tutti jedoch immer noch transparent zu nennen. Nur wenn es dann auch noch richtig laut wird, dann beginnt der Gesamtklang zu lärmen.
Der Klang ist, man kann es wohl behaupten chandostypisch für die 80er und die beginnenden 90er Jahre großformatig, mit einer fast ausufernden Räumlichkeit, hallig, etwas distanziert aber auch recht weich und farbig. Wenn es nicht allzu laut wird, hat der Hörer bzw. die Hörerin eine gute Übersicht über das ganze Orchester. Die Violinen klingen hell. Gegenüber dieser Aufnahme aus Glasgow wirkt sogar die VEB-Aufnahme aus Berlin präsenter. In Glasgow klingt es jedoch transparenter und brillanter. Die Dynamik ist gut.
4-5
Kristjan Järvi
MDR Sinfonieorchester, Leipzig
Naive
2012, live
11:47
Der Sohn ist gegenüber dem Vater dem Rubato noch mehr zugewandt. Auch die Beschleunigungen und Verlangsamungen des Tempos werden gut umgesetzt, wenngleich man immer ein wenig das Gefühl hat, es handele sich um eine Inszenierung. Das Bratschensolo erhält eine passgenaue „Untermalung“ durch das Solo des Fagotts, wobei man festhalten muss, dass beide Soli kompositorisch nahezu nichts miteinander zu tun haben, weder rhythmisch noch thematisch. Über den sehr schön angetriebenen schnellen Teil der Rhapsodie könnte man sich freuen, wenn ihm nicht die nötige Transparenz fehlen würde. Der Dirigent lässt das Orchester, dem er von 2012 bis 2018 als Chefdirigent vorstand, tänzerisch ausgelassen bis wild spielen. So wild, dass der Applaus bereits vor dem „allègrement“ einsetzt. Danach setzen Järvi und das Orchester noch eine grandiose Schlussstretta drauf.
Der Klang der Einspielung präsentiert sich sehr präsent und offen, leider nicht immer mit der möglichen Transparenz. Auch die Räumlichkeit fällt hinter das in der 22 Jahre älteren Einspielung des Vaters Gebotene zurück.
4-5
Vladimir Golschman
Orchester der Wiener Staatsoper
Vanguard, Mezzoforte
Ca. 1960
11:21
Rhythmisch betont und artikulatorisch straff wirkt auch die Einspielung von Vladimir Golschman. Auffallend ist die hohe Transparenz der Bläser, gerade gegenüber den Streichern. Beim Viola-Solo kommt das Fagott noch ganz gut durch. Passagenweise wird mit auffallender Eleganz gespielt. Zum schnellen Teil geht es mit guter Beschleunigung, die jedoch das Feuer eines Dorati oder Danon vermissen lässt. Die Harfen kommen besonders gut zur Geltung. Das „arraché“ (abgerissen) kommt bei Golschman immer noch elegant. Derbes sucht man in dieser Einspielung vergebens. Fast als solle das Stück aus der folkloristischen Ecke herausgeholt werden. Insgesamt gelingt diese Darbietung im Tänzerischen weniger mitreißend als unter Dorati oder Danon, was nicht zuletzt auch an der fehlenden brachialen Dynamik liegen mag, die dem Stück gemeinsam mit einem feurigen Tempo erst richtig zur wilden Ekstase verhilft.
In den solistischen Passagen wirkt der Klang der Aufnahme schön transparent, im Tutti wird es hingegen schon einmal dick. Gerade das Holz wird oft besonders gut herausgearbeitet (sonst ist ja oft die Gruppe, die man am schlechtesten zu hören bekommt). In unserer Ausgabe von Mezzoforte klingen die Violinen nicht ganz frei und die ff wirken komprimiert.
4-5
Horia Andreescu
Nationales Rumänisches Radio Orchester
Olympia
1993
11:40
Diese Einspielung ist Teil eines Gesamtaufnahme aller Orchesterwerke Enescus. Sie entstand bereits drei Jahre nach der Gesamtaufnahme, die das gleiche Orchester 1990 mit Josif Conta und anderen auf Marco Polo herausbrachte.
Das Orchester mach erneut eine „gute Figur“. Vielleicht mag der Ausdruck zu Beginn ein wenig zu lieblich und klangverliebt erscheinen, wenn man bedenkt, dass es sich „nur“ um eine Art „Trinklied“ handelt. Andreescu bringt weniger Rubato ins Spiel als sein Vorgänger Conta. Im schnellen Teil lässt er das Orchester aber fast schon dahinfliegen, zunächst jedoch wenig feurig und angetrieben im Verlauf jedoch deftiger und vor allem perkussiv zugespitzt. Das „allègrement“ klingt weniger mit ungenierter Fröhlichkeit als zackig. Zuletzt wird es dann doch „trés vif“ (sehr schnell) und vor allem „trés“ deftig.
Der Klang der Aufnahme wirkt nun präsenter als der von 1990, als das Orchester noch unter dem Vorgänger in der Chefposition Josif Conta spielte. Die Klangfarben wirken wärmer, der gesamte Klang ist erheblich transparenter geworden. 1993 hat klanglich deutlich die Nase vorn.
4-5
Josif Conta
Nationales Orchester des Rumänischen Radios und Fernsehens
Marco Polo, Electrecord
1990
12:11
Bereits 1990 kam es zu einer Gesamtaufnahme des Orchesterwerks, wobei das Orchester und Josif Conta einige Beiträge geleistet haben. Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass der Dirigent mit diesem Orchester, das er seit 1954 als Dirigent und von 1964 bis 1988 als Chefdirigent leitete, die Rhapsodie bereits in den 50er und erneut in den 70er Jahren eingespielt hat. Aufnahmen, die uns aber nicht vorliegen.
Contas Temponahme kann man als rhapsodisch bezeichnen, versehen mit einem großen „Schluck“ Rubato. Das Orchester bietet einen vollen Klang, klingt demgemäß wenig schlank, spielt aber präzise. Man bewegt sich sozusagen zwischen aufbrausen und traurig sein. Der Bassbereich wird nicht vergessen. Beim Bratschensolo ist auch das Fagott noch gut hörbar.
Der schnelle Teil wird flott und sehr sauber dargeboten, als wäre es für die Musiker eine Ehrensache für das bekannteste Musikstück aus ihrer Nation alles zu geben. Sehr beachtlich. Von den Harfen hören wir allerdings nicht viel. Da hätte die Technik ein Mikrophon platzieren müssen. Die Musiker hätten gerade wegen ihrer aufopferungsvollen Darbietung einen besseren Klang verdient gehabt.
Das „allègrement“ könnte etwas unbeschwerter und fröhlicher klingen. Auch mit Conta stolziert es ein wenig voraus. Der Abschluss ist dann fetzig.
Die Aufnahme suggeriert uns den großen repräsentativen Konzertsaal. Recht räumlich und ziemlich transparent kommt man ohne Hallsoße aus. Die Staffelung ist gut. Leider wird das Orchester etwas zu entfernt positioniert und es könnte im Tutti leichter und offener klingen. Auch bei Brillanz und Dynamik wäre noch „Platz nach oben“.
4
Erich Kunzel
Cincinnati Pops
Telarc
1988
11:52
Der Beginn der Rhapsodie wirkt bei Erich Kunzel ein wenig nüchtern, die (dynamischen) Kontraste wirken gering und auch die Tempogegensätze halten sich in Grenzen. Der Gestus ist leicht und locker, durchweg hell und freundlich, der Ablauf sauber und glatt. So wird das Stück ideal zur Entspannung am Feierabend. Das orchestral durchaus brillante Spiel wirkt wenig folkloristisch angehaucht. Die Harfen kommen jedoch schön zum Zuge. Der schnelle Teil wirkt wenig ungeniert und fröhlich und auf uns ein wenig zu kultiviert. Da fliegen die Röcke der Tänzerinnen allzu züchtig.
Beim Klang der Aufnahme wird man eher glücklich, denn er ist sehr transparent, sehr sauber und gut strukturiert, farbig, saftig. Auch die Staffelung des Orchesters überzeugt. Das Orchester wirkt blitzeblank. Eine audiophile Empfehlung.
4
Alexandru Lascae
Philharmonia Moldova, Iasi
Ottavo
1994
11:44
Auch in diesem Fall haben Lascae und das Orchester aus Iasi, der drittgrößten Stadt Rumäniens und für manche „die Wiege der rumänischen Kultur“, das gesamte Orchesterwerk Enescus eingespielt. Die Rhapsodie wird erheblich zügiger gegeben als mit Christian Mandeal. Das hierzulande völlig unbekannte Orchester spielt sehr klangschön und fast so virtuos wie die besten, auch an Gefühl und Ausdruck gibt es wenig Mangel. Die Beschleunigung zum schnellen Teil zieht sehr gut an. Dennoch fehlt zu den besten noch das gewisse Etwas an überschäumender Virtuosität, Brillanz und zündendem Feuer.
Auch der Klang gefällt. Er wirkt warm, farbig, recht transparent. Es mangelt allenfalls an anspringender Präsenz, ganz besonders, wenn man die „alten“ RCAs, die Mercury oder die als Chesky verkleidete „Decca“ von Danon noch gut im Ohr hat.
4
Eduardo Mata
Dallas Symphony Orchestra
RCA
1981
13:05
Deutlich ungeduldiger als z.B. Neeme Järvi gehen der mexikanische Dirigent und sein damaliges Orchester aus Texas, dem er von 1977 bis 1993 als Chefdirigent vorstand, das Werk an. Die schnellen und die langsamen Tempi liegen bei ihm weit auseinander, ohne dass man dies als Spannungspotential nutzen könnte. Vielmehr wird daraus eine lockere Erzählweise gewonnen, die sowohl gefühlvoll als auch melancholisch wirkt. Rumänien und Texas sind in der Musik gar nicht so weit von einander entfernt, wie man es vielleicht befürchtet hätte. Trotz des mexikanischen Temperaments hat es Senior Mata nicht eilig; bei Zi. 13 nicht und auch bei Zi. 14 nicht, erst das Flötensolo wird bei ihm zur – langsamen – Beschleunigung auserkoren. Erst bei Zi. 17 mit dem vollen Einsatz der Piccoloflöte wird „volle Fahrt“ erreicht (nebenbei reichlich spät, eigentlich zu spät). Bei Zi. 19 „trés vite“ (sehr schnell) hat man das Tempo dann schon wieder reduziert. Das Orchester spielt sehr sauber und macht einen sehr gut geprobten Eindruck. Es sollte damals als das Spitzenorchester der RCA aufgebaut werden, nachdem die vorherigen (Chicago, Boston, Philadelphia) zu anderen Labels abgewandert waren. Es wirkt schon ein wenig seltsam, dass gerade ein mexikanischer Dirigent mit seinem Tempo, obwohl das Gegenteil gefordert wäre, so unforciert, entspannt und gelassen bleibt. Spielerisch und gelöst, wo andere voll aufdrehen. Kaum verwunderlich, dass die tänzerische Ekstase so fast völlig ausfällt.
Obwohl es sich bei dieser Einspielung um eine frühe Digitalaufnahme handelt, bietet sie uns bereits einen recht warmen Grundton und weich klingende Violinen. Die Transparenz ist jedoch deutlich zugunsten eines Mischklangs reduziert. Neeme Järvis Einspielung z.B. wirkt deutlich transparenter. Das Tutti wirkt in Dallas leicht verschwommen. Das Orchester zudem leicht distanziert. Die Brachialdynamik der Mercury von 1960 (Dorati) oder die glasklare Präsenz der RCA mit Stokowski (ebenfalls von 1960) sucht man vergeblich. Und das wurde uns damals, viele werden sich noch an die Werbetrommel erinnern, die damals gerührt wurde, als quantensprungähnliche Verbesserung verkauft.
4
Christian Mandeal
George-Enescu-Philharmonie Bukarest
Arte Nova
1994
13:19
Christian Mandeal, der von 1991 bis 2010 Leiter der Bukarester Philharmoniker war, die den Namen des Komponisten „unserer“ Rhapsodie tragen, nimmt den ganzen langsamen Teil tendenziell ziemlich behäbig. Sehr langsam und sehr betrübt, denn anscheinend ist der eine „Leu“ der noch vorhanden ist zum Vertrinken zu wenig, was ausgiebig bedauert werden muss. Man berappelt sich nur sehr langsam und auch beim „plus vite“ (viel schneller) wird es dieses Mal kaum schneller. Neben dem Violasolo bleibt das Fagott nebulös, man bekommt kaum was von diesem Solo mit und eigentlich nur dann, wenn man weiß, dass es an dieser Stelle zu kommen hat. Ansonsten ist das Orchester klangvoll und gut zusammen. Die Beschleunigungen ab Zi. 14 wirken dann strategisch gut geplant, denn beim langsamen Schnellerwerden verliert Mandeal nicht die Nerven, sondern hält die Beschleunigung lange am Laufen.
Im schnellen Teil erreicht Mandeal nicht das mitreißende Tempo z.B. Danons, bleibt aber auch nicht bieder. Die Fermate vor „allègrement“ hält Mandeal von allen Dirigenten am längsten. Enescu hatte es gewünscht, dass sie lange gehalten wird, aber viele wollen den gewonnenen Schwung dadurch nicht verpuffen lassen und verkürzen sie gegen den Wunsch des Komponisten. Enescu wünschte sich einen Spannungsgewinn. Es kann aber auch passieren, dass das Publikum bereits meint, das Stück wäre schon zu Ende und mit dem Applaus beginnt, wie es bei Kristjan Järvi in Leipzig passiert.
Insgesamt bietet die Einspielung eine gute Partiturgenauigkeit bei einem auffallend retardierten langsamen Teil und einem eher bedächtigen schnellen Teil. Es wird intensiv gespielt, aber ohne loderndes Feuer.
Mit der Brillanz der Aufnahme ist es nicht weit her und auch die Transparenz bewegt sich im unteren Mittelfeld. Die Dynamik gefällt etwas besser.
4
Eugene Ormandy
Philadelphia Orchestra
CBS-Sony
1957
12:06
Es gibt wohl noch eine weitere Einspielung Ormandys, die er mit dem gleichen Orchester 1972 für RCA machte. Sie war jedoch nicht aufzutreiben. Im musikalischen Bereich hat die Einspielung sehr viel zu bieten, was kaum verwundert, denn Eugene Ormandy, der eigentlich Eugen Blau hieß, stammte wie Georg Solti, Fritz Reiner oder George Szell aus Ungarn. Da ist Rumänien gar nicht mehr weit. Und dem Orchester mit seinen virtuosen Fähigkeiten scheint das Stück fast auf den Leib geschrieben worden zu sein. Leider passt es mit der Aufnahmetechnik nicht so recht, worauf wir am Ende der kleinen Besprechung zurückkommen wollen.
Der Gestus im langsamen Teil beginnt ausdrucksvoll klagend. Der Verlauf wirkt höchst virtuos, denn das Orchester fühlt sich in seinem ureigensten Element. Das Fagott ist neben dem ausdrucksvollen Viola-Solo bestens und in guter Relation zu hören. Ormandy betätigt sich als Meister in einem großen Spiel von Spannung und Entspannung.
Der schnelle Teil sprüht Funken. Das „Vogelkonzert“ ist ein Fest für die Flöten, besonders für die Piccolo. Des Weiteren spielt das Orchester extrem brillant mit knackigem Blech und geschmeidigen Streichern. Das Ganze wirkt knallbunt. Auch das „allègrement“ wirkt schön munter.
Leider erfreut der Klang der Aufnahme viel weniger als die musikalische Seite. Zu Beginn wirken die präsenten Solisten noch kristallklar, doch sobald das erste Mal das volle Orchester einsetzt verschwindet die Transparenz. Die Violinen klingen rau. Es gibt kaum eine Staffelung in die Tiefe, die Rechts/Links-Staffelung ist hingegen bereits gut ausgeprägt. Es liegt leider wieder der Breitwandsound vor, wie wir ihn bereits oft, aber bei weitem nicht immer von Ormandy gehört haben. Obwohl bereits ein Stereo-Klang vorliegt, klingt er brettflach. Und harsch. Im Tutti wird es oft sehr dicht. Die Dynamik der Aufnahme bremst das muntere Spiel hörbar ein. Dies ist leider kein aufnahmetechnisches Schmakerl und keine Konkurrenz für die Klassiker von Mercury mit Dorati, RCA (Stokowski) oder EMI (Silvestri). Erstaunlicherweise klingt sie sogar weniger klar als die Einspielung Rodzinskis von 1946.
4
Constantin Silvestri
Bournemouth Symphony Orchestra
BBC Live
1966, live
11:04
MONO Noch bedauerlicher ist die Diskrepanz zwischen musikalischem und klanglichem Gelingen in dieser Live-Aufnahme der BBC, die 1966 anlässlich eines Gastspiels des Orchesters in London entstand.
Der Gestus ist dem der beiden bereits erwähnten „Studio“-Einspielungen sehr ähnlich. Nicht rubatoselig aber äußerst flexibel im Tempo fängt Mister Silvestri den folkloristischen Geist der Rhapsodie so gut ein wie kaum ein zweiter. Erneut gibt es einen vorantreibenden, enorm tänzerischen schnellen Teil mit explosiven Akzenten und Volksfeststimmung. Wer hätte den britischen Musikern von der englischen Südküste so ein Feuer zugetraut? Völlig zurecht gibt es für sie und ihren Dirigenten frenetischen Applaus in der Royal Festival Hall.
Klanglich fällt dieser Mitschnitt der BBC sogar weit hinter die zehn Jahre ältere Prager Mono-Aufnahme zurück. Sie klingt erheblich stumpfer, bei weitem nicht so präsent und die Dynamik ist nur eine laue Brise am sommerlichen Strand gegenüber der Orkanstärke, die in Prag entfesselt wird. Und das alles obwohl sich die Intensität des Musizierens kaum geändert haben dürfte. Es gehen auch viele Feinheiten der Instrumentation unter, die in Prag noch auf dem Silbertablett serviert wurden.
4
Leopold Stokowski
And his Orchestra
RCA, Signum-Gala
1953
11:19
MONO Mister Stokowski hatte bereits 1953 und auch 1947 ein inniges Verhältnis zu Enescus Rhapsodie. Dennoch darf man beiden Einspielungen nur eine Brückenfunktion zur Einspielung von 1960 zuweisen, die sozusagen geradewegs auf den Parnass hinführt. Daher nur ein paar Stichpunkte zum 53er Jahrgang. Das Fagott-Solo ist neben dem priorisierten Viola-Solo sehr gut zu hören. Es wird so fast zu einem Duo. Super! Die langsamen und schnellen Abschnitte bilden starke Kontraste. Die Streicher spielen auch in dieser Einspielung das spezielle Stokowski-Legato mit dem individuellen Bogenstrich. An Temperament und Klasse mangelt es nicht. Dennoch sollte der noch unschlüssige Käufer die 60er-Version bevorzugen.
Der Klang wurde gegenüber dem 47er Jahrgang deutlich verbessert. Er wirkt klangfarbenstärker, klarer und fülliger. Der Aufnahme von 1960 kann sie in keiner Weise das Wasser reichen. Wie bereits gesagt: Dies ist nur eine Vorübung zur „Living-Stereo“.
4
Yuri Temirkanow
UdSSR State Symphony Orchestra
Brilliant
1968, live
11:01
MONO Der aus dem Nordkaukasus stammende und zur Zeit dieses Mitschnitts gerade einmal 30jährige Dirigent animiert das Orchester zu einem leidenschaftlichen jedoch nicht immer ganz präzisen Spiel. In seiner Interpretation gefällt vor allem der schnelle Teil, der mit einem sehr temperamentvollen Tempo intensiv und feurig gegeben wird. Leider hört man vom Holz in den temperamentvoll aufwallenden tänzerischen Passagen meist nur noch die Flöten und vom übrigen Orchester nur noch die Violinen, das explosive Schlagwerk und die polternden Bässe. Nur ab und an strahlt einmal das Blech hervor und die Harfen sind eine glatte Fehlanzeige.
Das ganze Orchester kommt mehr oder weniger aus einem Punkt in der Mitte zwischen den beiden Lautsprechern. Man hat das Gefühl, dass lediglich die Streicher eine rudimentäre Räumlichkeit ins Spiel bringen. Es gehen bei dem Mitschnitt einige Details verloren, nicht zuletzt, weil die Aufnahme im Tutti allzu dicht und mulmig wird.
4
Lawrence Foster
Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo
Erato
1987
11:44
Auch Lawrence Foster, selbst mit rumänischen Wurzeln in die Welt hinausgezogen, hat als Chefdirigent des Orchesters aus Monte-Carlo (1980 bis 1990) eine Gesamtaufnahme des Orchesterwerks Enescus verantwortet. Allerdings fühlt man sich im ersten (langsamen) Teil seiner Wiedergabe der Rhapsodie nicht unbedingt nach Südosteuropa versetzt. Es sei denn das zitierte Trinklied und die anderen Zitate aus der Volksmusik wären tatsächlich so lieblich und sanftmütig gemeint gewesen, wie es bei Lawrence Foster und dem monegassischen Orchester klingt. Die Hornsekunden werden gespielt als ob damit keine Klage verbunden wäre. Die ff kommen wenig eindrücklich. Die sf werden wenig herausgestellt. Die Beschleunigungen kommen hingegen gut und dem schnellen Teil schließlich wird eine mehr französische Legato-Eleganz als eine folkloristische Staccato-Derbheit verliehen. Es fehlt an Impulsivität und er wirkt insgesamt ein wenig stromlinienförmig und glatt. Auf der Habenseite stehen die auch im Tutti gut hörbaren Harfen.
Der Klang wird von „seifig“ klingenden Violinen beeinflusst. Gerade der Streichersatz wird jedoch sehr transparent gehalten. Die Staffelung ist gut, der Dynamik könnte etwas mehr Kraft verliehen werden, das ganze Orchester etwas präsenter klingen.
4
Clemens Krauss
Wiener Philharmoniker
Teldec
1950
12:43
MONO Das Spiel der Wiener Philharmoniker unter Clemens Krauss zeichnet sich durch die beiden weiten Bögen aus, die da über den langsamen wie über den schnellen Teil gespannt werden. Das ist dem Dirigenten wichtiger als ein besonders rhapsodisch gestimmtes Tempo und das Herausstellen von Details. Die Wiener Violinen spielen bereits 1950 groß auf und es könnte sicher auch besonders schön klingen, wenn sie freier und weniger verzerrt aufgenommen worden wären. Die Störgeräusche sind immens und weisen möglicherweise auf nur unvollständig eliminierte Rillengeräusche einer Schallplatte hin, obwohl unsere Quelle eine CD war. Sehr gut wird das Viola-Fagott-Problem mit den beiden konkurrierenden Soli gelöst, das Fagott erscheint hier fast als ein Duo-Partner, wird also fast gleichberechtigt hörbar. Auch Clemens Krauss macht eine spannungsfördernde Generalpause vor dem großen Solo der Flöte, obwohl davon nicht in der Partitur steht (9 T. nach Zi. 14). Als großen Aktivposten dürfen wir verbuchen, dass die Harfen zu ihrem Recht als Vertreter des „Hackbretts“ aus dem folkloristischen Instrumentarium kommen, wie kaum in einer anderen Aufnahme. Der schnelle Teil wird mit „brennender“ Verve gespielt. Musikalisch könnte diese Aufnahme ein großer Wurf sein, aber klanglich wird den Hörer/innen der Genuss daran gründlich vermiest.
Dabei klingt es eigentlich schön präsent, aber teilweise verzerrt der Klang vermeintlich wegen der Rillengeräusche, teilweise wirkt er gründlich übersteuert. Irgendwie ist die Aufnahme technisch missglückt. Im ff ist der Zusammenklang kaum noch transparent zu nennen.
4
Arturo Toscanini
NBC Symphony Orchestra
RCA-Altair
40er Jahre?, live
11:24
MONO Ein Aussetzer beim leisen Anblasen bei der Oboe schon ziemlich am Anfang weist auf eine Live-Aufnahme hin. Das Portato wird nicht nur beachtet (Toscanini lässt kein Staccato daraus machen), sondern schön ausgespielt, ebenso die dynamischen Anweisungen. Das Fagott-Solo findet seinen gebührenden Platz neben dem dominierenden Solo der Viola. Toscanini dirigiert weitgehend ohne Rubato, was das Stück ein wenig steif wirken lässt. Eine rechte Spannung will sich zunächst nicht einstellen. Das ändert sich ab Zi. 13 schlagartig als der Dirigent zu einer unwiderstehlichen Beschleunigung ansetzen lässt. Auf Details wird nun weniger Rücksicht genommen und die Aufnahmetechnik nivelliert die im Original sicher ganz beträchtlichen dynamischen Unterschiede total ein. Die anfänglich durchaus noch vorhandene Transparenz wird bei hoher Lautstärke auf ein Geräusch-Konglomerat eingeschrumpft. Die Spielweise im schnellen Teil wirkt allerdings wie besessen und wie unter einen einzigen, atemlosen Bogen gestellt. Die Passage mit der Solo-Violine zeigt die absteigende Linie mustergültig auf. Beim „allègrement“ (munter, ungeniert, fröhlich), wo andere meist verlangsamen, wird nochmals tüchtig eingeheizt.
Musikalisch also durchaus voll auf der Höhe fehlt es der Aufnahme am klangsinnlichen Aspekt, der bei dieser Musik besonders viel von ihrem Reiz ausmacht, an Farbe, Transparenz und Fülle. Klingt es bei Dorati „muskulös und sehnig“, ohne ein Gramm Fett zu viel sozusagen, so wirkt die Musik hier bis auf ihr Gerippe abgemagert.
Zum Klang wurde eigentlich schon genug geschrieben. Er ist zudem staubtrocken und im Verlauf wird vom Stimmengewebe und der Farbkraft der Komposition einfach zu wenig rübergebracht. Wenn wir die Aufnahme mit Rodzinski von 1946 nicht gehört hätten, hätten wir eigentlich gar nicht mehr erwartet.
4
Leopold Stokowski
Philharmonic Symphony Orchestra of New York (heute: New York Philharmonic)
Guild
1947, live
9:47
Mit dieser Live-Aufnahme wird Leopold Stokowski zum einsamen Rekordhalter, was virtuose Rasanz angeht. Und das obwohl er selbst bei seiner ersten Aufnahme 1947 bereits das Rentenalter von 65 Jahren erreicht hatte. Schon der langsame erste Teil der Rhapsodie wirkt kaum ruhevoll und schon gar nicht behaglich. „Jugendliche Ungeduld“ prägt die Tempi, die äußerst angetrieben erscheinen. Die Wechsel derselben erscheinen besonders rhapsodisch. Ab Zi. 13 geht der Gestus in eine sonst nie gehörte Rasanz über, die die Virtuosität des Orchesters bis an seine Grenzen (aber nicht darüber hinaus) fordert. Das lässt die Hörer/innen natürlich nicht wenig staunen und fasziniert durchaus. Die Rhapsodie wirkt dann jedoch, gerade wenn man den direkten Vergleich zur Hand hat, eher „nur“ wie ein virtuoses Showstück für Orchester, denn richtig tanzen kann in diesen Tempi wohl niemand mehr. Nicht ohne Grund hat Stokowski seine Tempi in den späteren Einspielungen für die Tonkonserve partiturkonform herabgesetzt.
Die Aufnahme klingt nicht ganz so trocken wie die von Toscanini, jedoch ebenfalls dynamisch nivelliert und mit geringer Transparenz. Sie klingt platt wie ein Pfannkuchen und leicht dumpf.
22.9.2023